Tourismus

Obwohl schon 1977 entstanden, ist der Spielfilm Sonne der Hyänen des tunesischen Regisseur Rida Behi noch immer aktuell und gleichzeitig ein „Klassiker“ des tourismuskritischen Films. Im Mittelpunkt steht der Weg eines nordafrikanischen Fischerdorfes, das schließlich zu einem Touristenzentrum wird. Ursprünglich lebte das Dorf vor allem von traditionellem Tauschhandel, bis eines Tages ein deutscher Konzern auftaucht, um ein Touristenzentrum einzurichten. Mit der Unterstützung bedeutender Persönlichkeiten und der Regierung wird das Projekt sehr schnell realisiert. Das Leben des Dorfes verändert sich mehr und mehr: Aus Fischern werden Bauarbeiter, und aus dem Wochenmarkt werden kleine Läden. Als die Bauarbeiten schließlich beendet sind, steht ein großer Teil der Dorfbewohner arbeitslos da.

Auch der Spielfilm von Nouri Bouzid, ebenfalls aus Tunesien, befasst sich – 25 Jahre später – mit den Auswirkungen des Tourismus auf sein Land. Roufa ist ein Bezness, ein Gigolo, der seine Dienste ausländischen Touristinnen anbietet. Der gleichnamige Film beschreibt die zunehmenden Konflikte in die er zwischen den Verheißungen westlicher Lebensart und der Verantwortung gegenüber seiner Familie und seiner Verlobten gerät.

Auch andere Filme beschreiben, wie der Tourismus ein Land verändern kann, wie Erwartungen der Menschen, die sich erhofft haben, etwas vom Kuchen Tourismus abzubekommen enttäuscht werden und sich bei den Touristinnen und Touristen Vorurteile eher festigen, als dass ein Austausch zustande käme.

Dieses Resümee zieht auch Imad Karim in seinem Film Pauschal Total. Der vier TouristInnen auf die tunesische Ferieninsel Djerba begleitet. Ausspannen, Sport und Strand haben höhere Priorität als einen Einblick in die Lebenswirklichkeiten der Menschen, die dort leben zu gewinnen.

Die Straße zum Club – in dem gleichnamigen Film von Per Schnell – stellt sich ebenfalls als Einbahnstraße heraus. Die Menschen, die Cluburlaub in Sri Lanka buchen, wollen am liebsten unter sich bleiben. Dennoch geht der Einfluss des Clubs weit über seine Grenzen hinaus. Etwa 240 Angestellten verdienen dort ihren Lebensunterhalt und bringen es zu einigem Wohlstand, von dem andere Einheimische ausgeschlossen sind. Die Kaufkraft der neuen Reichen und der Hotelbewirtschaftung hat die Lebenshaltungskosten in die Höhe schnellen lassen. Die meisten Touristen selbst machen sich nur wenig Gedanken über das, was sie bewirken. Nur die wenigen, die sich bemühen, Kontakt zu den Einwohnern des Landes zu bekommen und mehr von ihnen zu erfahren, werden sich der Wirkung ihrer Anwesenheit in dem Land bewusst.

Auf der Insel Amantani im Titicacasee zwischen Bolivien und Peru, haben sich die Bewohner für eine andere Art des Tourismus entschieden. Ein Hotel gibt es nicht, dafür nehmen die Familien jedes Jahr TouristInnen bei sich auf, die an ihrem Leben teilhaben und in die Bräuche und Traditionen der GastgeberInnen eingeführt werden. Ute Wagner- Oswald beschreibt diese Form eines nachhaltigen Tourismus in ihrem Film Amantani – Insel der Sterne als geglücktes Experiment.

Aber warum machen sich Menschen auf die Reise und was suchen sie? Der indonesische Regisseur Garin Nugroho und der Deutsche Gero Gembala haben sich in ihrem Film Du bekommst was du verdienst gemeinsam auf den Weg nach Bali gemacht um dies zu erkunden. Die indonesische Insel ist Traumziel nicht nur heutiger Reisender, sondern schon lange Ziel exotischer Träume und Sehnsüchte. Gemeinsam ergründen sie den Erfolg einer Insel als Traumbild – gegenüber der Realität westlicher Lebensformen. Das Ergebnis ihres Experiments ist so unterschiedlich wie die beiden Regisseure. „Du verdienst, was Du bekommst“, meint der Indonesier, „Du bekommst, was Du verdienst“, der Europäer.

Seit 1990 werden mit dem Toura d’or Filme ausgezeichnet, die sich für einen sozialverantwortlichen, umweltverträglichen und damit zukunftsfähigen Tourismus einsetzen. Jedes Jahr werden im Rahmen der ITB, der Internationalen Tourismusbörse in Berlin vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. geeignete Filme ausgewählt.

Eine lobende Erwähnung erhielt im Jahr 2000 auch der Film Abenteuer Ninki Nanka von Bernd Ax. Er begleitet den neunjährigen Samba mit seiner deutschen Mutter und seinem gambischen Vater zu seiner afrikanischen Familie nach Gambia. Dabei wird der Junge von dem Wunsch geleitet, mehr über das Fabelwesen Ninki Nanka zu erfahren, vom ihm sein Großvater erzählt hat. Mit kindlich neugierigem Blick begibt er sich auf die Reise, die ihn von der Mündung des Gambia Flusses durch Gambia, Senegal und Guinea führt, und schließlich an der Quelle endet. Dort angekommen beginnt er zu verstehen, was sein Großvater meinte, als er sagte, man müsse sich erst selbst entdecken, um Ninki Nanka finden zu können.

Ausführliche Informationen zu den hier genannten Filmen, sowie weitere Filme zum Thema finden Sie in der Datenbank.

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