Eine respektable Familie
Der iranische Wissenschaftler Arash ist nach 20 Jahren im Ausland für einen Lehrauftrag in seine Heimatstadt Shiraz zurückgekehrt. Als er von seinem Neffen Hamed, dem Sohn seines Halbbruders Jafar, erfährt, dass sein Vater, zu dem er seit langem keinen Kontakt mehr hat, im Sterben liegt, lässt er sich widerwillig auf einen Besuch ein.
Doch ging es Hamed offenbar weniger darum, Arash mit seinem Vater zu versöhnen, als ihn davon zu überzeugen, der Übertragung eines Vermögens aus dem väterlichen Erbe an seinen Halbbruder Jafar zuzustimmen – wozu er bald mit immer skrupelloseren Methoden aufgefordert wird.
Der Film entfaltet die Vorgeschichte der Ereignisse in Form von Rückblenden und verschränkt die Spielfilmhandlung kunstvoll mit bisher teils unveröffentlichtem Dokumentarfilmmaterial aus der Frühzeit der Iranischen Republik. So entsteht allmählich eine komplexe Familiengeschichte, in der sich die Wirren und Widersprüche der Iranischen Revolution spiegeln. Sie führt zurück in die Zeit des ersten Golf-Kriegs, den Saddam Hussein im September 1979 begonnen hatte weil er befürchtete, der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini könnte versuchen, sein neu entstandenes, auf dem Islam basierendes Staatsmodell, in den Irak zu exportieren. In diesem Krieg verloren Hunderttausende junger Iraner ihr Leben – unter ihnen auch Amir, der ältere Bruder von Arash. Während die Mutter den Tod ihres Erstgeborenen nie überwunden hat, nutzte ihr Mann seine Stellung als Vater eines Märtyrers skrupellos aus und häufte durch Schwarzmarktgeschäfte ein Vermögen an.
Der Film erinnert in der Verschränkung von Familien- und Zeitgeschichte an den italienischen Neorealismus, als Kriminal- und Politfilm verweist er auf den französischen Film Noir. Der Regisseur Massoud Bakhshi verbindet die beiden Genres, um ein originelles, ebenso präzises wie düsteres Portrait des Iran zu zeichnen. Hinter der Fassade bürgerlicher und religiöser Anständigkeit wird eine patriarchale Gesellschaft gezeigt und demontiert, in der sich Rücksichtslosigkeit und Korruption als herrschende und erfolgreich praktizierte Prinzipien erkennen lassen.
Massoud Bakhshi inszeniert die historisch weit ausgelegte Geschichte vor dem Hintergrund der Massendemonstrationen der sogenannten Grünen Bewegung im Sommer 2009. Dass diese Proteste blutig niedergeschlagen wurden, wissen die Zuschauer dieses 2012 fertig gestellten Films bereits. In seinem offenen Ende aber bleiben auch die Hoffnungen auf einen demokratischen Wandel lebendig.
Produktionsjahr | 2012 |
Produktionsland | Iran |
Ziel-/Altersguppe | ab 16 Jahren |
Formate | DVD |
Länge | 90 Minuten |
Buch | Massoud Bakhshi |
Regie | Massoud Bakhshi |
Kamera | Mehdi Jafari |
Ton | Bahman Heydari |
Schnitt | Jacques Comets |
Darsteller | Babak Hamidian, Mehrdad Sedighian, Mehran Ahmad,i Ahu Kheradmand |
Produktion | Firoozai Films |
Genre | Spielfilm |