Smartphone und Co. – Neue Filme für die Bildungsarbeit

„Death by Design“ von Sue Williams wirft einen erschütternden Blick hinter die scheinbar „saubere“ Kulisse der Elektronikindustrie, von deren Produkten wir alle abhängen. Im Film kommen chinesische ArbeiterInnen und UmweltaktivistInnen aus den USA ebenso zu Wort wie engagierte Unternehmen, die sich für die Entwicklung nachhaltiger E-Produkte einsetzen.

Konsumentinnen und Konsumenten lieben ihre Smartphones, Tablets und Laptops – und leben für sie. Eine Flut neuer Geräte überschwemmt in endloser Folge den Markt. Sie versprechen eine noch bessere Kommunikation, mehr Unterhaltung und die aktuellsten Informationen. Die Zahlen sind atemberaubend. Bis 2020 werden vier Milliarden Menschen einen PC besitzen und fünf Milliarden ein Handy. Aber diese rasante Entwicklung hat auch eine Schattenseite, die die Elektroindustrie vor den Verbrauchern zurückhält. In ihrer Untersuchung, die sich über verschiedene Kontinente erstreckt, kommt die Filmemacherin Sue Williams den Abgründen der Elektroindustrie auf die Spur und zeigt, dass selbst die Herstellung des kleinsten Geräts tödliche Folgen für Umwelt und Gesundheit hat. Der Film erzählt die Geschichten von jungen chinesischen Arbeitern, die unter unsicheren Bedingungen produzieren, von amerikanischen Familien, die mit den tragischen Folgen des Umgangs der Elektroindustrie mit toxischen Stoffen leben müssen, von Aktivistinnen und Aktivisten, die alles dafür tun, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, und von leidenschaftliches Unternehmen, die sich für die Entwicklung nachhaltiger E-Produkte einsetzen, um unseren Planeten und unsere Zukunft zu schützen. In den 1980er Jahren produzierten alle großen Elektronikfirmen im Silicon Valley. Bald erkrankten vor allem Arbeiterinnen, die in der Fertigung direkt mit hochgiftigen Substanzen zu tun hatten, an Krebs. Ein Prozess gegen IBM zog sich über Jahre hin und endete Anfang der 1990er Jahre mit einem Vergleich, über dessen Ergebnis die Klägerinnen und deren Anwälte nichts sagen dürfen. So waren die großen Unternehmen heilfroh über das Angebot, die Fertigung nach China zu verlagern. Hier gäbe es alles, was gebraucht werde: Land, Geld, Genehmigungen und Menschen, die die Komponenten zusammenbauten. So kommentiert ein amerikanischer Experte den „Umzug“ der Fertigungstechnik großer US-Firmen. Damit begann der Aufstieg Chinas zum Exportweltmeister und die USA hatten die mit der Herstellung elektronischer Geräte verbundenen Umweltprobleme „ausgelagert“.

Vision Kino hat einen FilTtipp ZOOM dem Film „Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier“ (Florian Weigensamer, Christian Krönes, Österreich 2018, 92 Min.) gewidmet. Der FilmTipp ZOOM beinhaltet mehrere Recherchevorschläge, wie z. B. „Das illegale Geschäft mit Elektroschrott“, „Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefährdung“ oder „Die Stellung von LGBTIQ-Menschen in Afrika“. Anhand von Smartphones kann aufgezeigt werden, dass nicht nur die Entsorgung von Elektrogeräten, sondern bereits die Produktion mit hohen Kosten für Mensch und Umwelt verbunden sein kann. Der Film regt auch zu der Diskussion darüber an, inwiefern die Industrieländer eine Mitverantwortung an der Entstehung von Fluchtursachen tragen. Da das Handy das Leitmedium von Jugendlichen schlechthin ist, empfiehlt es sich, die Beschäftigung mit der weit verzweigten Lieferkette eines Smartphones im Unterricht zu vertiefen. Die besondere Ästhetik des Films regt dazu an, sich mit seiner offenen Form des dokumentarischen Erzählens zu beschäftigen sowie mit dem grundsätzlichen Merkmal von Dokumentarfilmen, keine einfache (vermeintlich objektive) Abbildung der Wirklichkeit zu sein, sondern stets eine selektive, subjektive Sicht auf diese Wirklichkeit zur Diskussion zu stellen.

Die Kompilations-DVD „Digital-Mobil- und fair?“ bietet weitere filmische Hintrergründe zum Komplex Smartphone, Umwelt und Gerechtigkeit und Unterrichtsmaterialine zu den einzelnen Filmen