Europäisches Jahr der Entwicklung 2015

suessesgilftZiel des Europäischen Jahres der Entwicklung, zu dem das Jahr 2015 ernannt wurde, ist es, die BürgerInnen über die Entwicklungszusammenarbeit der EU und der Mitgliedstaaten zu informieren, sie unmittelbar einzubeziehen und das Bewusstsein für den Nutzen der Entwicklungszusammenarbeit nicht nur für die Empfänger, sondern auch für die Bürger der EU zu schärfen. Im Mittelpunkt des Europäischen Jahres steht eine umfassende Informations- und Kommunikationskampagne, die durch Maßnahmen der Mitgliedstaaten ergänzt wird und an der sich ebenso die Zivilgesellschaft beteiligen soll. Dabei geht es auch um die Frage, wie die neuen Ziele für eine weltweite nachhaltige Entwicklung – nach den Millenniumsentwicklungszielen – aussehen sollen. Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Programmen sollen Bürgerinnen und Bürger in Europa dazu animiert werden, sich stärker in der Entwicklungspolitik zu engagieren.
Angesichts dieser Ziele ist ein kritischer Rückblick auf die Entwicklungshilfe – aber auch den Begriff von Entwicklung allgemein – der letzten Jahrzehnte ein Schritt, um neue Gedanken erproben zu können.
In seinem Film Süßes Gift – Hilfe als Geschäft (2011, 89 Min.) wirft er Filmemacher Peter Heller einen kritischen Film auf die verfehlten Entwicklungshilfestrategien anhand von Beispielen aus Mali, Kenia und Tansania. Entwicklungshilfe, so das bittere Fazit des Films, ist für die meisten Staaten des afrikanischen Kontinents ein einziges Desaster, denn sie kann abhängig machen und Korruption und Passivität fördern. Dabei stellt der Film Erkenntnisse und Aussagen afrikanischer Fachleute in den Mittelpunkt und entwirft einen Weg, wie sich die Länder Afrikas selbstbestimmt entwickeln könnten.
Mit den verheerenden Auswirkungen der Katastrophenhilfe beim Wiederaufbau des von einem Erdbeben 2010 verwüsteten Haiti setzt sich der aus Haiti stammende Filmemacher Raoul Peck in seinem Film Tödliche Hilfe (2012, 99 Min.) auseinander. Nach knapp drei Jahren fällt Pecks Zwischenbilanz kritisch aus. Ohne vorzugeben, eine objektive Bestandsaufnahme vorzulegen, diagnostiziert Raoul Peck nicht nur gravierende Defizite in der Koordination der Hilfsprogramme untereinander, sondern beklagt vor allem die fehlende Bereitschaft, die haitianische Zivilgesellschaft und die von der Katastrophe betroffenen Menschen selbst in den Prozess einzubeziehen.
Auch de aus Kamerun stammende Regisseur Jean-Marie Teno beschäftigt sich mit den Auswirkungen europäischer Entwicklungskonzepte. In seinem Film Ferien in der Heimat (2000, 75 Min.) begibt er sich zurück nach Yaoundé um der Frage nachzugehen, welche Auswirkungen der Begriff der Modernität, der alles Französische als modern und als alles Afrikanische als altertümlich charakterisierte hinterlassen hat.
In ihrem Film Hunger (2012, 90 Min.) beleuchten Marcus Vetter und Karin Steinberger den Skandal, der in der Tatsache liegt, dass weltweit noch immer so viele Menschen hungern müssen. Dabei kommen wirtschaftliche Faktoren (Billigimporte, EU Fischerei- und Agrarpolitik) zur Sprache uns deren Auswirkungen auf die Ländern, die Entwicklungsländer genannt werden.
Mit den Auswirkungen der EU-Fischereipolitik auf die Fischer im Senegal befasst sich auch Peter Heller in seinem Film Yaayboy – Vom Fischen im Trüben (2011, 25 Min.). Ohne die Möglichkeit, sich und ihre Familien ausreichend ernähren zu können, sehen sich viele junge Männer gezwungen, ein Auskommen in Europa zu suchen. Erst eine neue Politik, die die Fischer mit ihren Protesten einforderten, setzte erste Zeichen, um den illegalen Fischfang zu beenden, die Fangquoten, die an die EU verkauft werden, stark einzuschränken und insgesamt das Ziel zu verfolgen, dass der Fisch aus den westafrikanischen Küstengewässern zuerst Afrikanern als Nahrung und Handelsgut zusteht.