Scheidung auf iranisch
Der Film begleitet drei Frauen auf ihrem hindernisreichen Gang durch ein Teheraner Familiengericht, jede im Bemühen, dem Gesetz, das fast immer auf Seiten der Männer steht, ein Stück Gerechtigkeit abzutrotzen. Die 16jährige Ziba möchte sich aus der ungeliebten Ehe mit einem 20 Jahre älteren Mann befreien, studieren und Anwältin werden. Jamileh wird von ihrem Mann misshandelt und vernachlässigt. Sie klagt vor Gericht und möchte ihn bestraft sehen sowie eine finanzielle Kompensation erwirken. Ihr erwerbsloser Mann kann die Klage verhindern, indem er verspricht, sich zu bessern. Die Unterhaltsfrage wird dadurch gelöst, dass Jamileh Arbeit findet und das Familieneinkommen selber erwirtschaftet. Mariam, die dritte Protagonistin, ist geschieden und Mutter von zwei Töchtern. Sie kämpft verzweifelt um das Sorgerecht ihrer Kinder, das ihr von ihrem Ex-Mann streitig gemacht wird, nachdem sie eine neue Ehe eingegangen ist. Mariam verliert die Verhandlungen, denn die Gesetzeslage ist in diesem Falle eindeutig: Wenn eine Frau ein zweites Mal heiratet, verliert sie das Sorgerecht für die Kinder aus erster Ehe. Mit ihrer verzweifelten, zuweilen dramatischen Beharrlichkeit erreicht Mariam aber, dass ihr Ex-Mann einwilligt, ihr wenigstens die jüngere Tochter vorläufig zu überlassen. Nach iranischem Gesetz kann sich ein Mann jederzeit und ohne Angabe von Gründen von seiner Frau scheiden lassen. Frauen hingegen können eine Scheidung nur aufgrund einiger weniger Gründe durch eine Verfügung des Richters erwirken. Die rigide Rechtslage zwingt Frauen, den Interpretationsraum des Gesetzes durch geschickte Argumentationsweise bis an die äußersten Grenzen auszuloten, um einen Weg aus ihrer persönlichen Tragödie zu finden. Dabei verfügen die Frauen, die sich vor Gericht alle selber vertreten, über erstaunliche rhetorische und schauspielerische Fähigkeiten, die sie gezielt einsetzen, um den Richter von der Gerechtigkeit ihrer Sache zu überzeugen. Die Rolle des Richters Deldar ist dabei zentral: Als Vertreter des Gesetzes obliegt ihm die Aufgabe, Recht und Gerechtigkeit gegeneinander abzuwägen. Mit wohlmeinenden Ratschlägen an die streitenden Parteien bemüht er sich, versöhnend zu vermitteln. Erst wenn die Schlichtungsbemühungen erfolglos bleiben, wird Recht gesprochen. Und das Recht besagt, dass die Frau dem Ehemann untertan ist. Der Film zeigt auch den Richter als vielschichtige Persönlichkeit, der nicht auf das Klischee des reinen Gesetzesvertreters reduziert wird. Zum Gerichtsalltag gehört auch Paniz, die 10-jährige Tochter der Gerichtssekretärin. Durch die täglichen Besuche bei ihrer Mutter hat sie schon als kleines Mädchen gelernt, dass eine Heirat ihre Schattenseiten haben kann. In einer Szene klettert Paniz auf den Stuhl des Richters, übernimmt die Amtsgeschäfte und spricht einem fiktiven Ehemann eindringlich ins Gewissen, seine Frau nicht schlecht zu behandeln, sondern zu achten und lieben.
Produktionsjahr | 1998 |
Originaltitel | Divorce Iranian Style |
Produktionsland | Großbritannien |
Ziel-/Altersguppe | ab 16 Jahren |
Formate | DVD |
Länge | 80 Minuten |
Buch | Kim Longinooto, Ziba Mir-Hosseini |
Regie | Kim Longinotto, Zibar Mir-Hosseini |
Kamera | Kim Longinotto |
Ton | Christine Felce |
Schnitt | Barrie Vince |
Produktion | 20th Century Vixen |
Genre | Dokumentarfilm |