Barça ou Bassa - Barcelona oder Tod

Der 35-minütige Kurzfilm lässt sich unabhängig und in Ergänzung zu Peter Hellers Langzeitstudie „Life Saaraba Illegal“ sehen. Beide Filme nehmen das Schicksal der gleichen Familie von der kleinen Insel Niodior vor der Küste Senegals zum Ausgangspunkt einer Analyse über die Hintergründe und Ursachen der Abwanderung aus Westafrika. In seinem Film „Barcelona oder Tod“ sind es in erster Linie afrikanische Expertinnen und Experten, die das Phänomen erläutern, weshalb immer mehr junge Menschen nicht nur die Insel, sondern das Land in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Europa verlassen. Dabei kommen ökologische und wirtschaftliche Bedingungen ebenso zur Sprache wie geopolitische Zusammenhänge. Diese gewinnen vor dem aktuellen Hintergrund der Abschottung Europas an Bedeutung.
In diesem Film, der sehr engagiert und unverblümt die europäische (Wirtschafts-)Politik in Westafrika kritisiert, stehen die Lebens- und Migrationsgeschichten der Brüder Aladji und Souley und ihr Traum von Europa exemplarisch im Mittelpunkt. Nicht zuletzt der Niedergang des Fischfangs auf ihrer Heimatinsel Niodior hat sie dazu bewogen, in die Emigration zu gehen bzw. diesen Schritt zu wagen. Inzwischen bemühen sich Handelsorganisationen wie Green Senegal oder Brot für die Welt, die Misere der Fischer zu mildern und beim weltweiten Kampf um die Fische beratend einzugreifen. Dafür sind neue Probleme hinzugekommen. Reis- und Weizenanbau verdrängen den traditionellen Hirseanbau, Getreide muss zusätzlich importiert werden, die Landwirtschaft geht insgesamt zurück, infolge des Klimawandels gibt es immer häufiger Trockenperioden. Fehlende Überlebenschancen der Bevölkerung, der Mangel an Ressourcen und die Armut veranlassen daher immer mehr junge Leute zum Wegzug nach Europa, das zur Lebensversicherung der ganzen Familie wird. Da zudem die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt festgelegt werden, Importgüter mit niedrigen Einfuhrzöllen belegt sind und die hoch subventionierten Produkte aus Europa die einheimischen Strukturen zerstören, haben die Daheimgebliebenen kaum noch Chancen. Die Alternative lautet folgerichtig: Barçelona oder der Tod. Schon jetzt sind die Überweisungen der Migranten aus Europa wichtiger als die gesamte Entwicklungshilfe. Abhilfe könnte ein fairer Handel, die Unterbindung von Landraub und eine echte Partnerschaft sein. Stattdessen werden die westafrikanischen Länder von Europa weiterhin wirtschaftlich ausgebeutet, Mauern errichtet und totalitäre Regimes in Afrika unterstützt.
„Um zu verstehen, was einen westafrikanischen jungen Mann bewegt, der sich auf den Weg nach Frankreich oder Spanien macht, muss man wissen, dass diese Herausforderung etwas Ähnliches bedeutet wie der Initiationsritus der Mannwerdung. Das gehört zum Verständnis von Migrationsursachen wie neue, ‘gemachte’ Fluchtgründe. Dazu gehören die verfehlte Förderung der Landwirtschaft und industrieller Verarbeitung (Entwicklungshilfe in den letzten 50 Jahren), die Fischereipolitik, die Zollpolitik und Handelsbedingungen mit Rohstoffen sowie die ersten Auswirkungen des Klimawandels, der besonders hart die Bewohner der Küstenregion Senegals trifft.“ (Peter Heller)

Der Film ist Teil der DVD "Life Saaraba Illegal" von Peter Heller.

Der Film steht im Portal der Ev. und Kath. Medienzentralen zum Download zur Verfügung. Informationen zu Zuständigkeit und Konditionen: https://medienzentralen.de/auth

Produktionsjahr2016
ProduktionslandDeutschland
Ziel-/Altersguppeab 16 Jahren
FormateDVD, online
Länge35 Minuten
BuchPeter Heller
RegiePeter heller
KameraJan Betke, Klaus Lauterbacher, Bernhard Rübe
TonDissa Preira, Saliou Waa Guendoum Sarr, Mirya Banuls-Heller
MusikAlibeta Baraka Global Arts
SchnittWolfgang Grimmeisen
ProduktionFilmkraft Peter Heller Filmproduktion
GenreDokumentarfilm