Oburoni Wawu Die Kleider der toten Weißen
„Oburoni Wawu“, die Kleider der toten Weißen, mit diesem Begriff wurden in Ghana die ersten Altkleider bezeichnet, die als Spenden aus Europa eintrafen. Unvorstellbar, dass lebende so gute Kleider einfach wegwerfen könnten. Diese Bezeichnung hat sich in der Umgangssprache erhalten, auch wenn die Altkleider in Ghana und vielen anderen Ländern des Kontinents längst von kommerziellen Händlern vertrieben werden und auch kein Geheimnis mehr um deren Herkunft besteht.
Fast ungebrochen ist hingegen noch immer die Legende vom karitativen Nutzen der Altkleidersammlungen. Nicht nur in Deutschland versichern die Sammelaufrufe den unter der Last der Altkleider stöhnenden Konsumenten immer wieder, diese kämen den „Bedürftigen in den Ländern der Dritten Welt“ zugute.
Doch es gibt berechtigten Anlass, an dieser Sicht der Dinge zu zweifeln. Die Frage, wer wirklich am Altkleiderhandel profitiert und was es sonst noch für Merkwürdigkeiten mit diesem Geschäftszweig auf sich hat, steht deshalb im Mittelpunkt dieses Dokumentarfilmes.
Auf dem Weg der Altkleider von der Haussammlung in Europa bis zu den Märkten in Afrika entpuppt sich das Geschäft weniger als ein Akt der Nächstenliebe, denn vielmehr als ein gewöhnlicher Zweig der Exportindustrie.
Wenn einer der Händler von ‚kommerzieller Entwicklungshilfe’ spricht, so wird dies spätestens dann fragwürdig, wenn der Film am Beispiel des westafrikanischen Ghanas die Folgen der Importe aufzeigt. Die billige Importware verdrängt die ghanaische Neuware vom Markt. Textil-Betriebe, die in der Zeit nach der Unabhängigkeit des Landes aufgebaut wurden und seitdem erfolgreich gearbeitet hatten, sind nun vom Bankrott bedroht. Tausende von Arbeitern haben ihren Job schon verloren oder müssen dies für die allernächste Zeit befürchten.
Hochwertige Textilien aus Ghana werden nach Europa und in die USA exportiert. Lokal ist dafür zwar ein Markt, nicht aber die nötige Kaufkraft vorhanden.
Folgt man einer der düsteren Prognosen, so könnten schon bald alle Afrikaner mit den abgelegten Kleidern aus Europa und Amerika eingekleidet werden.
Produktionsjahr | 1995 |
Produktionsland | Deutschland |
Ziel-/Altersguppe | ab 14 Jahren |
Formate | 16 mm, VHS |
Länge | 55 Minuten |
Buch | Franziska Strobusch, Boris Terpinc |
Regie | Franziska Strobusch, Boris Terpinc |
Kamera | Ulla Barthold, Otmar Schmid |
Ton | Gregor Kuschel |
Musik | Mandela Street Movie |
Schnitt | Birgit Dreibach |
Produktion | medusa-film |
Genre | Dokumentarfilm |