Die Themen: Agenda 21, Wasser, Globalisierung

Auch Rio +10, der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, der vom 02.-11.09.2002 in Johannesburg stattfand, verdeutlichte die Aktualität der Ziele, die einmal in der Agenda 21 zusammengefasst wurden. Die Agenda 21 ist das ambitionierte, jedoch nicht bindende Abschlussdokument von Rio. Als „Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert“ sind darin umwelt- und entwicklungspolitische Maßnahmen verzeichnet, die zum Ziel haben, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Zugrunde liegt die Erkenntnis, dass Umweltzerstörung, weltweite Armut und westlich geprägte Formen von Konsum und Produktion sich wechselseitig beeinflussen und verstärken. Eine besondere Bedeutung wird der Beteiligung aller gesellschaftlicher Gruppen an den Entscheidungsprozessen beigemessen. Dazu zählen Frauen, Kinder und Jugendliche ebenso wie indigene Bevölkerungsgruppen, Kommunen oder Nichtregierungsorganisationen.

Filme verweisen auf die vielen Facetten, die die Agenda 21 aufgreift und gibt ihnen eine Geschichte, erzählt von den Menschen, die hinter Zahlen und Fakten stehen oder machen Zusammenhänge deutlich. Einige Themen stehen hier beispielhaft für die Möglichkeit, sie anhand von Filmen zu vertiefen und neue Aspekte hinzuzufügen, die oftmals auch eine emotionalen Ebene beinhalten.

Die Reihe wird in unregelmäßigen Abständen ergänzt.

z.B. Regenwald

Kinder im Regenwald
Kinder im peruanischen Regenwald erzählen von ihrem Leben, ihrer Umwelt, ihren Spielen.

Curumins und Cunhantas
Um Kinder im Urwaldgebiet des Amazonas geht es auch in diesem Film, dessen Titel in der Sprache der Caboclo-Indianer Junge und Mädchen bedeutet.

Das schmutzige Geschäft mit dem weißen Papier
Um chlorgebleichtes weißes Papier herzustellen, werden in Indonesien Regenwälder unkontrolliert abgeholzt und die Abwässer ungeklärt in die Flüsse geleitet. Die Gesundheit der Menschen in Sumatra ist dadurch zunehmend gefährdet.

Der letzte Babinga
Die Babinga, Pygmäen in Zentralafrika, werden durch den Raubbau an der Natur immer weiter von ihrem Land verdrängt. Einer von ihnen versucht, sein Volk auf die Gefahren aufmerksam zu machen.

Duisburg und der Regenwald
Am Beispiel von Eisenerz zeigt das Video des DGB-Bildungswerks die wirtschaftlichen Interessen deutscher Unternehmen in Brasilien und in Deutschland und fordert ihre soziale und ökologische Verantwortung ein.

Gbanga-Tita
Im Regenwald von Kamerun lässt Lengé, der letzte Märchenerzähler seines Volkes, die Geschichte vom Kürbisgott Gbanga-Tita lebendig werden.

Mit den Bäumen sterben auch die Menschen
Vor allem Gold- und Kupfervorkommen sind es, die in Irian Jaya, dem westlichen Teil Papua Neuguineas, von westlichen Firmen ausgebeutet werden. Hierfür werden immer größere Waldflächen zerstört.

z.B. Wasser

Blinder Passagier
In der ökologischen Wüste am Aralsee siegt Orazbaj keine Zukunft mehr. Die märchenhafte Geschichte führt ihn erst als blinden Passagier nach Rotterdam und zeigt ihm dann doch eine Zukunft in der Heimat.

Kampf ums Wasser
Wasserknappheit und die Suche nach funktionierenden Brunnen bestimmt vor allem den Alltag der Frauen in den ländlichen Gebieten von Mosambik. Der mosambikanische Regisseur Licinio Acevedo stellt eine Familie und deren täglichen Kampf ums Wasser in den Mittelpunkt seines Films.

Terra Roubada – Geraubte Erde
In seinem 1980 entstanden Film zeigt der Schweizer Filmemacher Peter von Gunthen die Hintergründe und Auswirkungen des Baus des größten Staudamms der Welt, des Sobradhino Staudamms im Nordosten Brasilien.

Terra Prometida – Gelobtes Land
Zwölf Jahre später kehrte Peter von Gunthen zu den Menschen zurück, die ihre Heimat verlassen mussten und nun im Schatten der riesigen Staumauern leben. Die Verheißungen von Fortschritt und Entwicklung haben sich für sie nicht erfüllt.

z.B. Globalisierung
‚Geteilte Welt‘ oder ‚Eine Welt‘ ??

Rio + 10: Die Agenda 21 ist zwar bereits seit zehn Jahren in der Welt, die Notwendigkeit einer globalen – Süd UND Nord umgreifenden – ‚Nachhaltigen Entwicklung‘ sickert jedoch nur langsam ins öffentliche Bewusstsein und fasst nur schwer Fuß auf dem vielbeschworenen ‚Boden der Tatsachen‘, auf dem Boden einer sich globalisierenden Welt.
Denn: eine wirkliche Nachhaltige Entwicklung würde eine Globalisierung unter umzukehrenden Vorzeichen bedeuten.

Globalisierung im herrschenden Sprachgebrauch und in der praktischen Konsequenz politischen und ökonomischen Handelns meint heute die gezielte Forcierung von internationalen Beziehungen und Prozessen, die Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Armut, Hunger und Tod über weite Teile unserer Welt bringen, die den Graben zwischen Arm und Reich, zwischen Süd und Nord zementieren.

Die Agenda 21 – ernstgenommen als die anspruchsvolle Vorgabe, Umwelt- und Entwicklungsfragen im Zusammenhang zu begreifen und zu lösen – zielt auf eine gerechte Welt, will sagen: auf eine Globalisierung von Gerechtigkeit.

Filme über die eine und doch geteilte Welt:

Dschungelburger
Der Norden konsumiert, der Süden produziert. Hier schlechte Ernährung, Sattheit und die Mcdonaldisierung des Lebens, dort Armut, Hunger und ökologische Schäden. Und dann erobert Fast Food auch noch die Dritte Welt, verdrängt traditionelle Kultur und Ernährungsweisen. Fast schon ein Klassiker, ein Film über einen Aspekt der Globalisierung aus einer Zeit als dieses Wort noch längst nicht allgegenwärtig war.

Bitter Orange
Orangensaft ist gesund! Vitamine aus liebevoll handgepflückten und im Sonnenlicht strahlenden Früchten. Hinter den schönen Welten hiesiger TV-Werbespots verbergen sich nicht selten soziale und ökonomische Ungerechtigkeiten auf der ‚Schattenseite‘ des Globus. So kommen nahezu 90% des in Deutschland getrunkenen Orangensaftes aus Brasilien, wo die Früchte auf riesigen Plantagen angebaut und von Kindern geerntet werden. Lachende ‚rotbäckige‘ Kinder hier, ausgebeutete, körperlich verschlissene Kinder ohne Schulbildung und Zukunft dort. Eine bittere Variante globaler Beziehungen.

In Unschuld waschen  –  Nachwachsende Rohstoffe und die Dritte Welt
Ökologisches Bewusstsein scheint bei einigen Konsumenten auf dem Vormarsch. Unsere Gewässer sollen sauber bleiben, Waschmittel möglichst biologisch abbaubar. Die Industrie reagiert, stellt Produkte mit abbaubaren Tensiden in unsere Supermarktregale. Doch ein gutes Gewissen will sich nicht einstellen, denn die hier verwendeten nachwachsenden Rohstoffe – Palm- und Kokosöl – werden, z.B. auf den Philippinen, unter Einsatz von umweltverschmutzenden (!) Pestiziden gewonnen. Die Arbeiter auf den Plantagen werden schlecht bezahlt, werden ausgebeutet. Fazit: kritisches Bewusstsein basiert in einer komplexen globalisierten Welt nur all zu oft auf einer selektiven Wahrnehmung. – Apropos Agenda 21 und Nachhaltigkeit: ökologische Probleme lassen sich nicht unter Umgehung sozialer Probleme lösen.

Befreien Sie Afrika!
Das Sein bestimmt das Bewusstsein, so hieß es einst. Das Sein – das Leben und Dasein – auf anderen Kontinenten, gerade auch in Ländern der Dritten Welt, vermittelt sich für die meisten Menschen in der westlichen Hemisphäre über Bilder, in den letzten Jahrzehnten vorrangig über Film und Fernsehen. Das Bewusstsein vom Leben ‚dort unten‘ erfährt also hier bei uns eine gravierende Ausprägung über mediale Instanzen, sprich: über das Fernsehen. Der Film Befreien Sie Afrika! analysiert das Afrikabild in Deutschland und gleichzeitig die Rolle Deutschlands in Afrika. – Globalisierung ist auch eine Zirkulation von Images und Vorstellungen, und Politik wird mit diesen Bildern – ausdrücklich oder im Hinterkopf – gemacht.

Tam-Tam zur Tagesschau
Die Dritte Welt im Fernsehen: Klischees, Stereotype, Katastrophen, Exotismen, Biologisches, Touristisches. TV dominiert das Bild der uns fernen Welten in unseren Köpfen.
Eine gewendete Globalisierung hätte interkulturelles Verstehen zur Voraussetzung. Erfahrungen über die ‚anderen Welten‘ sind also unabdingbar. Frage: Bringt uns das Fernsehen aber andere Länder und Kulturen wirklich näher oder (re)produziert es nur längst vorhandene verzerrte Bilder, die ein Verständnis und eine Annäherung eher erschweren, gar verhindern?

Balljungs
Sport – und ganz besonders Fußball – verbindet! So wird gern gesagt. Die Live-Übertragung eines Weltmeisterschaftspiels berührt Menschen in Brasilien, in Kamerun, in Japan, Deutschland und anderswo. Ein weltumspannendes Ereignis. Doch Fußball ist noch auf eine ganz andere Art und Weise weltumspannend: Während die großen Sportkonzerne wie Adidas, Puma oder Nike den Sportartikelmarkt beherrschen und jährlich Millionen Fußbälle auf den grünen Rasen schießen, sitzen in Dörfern Pakistans kleine Jungs auf den Dächern ihrer Häuser und nähen diese Bälle – mit der Hand! Kinderarbeit, ohne die die Familien nicht überleben könnten. Jährlich werden in Pakistan 20 Millionen Fußbälle produziert – die Kinder, die sie herstellen, gehen nicht zur Schule und bekommen nur wenig für ihre Arbeit.

Profit, nichts als Profit
Der Filmemacher Raoul Peck wirft einen kritisch-parteilichen Blick auf unsere globalisierte Welt. Konstatierend, dass das Streben nach Geld die Welt antreibt, und dass der Kapitalismus sich auf einem scheinbaren Siegeszug rund um den Globus befindet, skizziert er mit diesem filmischen Pamphlet die Auswirkungen der globalisierten Märkte auf die Menschen – z.B. auf die Bewohner des kleinen Dorfes Port-à-Piment auf Haiti. Interviews, Dokumentarisches und Poetisches werden in diesem Essay auch ein wenig ironisch miteinander verwoben. Ein komplexer und dennoch deutlicher Film über ein komplexes Thema.

Cannibal Tours
Spätestens seit dem 11. September macht die Unterscheidung von ‚zivilisierter‘ und ‚primitiver’/’barbarischer Welt‘ wieder die Runde. Eine immer virulente Denkschablone erfährt eine gefährliche Aktualisierung.
Der Film Cannibal Tours zeichnet die Reise einer Gruppe von Touristen in Papua-Neuguinea nach und entführt uns in die Abgründigkeiten einer kulturellen Aufteilung der Welt in ‚uns‘ und die ‚Anderen‘. Das Fremde, das Andere ist eine auf fatale Weise form- und aktivierbare Stelle in der westlichen Vorstellungswelt. Und wie weit reicht das westliche Konzept der Zivilisation eigentlich? Wer sind die eigentlichen Kannibalen, die ‚primitiven Naturvölker‘ oder die Raubritter der Globalisierung mit ihren ideologischen Zuträgern?

(Zusammenstellung: Ralf Knobloch, MEDIA 21/Medienpädagogisches Zentrum Hannover)

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