Cheb Flucht aus Afrika

Merwan ist ein junger „beur“. In Algerien geboren, aber in einer der trostlosen Pariser Vorstädte aufgewachsen, gehört er zur zweiten Generation der aus Nordafrika eingewanderten Immigranten. Als er bei einem kleinen Diebstahl erwischt wird und sich vor Gericht verantworten muss, wird ihm seine Herkunft zum Verhängnis. Weil er in Algerien und nicht in Frankreich geboren wurde, wird er sofort abgeschoben.
Die Ankunft in Algerien ist für ihn ein Schock. Er kennt weder das Land noch die Sprache. Sein Pass wird einbehalten. Merwan muss sich beim Militär melden und wird sofort eingezogen. Die Militär-Behörden verfrachten ihn in eine Kaserne ganz im Süden des Landes - mitten in der Wüste. Ein hartes Leben beginnt. Seine Kameraden und seine Vorgesetzten drangsalieren ihn. In ihren Augen ist er keiner von ihnen - und dies lassen sie ihn spüren. Sein einziges Ziel sieht er deshalb darin, abzuhauen und sich zurück nach Frankreich durchzuschlagen.
Als er erfährt, dass seine Freundin Malika ihre Ferien bei einem Onkel in Algerien verbringen wird, desertiert er. Es gelingt ihm, sich bis zu Malika durchzuschlagen. Auch sie lebt im „Gefängnis“, denn sie steht unter der strengen Kontrolle ihres Onkels, und der „Urlaub“ war nur ein Vorwand, sie hier zu verheiraten „gemäß der Tradition“, d.h. ohne ihr Einverständnis. Gemeinsam setzen sie ihre Flucht nach Frankreich fort. Aber der Versuch, ohne Pässe über die Grenze zu kommen, scheitert. Die beiden werden aufgegriffen. Malika wird zurück zu ihrem Onkel gebracht, Merwan gelingt ein zweites Mal die Flucht. In einer kleinen Siedlung findet er Unterschlupf. Hier, bei einem einfachen Bauern, der einst gegen die Franzosen gekämpft hatte, beginnt er, die arabische Kultur seines Landes zu verstehen. Mit Hilfe dieses Mannes und dem Pass eines vor dem Militärdienst nach Algerien geflüchteten Franzosen, gelingt Merwan der Grenzübertritt nach Marokko und die Weiterreise nach Frankreich.
Mit bitterer Ironie zeigt die letzte Einstellung des Filmes Merwan wieder in Uniform - beim Abspielen der Marseillaise, der französischen Nationalhymne. Merwan bleibt stumm.

Länder/Kontinente (inhaltlich): Algerien, Maghreb
Produktionsjahr1990
ProduktionslandAlgerien, Frankreich
Ziel-/Altersguppeab 16 Jahren
Formate16mm, VHS
Länge82 Minuten
BuchRachid Bouchareb
RegieRachid Bouchareb
KameraYoucef Sahraoui
MusikSafy Boutella
DarstellerMourad Bounaas, Pierre-Loup Rajot, Nozha Khouadra, Nadji Beida, Mohamed Nacef u.a
Produktion3.B.Prod., Frankreich, E.N.P.A., Algerien, ARTEDIS, Frankreich, C.R.R.A.V. Vecteur Vidéo
AuszeichnungenBerlinale 1991: Preis des Internationalen Verbandes der Filmkunsttheater C.I.C.A.E., Cannes 1991: Prix Perspectives du cinema francaise Prix PROCIREP, Prix du Public Mention Special, Locarno 1991: Bronzener Leopard, OSCAR-Nominierung 1991
GenreSpielfilm
SprachfassungOmU