Rassismus in der Bildungsarbeit / antirassistische Bildung
Respekt statt Rassismus: auch das will gelernt sein. Dazu leisten die Kernkompetenzen, die der Lernbereich Globale Entwicklung identifiziert hat, nämlich ERKENNEN, BEWERTEN, HANDELN einen entscheidenden Beitrag, indem zum Beispiel Perspektivenwechsel und Empathie als Grundlage des Bewertens hervorgehoben werden. Filme können wichtige Abregungen für einen solchen Perspektivenwechsel bieten, indem sie Einblicke in Lebenswelten ermöglichen, die im Alltag verschlossen sind – sie uns in Länder, Städte, Dörfer führen, die wir nie gesehen oder zu Familien, Gruppen oder Einzelnen, die wir nie kennen gelernt hätten.
Die DVD Respekt statt Rassismus – Vorurteile überwinden, Diskriminierung vermeiden, Menschenrechte fördern besteht aus 9 kurzen Filmen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise dem Thema annähern. Während sich in dem Film Frontière von Christian Fischer zwei Knetfiguren unterschiedlicher Hautfarbe in eine völlig ausweglose Situation hineinmanövrieren, muss der kleine Mohamed in dem gleichnamigen Film von Catherine Corsini die Erfahrung machen, dass schwarz, die Farbe seiner Haut, vielfach mit negativen Aspekten in Verbindung gebracht wird. Dass es keine Lösung ist, deshalb die Identität zu wechseln, ist für ihn, aber auch gleichaltrige junge ZuschauerInnen eine neue Erfahrung.
Der Kurzfilm Schwarzfahrer von Pepe Danquart treibt die Vorurteile in einer Straßenbahn auf einen absurden Höhepunkt, wenn eine alte Dame, die über einen neben ihr sitzenden Afrikaner herzieht, von diesem zur unfreiwilligen Schwarzfahrerin gemacht wird, weil er ihr Ticket einfach verschluckt.
Auch in The Cookie Thief von Korinna Sehringer geht es um die beängstigenden Vorstellungen vom Fremden als aggressivem Angreifer, wenn dies hier auch als überdrehte Komödie daher kommt. Die junge Frau, die auf ihren Flug wartet, fühlt sich von ihrem Sitznachbarn bedroht, der sich scheinbar hemmungslos aus ihrer Plätzchenschachtel bedient. Dass dem nicht so ist begreift sie erst, als sie ihre eigene, völlig unberührte Plätzschenpackung in der Tasche findet. Pastri, Pain and Politics von Stina Werenfels spiegelt die Vorurteile von Palästinensern und Juden, diesmal bei einer unfreiwilligen Begegnung in der Schweiz.
In Angst isst Seele auf greift Shahbaz Noshir in Anlehnung an Rainer Werner Fassbinders Film „Angst essen Seele auf“ die Liebesgeschichte zwischen einer Deutschen und einem marokkanischen Gastarbeiter auf. Die Geschichte wird als Theaterstück inszeniert, vor der Premiere wird der farbige Hauptdarsteller jedoch von Jugendlichen mit rassistischen Parolen angegriffen. Trotz seiner Verletzungen schafft er es rechtzeitig zu seinem Auftritt.
Die beiden Mädchen, die in der Pariser Metro mit den Aufdringlichkeit junger Männer arabischer Herkunft konfrontiert sind, verblüffen diese durch ihr perfektes Arabisch (Relou von Fanta Regina Nacro). Auch in dieser Richtung können Vorurteile für Überraschungen sorgen…
Die DVD enthält ausführlichen Hintergrundinformationen zu einzelnen Filmen und bietet durch Arbeitsblätter und Unterrichtsvorschläge zusätzlich Anregungen für den Unterricht.
Jane Elliott, ehemalige Lehrerin aus dem Mittelwesten der USA, führt seit über 20 Jahren einen engagierten Kampf gegen Vorurteile, Ignoranz und Rassismus in ihrer Gesellschaft. Was sie nach dem Tod von Martin Luther King jun. 1968 mit ihren Schülern begann, praktiziert sie heute mit LehrerInnenn, Studierenden, Feuerwehrleuten oder ganzen Bankbelegschaften. In Workshops teilt sie die Menschen nach einem willkürlichen körperlichen Merkmal ein: in BLAUÄUGIGE und BRAUNÄUGIGE. Letztere erklärt sie für besser und intelligenter und stattet sie mit Privilegien aus, die sie den Blauäugigen, die sie als schlecht, minderwertig und dümmer abqualifiziert, nicht gewährt. Viele Weiße erspüren hier zum ersten Mal das Gefühl, zu denen zu gehören, die nie gewinnen können, und so behandelt zu werden, wie die Gesellschaft Frauen, Farbige oder Menschen behandelt, die körperlich abweichend sind. Bertram Verhaag hat 1996 dieses einmalige und erschütternde Experiment in seinen Film Blue Eyed dokumentiert. Der Film steht als VHS bei verschiedenen Medienzentren zur Verfügung, er kann aber auch als DVD erworben werden. Weitere Informationen unter www.denkmal-film.com.
Als Rainer Weiß von einem Tag auf den anderen seine Hautfarbe wechselt, wird er mit allen Nachteilen konfrontiert, die hier mit Schwarzsein verknüpft sind. Als Neger Weiß, so der Titel der provozierenden Komödie von Michael Günther, wenden sich die eigenen Vorurteile plötzlich gegen ihn selbst …
Auch die DVD Bilder im Kopf – Klischees, Vorurteile, kulturelle Konflikte will Anregungen bieten, eigene Sichtweisen zu überdenken und einen Perspektivenwechsel anzuregen. Sie umfasst 6 kurze Spielfilme, die unterschiedliche Annäherungen an das Thema ermöglichen.
So muss Fatima in ihrer neuen Schule lernen, dass Kopftuch nicht gleich Kopftuch ist (Hiyab von Xavi Sala) und auch die ZuschauerInnen lassen sich überraschen von der Wendung, die die Geschichte nimmt. Als der Neonazi Lukas in einem Stockholmer Mietshaus unfreiwilliger Babysitter für den kleinen, aus dem Iran stammenden Elvis wird, finden sie ein erstaunliches gemeinsames Thema (Elvis auf Besuch von Andreas Tibblin). Und humorvoll ist die Auseinandersetzung mit Klischees und Vorurteilen, wenn der alte Herr Basri aus Marrakesch von seinen Kindern in das vermeintlich in der Schweiz liegende Skigebiet -gebracht wird, was er sich so sehnlich gewünscht hatte. Dass er sich eigentlich in einem marokkanischen Urlaubsort befindet, hat er zwar sogleich durchschaut, nun macht er sich aber einen Spaß daraus, seine Kinder zu immer gewagteren Nachbildungen Schweizer Alpenlebens zu bewegen (Schnee in Marrakesch von Hicham Alhayat).
Sawat Ghaleb geht in seinem Film Parallele auf die beängstigenden Vorstellungen ein, die sich mit dem äußerlich anderen verknüpfen. Dabei wirkt der Mann mit dem Hund ebenso bedrohlich auf den jungen Mann mit den dunklen Haaren, wie es umgekehrt der Fall ist. Der 10-minütige Film aus dem Jahr 1995 ist in seiner klaren Struktur so vielschichtig erzählt, dass er auch heute noch eine Diskussion über Vorurteile und Rassismus eröffnen kann.
In dem Film Das T-Shirt von Hossein Martin Fazeli wiederum führt ein Missverständnis zu einer ernsten Schlägerei. Man muss eben die Vorder- und die Rückseite – auch eines T-Shirts – betrachten, bevor man sich eine Meinung bilden kann.
Ausführliche Informationen zu den hier genannten Filmen, sowie eine Auswahl verwandter Themen finden Sie in der Datenbank.
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