Filme zum Wegwerfen
Filme zum Wegwerfen? Immer mehr wird weggeworfen – auch Filme?!
Medien prägen zu einem großen Teil unsere Wahrnehmung der Welt und stellen eine wichtige Bereicherung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit dar. Sie greifen Themen auf, die aktuell sind, entfalten ihre unterschiedlichen Facetten, sind provokant oder aufklärend, leise oder unterhaltsam. Auch das Thema Müll und Recycling wird auf diese Weise behandelt und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: Filme zum Wegwerfen eben. (Die gleichnamige DVD ist 2012 als Gemeinschaftsproduktion der Schweizer Fachstelle Filme für Eine Welt, Baobab Wien und dem Evangelischen Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit – EZEF – erschienen).
Stetes Konsumwachstum und immer kürzere Halbwertzeiten von Gütern des täglichen Gebrauchs führen dazu, dass immer mehr immer schneller weggeworfen wird. Von Kleidern, über Handys und anderen elektronischen Produkten bis hin zu Nahrungsmitteln finden sich Dinge auf dem Müll wieder, die keineswegs kaputt, unbrauchbar oder verdorben sind. Aber wer kümmert sich um die Reste unserer Wohlstandswelt? Hierauf und auf andere Fragen wollen die neun Filme der Kompilations-DVD Antworten geben – oder zum weiteren Nachdenken über die Folgen unseres Überflusses anregen.
In dem kurzen Zeichentrickfilm Müll aus der Reihe Wie zerstören wir die Welt, der gut als Einstieg in das Thema gezeigt werden kann, gibt Pete Bishop „einfache Handlungsanweisungen“, wie wir es noch schneller schaffen können, aus der Welt eine riesige Müllkippe zu machen.
Der digitale Friedhof (2008) von Sébastien Mesquita zeigt, unter welch katastrophalen Bedingungen aus europäischem Elektroschrott in Ghana noch brauchbare Bestandteile herausgelöst werden, um sie zu verkaufen. Vor allem Kinder und Jugendliche, die sich auf den Müllkippen ihr Geld verdienen müssen, werden von den giftigen Gasen, die durch die Verbrennung entstehen, schwer geschädigt.
Plastikmüll ist ein anderes Thema, das der Erde – und uns – zunehmend zu schaffen machen wird. Im pazifischen Ozean sind Plastikabfälle zum „sechsten Kontinent“ gewachsen. Die zum Teil in kleinste Partikel zerfallenen Abfälle gelangen inzwischen in die Nahrungskette. Der Film Plastik über alles (2008) von Ian Connacher lässt Wissenschaftler und Experten aus den Bereichen Produktion, Umweltschutz, Wissenschaft und Forschung zu Wort kommen und trifft dabei auf alternative Lösungen und Vorschläge, wie die mit Plastikabfällen verbundenen Umweltprobleme gelöst werden können.
Dass auch Essen im Eimer landet, greift Valentin Thurn in seinem gleichnamigen Film über die große Lebensmittelverschwendung (2010) auf. „Zu gut für die Tonne“ so eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, in der davor gewarnt wird, dass mittlerweile schon jedes 8. Lebensmittel, das wir kaufen, weggeworfen wird. Die Auswirkungen auf die Welt sind katastrophal. Denn, wie es im Film hergeleitet wird, „wenn es gelänge, die Lebensmittelverschwendung in den Industrieländern nur um die Hälfte zu reduzieren, so hätte dies auf das Weltklima denselben Effekt, als ob jedes zweite Auto stillgelegt würde“. Der Film ist die 30-Minuten-Fassung des langen Dokumentarfilms Taste the Waste, der im Kino überaus erfolgreich die große Aufklärungskampagne unterstützte.
Maria Goinda stellt und Marlen, la Cartonera vor (2010), das achtjähriges Mädchen, das mit seinen Geschwistern jeden Tag in die Innenstadt von Buenos Aires fährt, um Wiederverwertbares zu suchen. Der Film begleitet sie von morgens bis abends auf ihrem schwierigen Weg, für such und ihre Familie das Überleben zu sichern.
Eine Bereicherung ist, dass die DVD, die zu allen Filmen auch ausführliches Unterrichtmaterial und Hinweise für die Weiterarbeit enthält, auch einen „Klassiker“ zum Thema aufnimmt und dadurch die Zugänglichkeit auf DVD gewährleistet. Insel der Blumen des Brasilianers Jorge Furtado aus dem Jahr 1989 erklärt auf brillante, teils witzige aber auch sarkastische Art und Weise, was Menschen von Tieren unterscheidet, wie Tomaten produziert werden, wie Geld entstanden ist und wie Handel funktioniert. Tomaten, die als ungenießbar weggeworfen werden, landen auf dem Müllabladeplatz in Porto Allegre. Dort werden die Abfälle sortiert und das Brauchbare an die Schweine verfüttert. Danach dürfen sich die Armen aus den letzten Resten essbares heraussuchen … Die zugespitzte und durchaus polemische Aussage des Films lautet: Die Schweine stehen unter den Bedingungen der herrschenden Weltwirtschaftsordnung über den Menschen, vor allem der Frauen und Kinder. Dafür sind diese im Gegensatz zu den Schweinen frei.
Filme sind also nicht zum „Wegwerfen“ geeignet. Gute Filme eröffnen, auch wenn sie älter sind, neben der Vertiefung einer Idee auch eine historische Dimension, ohne die Erkenntnisse kaum reifen können. Aber die Trägermedien werden sich ändern. Gibt es heute kaum noch VHS-Kassetten, so werden sich auch DVDs im Laufe einer absehbaren Zweit aus der Bildungsarbeit verabschieden und VoD – Video on Demand – weichen, wie sie jetzt schon, wenn auch noch in begrenzter Form zur Verfügung stehen. Mit den Fragen, die hiermit für die NutzerInnen verbunden sind, wird sich dieses Forum 2013 ausführlich beschäftigen.
Nähere Informationen zu den hier vorgestellten Filmen finden Sie auch in der Datenbank.
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