Friedensfilmpreis + Caligari Filmpreis 2015 bei der Berlinale
Bei der diesjährigen Berlinale wurde der Film The Look of Silence von Joshua Oppenheimer (2014, 99 Min.) mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnet. Mit dem Preis, der in diesem Jahr zum 30. Mal vergeben wird und der Schirmherrschaft der IPPNW e.V. (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs / Ärzte in sozialer Verantwortung). Er wird getragen von der Heinrich-Böll-Stiftung, der Friedensinitiative Zehlendorf e.V., dem Weltfriedensdienst e.V. und der IPPNW e.V. steht, werden Filme ausgezeichnet, die durch ihren humanistischen, sozialpolitischen sowie friedensfördernden Hintergrund bestechen. Joshua Oppenheimer, der sich in seinem Film The Act of Killing auf verstörende Weise mit dem Folgen des Militärputsches von 1965 in Indonesien auseinandersetzt, nach dem mehr als eine Million Menschen willkürlich umgebracht wurden, stellt in seinem neuen Film die Opfer in den Mittelpunkt. In der Jurybegründung heißt es, dass es Oppenheimer auf ergreifende Weise gelinge, ein gesellschaftliches Tabu aufzubrechen und ein Film über die Abgründe menschlicher Grausamkeit und über die hoffentlich ebenso große Fähigkeit zur Versöhnung entstanden sei. „Die tödliche Stille lässt sich durch Nachfragen überwinden. Das öffnet Opfern und Tätern die Chance zum Weiterleben in einer versöhnten Welt. Das ist eine einfache, aber so sehr wichtige Botschaft des Films“ heißt es in der Begründung. Nähere Informationen finden Sie hier …
Der Caligari Filmpreis, der an Filme aus der Berlinale Sektion Forum verliehen wird und vom Bundesverband Kommunale Filmarbeit und der Zeitschrift film-dienst verliehen wird, ging in diesen Jahr an den Film Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III von Kidlat Tahimik (2015, 146 Min.). Kidlat Tahimik war mit seinem 1977 entstandenen Film Der parfümierte Alptraum der erste Filmemacher von den Philippinen, der international wahrgenommen wurde. Der Film des „Andere Kinos“, das sich nicht um technische Perfektion schert, erzählt die Geschichte eines jungen Filipinos, der sich nicht mehr wünscht, als in den USA Astronaut zu werden, aber im Laufe der Reise merkt, wie sehr er sich von den Auswirkungen des amerikanischen Kolonialismus auf seine Heimat verwirren ließ. Auch der neue Film von Kidlat Tahimik ist eine Mischung aus der Auseinandersetzung mit Geschichte – hier der des Kolonisatoren Magellan und seines philippinischen Sklaven Enrique und der märchenhaften Verknüpfung mit dem Heute. In der Jurybegründung heißt es: ein vielschichtiger, bunter, schriller Film, ein Trip; ein Hybrid aus Dokument, Fiktion, Essay; ein Film, der seine kärglichen Produktionsbedingungen mit reicher spielerischer Intelligenz kontert; ein energetischer Komet des »Dritten Kinos«, der nach fast 40 Jahren Produktionszeit in die Gegenwart eingeschlagen ist.“