Globale Arbeitsbedingungen II

Die Globalisierung hat die industriellen Arbeitsbedingungen grundlegend verändert. Obwohl der Konsum in der industialisierten Welt ohne die Arbeit in sog. Billiglohnländern kaum mehr vorstellbar ist, sind Löhne und Sicherheitsstandards für ArbeiterInnen dort unzureichend oder verändern sich höchst langsam.

Mit den Arbeitsbedingungen in einem chinesischen „Sweatshop“  befasst sich der Film China Blue von Micha X. Peled. Dort werden für einen Hungerlohn Jeans für den europäischen und US-amerikanischen Markt hergestellt. Jasmin ist eine der jungen Arbeiterinnen, die ihre Familien in der Provinz Sechzuan verlassen haben, um Geld zu verdienen. Den größten Teil ihrer Einkünfte schickt sie nach Hause. Freizeit hat sie kaum. In Hochphasen arbeitet auch sie bis zu 17 Stunden am Stück und verdient umgerechnet 65 Dollar im Monat. Der Besitzer gibt den Druck der internationalen Auftraggeber einfach an seine ArbeiterInnen weiter. Werden deren strikten Auflagen nicht erfüllt, dann wechseln sie zu einem der zahlreichen anderen Anbieter, die bereit sind, noch billiger zu produzieren.

In seinem Film Eine anständige Firma.Nokia made in China geht Thomas Balmes der Frage nach, ob Gewinnmaximierung und soziale Verantwortung überhaupt vereinbar sind. Der finnische Elektronik-Hersteller Nokia hat daher extra einen „ethischen Unternehmensberater“ beauftragt, die Arbeitsstandards in einem seiner Zulieferbetriebe in China, zu überprüfen. Hanna Kaskinen, eine engagierte Finnin und ihre britische Kollegin, die sich in Chinas neuen Weltmarktfabriken bestens auskennt, bilden ein eingespieltes Team, das einige Angestellte vor allem aber das Management befragt. Sie mahnen Arbeitsverträge an, monieren die trickreiche Gestaltung der Mindestlöhne, die die Arbeiterinnen nur dann erreichen können, wenn sie regelmäßig Überstunden machen, und sie fragen auch danach, was mit den jungen Frauen passiert, wenn sie schwanger werden. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und marktpolitischer Realität ist gewaltig. Und dabei gilt es noch zu berücksichtigen, dass die beiden. Beraterinnen diplomatisch und geschickt vorgehen müssen, wenn sie überhaupt etwas erfahren wollen.
Die Frage nach der Reichweite von Standards sozialer Verantwortung (Corporate Social Responsibility), denen sich weltweit operierende Konzerne freiwillig unterwerfen sollen, wird in diesem Film mit Klugheit und unterschwelligem Witz aufgeworfen: als ebenso unverzichtbar wie fragwürdig – und überaus löchrig.

Wenn mitten im Ruhrgebiet die Kokerei Kaiserstuhl stillgelegt und von chinesischen Arbeitern abgebaut wird, um an einem neuen Standort in China wiederzuerstehen, dann treffen zwei Welten treffen aufeinander, die Gewinner und Verlierer der Globalisierung, die Ulrike Franke und Michael Loeken in ihrem Film Losers and Winners zusammenführen.

In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs versucht Kutti, eine junge Frau, die auf dem Land aufgewachsen ist, Arbeit zufinden. Ob sie, nachdem sie in einer Textilfabrik angestellt wurde, zu Den glücklichsten Menschen der Welt zählt, die Shaheen Dill-Riaz in seinem gleichnamigen Film begleitet?

Mittlerweile ist Landwirtschaft zur Agrarindustrie geworden und gehorcht den gleichen Bedingungen wie andere Sektoren der globalisierten Wirtschaft. Einige große Player bestimmen das Geschehen, in das sich die anderen raising-resistanceeinzuordnen haben. In den letzten 20 Jahren entwickelte sich Paraguay zum viertgrößten Exporteur gentechnisch veränderten Sojas. Dabei wurden nicht nur große Waldgebiete vernichtet und die Existenz der Kleinbauern zunehmend in Frage gestellt. Der Anbau des Gen-Sojas erfordert auch einen hohen Einsatz an Herbiziden, die nicht nur die Natur zerstören, sondern auch massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner haben. In ihrem Film Raising Resistance begleiten Bettina Borgfeld und David Bernet der Kleinbauern Gerónimo Arevelo und seine Nachbarn, die dies nicht länger hinnehmen wollen. Sie kämpfen um die Erhaltung ihrer Lebensgrundlage und der Gesundheit für sich und ihre Familien. Dabei ist der Konflikt mit Soja-Großbauern, Gentechnikern, Saatgutherstellern und Aktienanlegern vorprogrammiert.

Ausführliche Informationen zu den hier genannten Filmen, sowie eine Auswahl verwandter Themen finden Sie in der Datenbank.

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