Inklusion + Globales Lernen (SDG 4)
Das 4. Ziel der Sustainable Development Goals befasst sich damit, inklusive, gerechte und hochwertige Bildung zu ermöglichen, lebenslanges Lernen zu fördern und Zugang zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.
Vision Kino hat im Januar 2018 eine aktualisierte Fassung des Praxisleitfadens „Inklusion und Film – Methoden, Tipps und Informationen für eine inklusive Filmbildung“ herausgegeben.
Darin heißt es: „Inklusion ist ein Menschenrecht. Niemand sollte in unserer Gesellschaft auf Grund von Behinderung, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Identität, sozialer oder ethnischer Herkunft oder Religionszugehörigkeit ausgegrenzt und diskriminiert werden. Ausgangspunkt inklusiven Denkens ist deshalb die Anerkennung von Vielfalt, Verschiedenartigkeit und Individualität aller Menschen – eine Behinderung ist dabei nur ein Merkmal unter vielen. Der Blick wird frei für Chancen sowie Möglichkeiten in der individuellen Kompetenzentwicklung eines/r Jeden. Persönliche Fähigkeiten, Geschlecht, Alter oder die soziale und ethnische Herkunft sollen nicht länger als Gründe für eine Benachteiligung dienen. Inklusion will neben der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung deshalb auch jede andere Form von Diskriminierung abschaffen.“
Weiter heißt es: „Inklusive Filmbildung kann gesellschaftliche und schulische Inklusionsprozesse auf vielfältige Weise unterstützen. Sie bietet jedem/r Schüler/in einer heterogenen Lerngruppe Raum, eigene Fähigkeiten sowie Fertigkeiten zu erkennen und zu entwickeln. In besonderer Weise wird das durch die Einbeziehung audiovisueller Medien ermöglicht. Sie eröffnen neuartige Handlungs-, Erfahrungs- und Kommunikationsräume, in denen Lehrer/innen optimal auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler/innen eingehen können. Die Heranwachsenden entdecken im Lernen mit und über Film neue Ausdrucksformen, ihr Selbstbewusstsein wird durch kreatives Filmschaffen gestärkt, Erfolgserlebnisse werden initiiert. Ebenso werden Zuversicht in das eigene Handeln vermittelt und die soziale Kommunikation sowie die Interaktion innerhalb der Gruppe qualitativ gestärkt.“
In dem Filmklassiker Die kleine Verkäuferin der Sonne des senegalesischen Regisseurs Djibril Diop Mambéty steht die von Kinderlähmung betroffene Sili im Mittelpunkt, die sich nur mit Krücken vorwärts bewegen kann. Das tapfere Mädchen, das mit Betteln ihre Großmutter unterstützt, bei der sie lebt, wird eines Tages von den Jungen, die die Zeitschrift „Soleil“ verkaufen so gestoßen, dass sie fällt, und kaum wieder auf die Beine kommt. Wütend nimmt sie sich vor, selbst Zeitungen zu verkaufen, denn „was Jungen können, das können Mädchen auch.“ Ungeachtet ihrer Behinderung wird sie zur Kleinen Verkäuferin der Sonne. Mit Mut und der Unterstützung neuer Freunde gelingt es ihr, sich eine neue Perspektive zu eröffnen.
Der Film Benda Bilili über eine Band behinderte Straßenmusiker aus Kinshasa, Kongo, wurde 2011 zum Kino-Überraschungserfolg. Mehr als fünf Jahre lang begleiteten die Filmemacher Renaud Barret und Florent de La Tullaye die Band. Sie zeigen die Anfänge der Gruppe, die Entscheidung, den jungen Musiker Roger Landu aufzunehmen, der sich als Virtuose auf der selbstgebauten Satongé (eine Art einsaitige Gitarre) entpuppte, und schließlich den Erfolg ihres Debütalbums Très très fort, dem Einladungen zu Festivals in Europa und anderswo olgten. Doch es geht nicht nur um die Musik, sondern auch um die desolaten Lebensumstände der Mitglieder, die als Polio-Opfer und Slumbewohner gleich in zweifacher Hinsicht zu den Außenseitern der kongolesischen Gesellschaft gehören. Die Musik, die anfangs vor allem dazu dient, ihre Gedanken in Worte zu fassen und von ihrem Schicksal zu erzählen, entpuppt sich im Lauf der Zeit immer mehr als Chance, ihrem Leben eine Wende zu geben. (Bezug über von Kool Film).
Estevan ist schwer körperbehindert. Der Filmemacher Markus Henssler begleitet Estecan und sein Projekt Rollis für Afrika . Estecvan hat sich vorgenommen, behinderten Kindern und Jugendlichen im Senegal eine neue Perspektive zu eröffnen. Unter menschenunwürdigen Bedingungen leben die Amputierten, Querschnittsgelähmten und Missgebildeten am Rand der Gesellschaft. Für Estevan eine Ungerechtigkeit, denn ihm geht es in seinem High-Tech-Rollstuhl und rund um die Uhr von Pflegern betreut, vergleichsweise gut. So sammelt er in ganz Deutschland gebrauchte, ausrangierte Rollstühle, Gehhilfen und Krücken. Während ein Container die Ladung in den Senegal transportiert, reist Estevan und sein Team in die Dörfer und zu den betroffenen Familien, um die Hilfsgüter zu verteilen. Zudem versuchen sie, den Behinderten physiotherapeutische Anleitungen zu geben und eine Perspektive für ein Leben mit Behinderung. Das Team ist mit einem alten Bus unterwegs, um die verschiedenen selbstorganisierten Behindertenzentren zu erreichen, für Estevan körperlich kaum zu bewältigen. Doch ist es auch die Energie des Projektes, die ihm die Kraft zum Weitermachen gibt. (Weitere Informationen zu dem Film Estevan Toubape. Rollis für Afrika von Markus Henssler bei BildManufaktur.