Immer noch eine unbequeme Wahrheit UnsereZeit läuft
2006 sorgte der Film "Eine unbequeme Wahrheit" weltweit für Aufsehen: Der ehemalige US Vizepräsident Al Gore wies mit dramatischen Bildern auf den menschengemachten Klimawandel hin. Gut zehn Jahre später, im Herbst 2017, tritt Al Gore erneut als Protagonist eines Dokumentarfilms auf, knüpft an das Filmprojekt von 2006 an und zieht eine Zwischenbilanz: Wie ist der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse? Wie hat sich die internationale Klimapolitik entwickelt? Welche Folgen des Klimawandels sind erkennbar und wie gehen die Menschen damit um? Der Film liefert viel Anschauungsmaterial, um sich mit den Folgen des Klimawandels und Strategien zur Reduktion der Treibhausgase zu beschäftigen. Er bietet zudem interessante Einblicke in die politischen Prozesse, die in Gang gesetzt wurden, um eine gemeinsame internationale Klimapolitik durchzusetzen. Dabei werden auch die jüngsten Entwicklungen in den USA mit einbezogen. Wie schon 2006 bilden die Vorträge und Trainings, die Al Gore durchführt, die Ausgangspunkte reportageartiger Filmsequenzen. Wissenschaftliche Informationen werden so mit konkreter Anschauung verknüpft. Der Film begleitet Al Gore um die halbe Welt: Zum schmelzenden Eispanzer von Grönland, auf die Straßen von Miami und in die von einem Taifun zerstörte Stadt Tacloban City auf den Philippinen. Interessant ist auch sein Abstecher ins Herz der US-Ölindustrie: Mitten in Texas steht die Stadt Georgetown kurz davor, sich zu 100 Prozent mit regenerativen Energien zu versorgen. Gore tritt als neugieriger Beobachter auf, als engagierter Redner, als Berater und auch als politischer Unterhändler, der die Möglichkeiten auslotet, die indische Regierung vom Bau zahlreicher neuer Kohlekraftwerke abzubringen. Die Verhandlungen zum Pariser Klimaabkommen werden fast wie ein kleines Drama inszeniert, bei dem Al Gore dazu beiträgt, dass auch Indien
dem Klimaabkommen beitritt. Ohne es merken zu müssen, folgen die Zuschauer/innen einem Diskurs über den Klimawandel: Ursachen und Folgen, Momentaufnahmen und Analysen, Konflikte und Perspektiven. In "Eine unbequeme Wahrheit stand noch die Frage nach den Beweisen für einen menschengemachten Klimawandel im Mittelpunkt. Jetzt haben sich die Akzente verschoben: Dass es einen Klimawandel gibt, ist bei einer großen Mehrheit der Experten/innen und Politikern/innen zur Gewissheit geworden. Nun geht es vor allem um Klimafolgen, Klimaanpassung und Strategien zur Reduktion von Treibhausgasen. Und darum, wie eine gerechte Lastenteilung
zwischen armen und reichen Ländern aussehen könnte.
Einer der bewegenden Momente ist der Abschluss der Klimaverhandlungen von Paris – mit einem Abkommen, das mittlerweile als ein historischer Durchbruch betrachtet wird. Es hätte auch der positive Schlusspunkt des Films
werden können, hätten nicht die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der Austritt der USA aus dem Klimaabkommen dem Optimismus einen Dämpfer versetzt. So werden am Ende gegensätzliche Signale gesendet: Den unerwartet hohen Zuwachsraten bei der erneuerbaren Stromerzeugung in vielen Ländern der Welt steht ein Erstarken von politischen Kräften gegenüber, die das Rad zurückdrehen wollen und entgegen aller Vernunft verstärkt auf fossile Energieträger setzen.
Arbeitsmaterialen zum Film unter http://www.wissenschaftsjahr-2016-2017.visionkino.de
Auch zum download.
Produktionsjahr | 2017 |
Produktionsland | USA |
Ziel-/Altersguppe | ab 14 Jahren |
Formate | DVD, online |
Länge | 99 Minuten |
Buch | Bonni Cohen, Jon Shenk |
Regie | Bonni Cohen, Jon Shenk |
Musik | Jeff Beal |
Schnitt | Don Bernier, Colin Nusbaum |
Produktion | Participant Media |
Auszeichnungen | Oscar 2017 |
Genre | Dokumentarfilm |