Ferien in der Heimat
„Vacances au Pays“ begibt sich auf die Suche nach dem Leitbild der Modernität, das die Gesellschaft Kameruns seit der Unabhängigkeit des Landes umtreibt. Der Film von Jean-Marie Téno hinterfragt, manchmal mit Ironie, den Begriff des Fortschritts, der in Afrika mit einer besonderen Art von Modernität ‚à la tropicale’ (nach Art der Tropen) verbunden ist und sich in der folgenden Formel erschöpft: Alles Europäische ist modern, alles Afrikanische hingegen vorsintflutlich und zum Verschwinden bestimmt. Nach den verheerenden Folgen der Sklaverei und des Kolonialismus ist der afrikanische Kontinent von einer neuen Form der Zerstörung bedroht. Das Bildungssystem fördert im Bewusstsein der Afrikaner, die völlig auf Europa fixiert sind, einen Minderwertigkeitskomplex. Infolgedessen hat sich eine neue gesellschaftliche Hierarchie herausgebildet, an deren unterster Stelle der Dorfbewohner steht. Jean-Marie Téno begibt sich auf die Reise durch das Land Kamerun, durch seine eigene Geschichte und die Geschichte seines Landes. Er wiederholt dreißig Jahre später die gleiche Reise, die er als Kind zu Beginn der Schulferien antrat: von der großen Stadt Yaoundé, wo er das Gymnasium besuchte, nach Bandjoun, in sein Heimatdorf. Ferien in der Heimat.
Téno begegnet während dieser Reise Menschen, die er nach den Hoffnungen und Enttäuschungen befragt, die ihnen die Veränderungen der vergangenen dreißig Jahre gebracht haben. Er versucht die sich auftuende Kluft zwischen Städtern und Dorfbewohnern zu überbrücken.
Der Film reflektiert auf persönliche Weise die afrikanische Obsession von Modernität. Ein mehr als problematisches Modell, das den Fortschritt als Anpassung um jeden Preis praktiziert und sich auf diese Weise gegen sich selbst kehrt, die die einen in eine unendliche Misere stürzt und den andern hilft, sich zu bereichern.
Produktionsjahr | 2000 |
Originaltitel | Vacance au Pays |
Produktionsland | Kamerun, Frankreich, Deutschland |
Ziel-/Altersguppe | ab 16 Jahren |
Formate | DVD |
Länge | 75 Minuten |
Buch | Jean-Marie Téno |
Regie | Jean-Marie Téno |
Kamera | Jean-Marie Téno |
Ton | Lardia Thombiano |
Musik | Ben’s Belinga, Marianne Entat |
Schnitt | Christiane Badgley |
Produktion | Les Films du Raphia |
Genre | Dokumetarfilm |
Sprachfassung | OmU |