Die Themen: UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung
Die Themen: UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung
Das Nationalkomitee der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung hat Jahresthemen festgelegt, um die Anliegen der BNE besser zu kommunizieren und in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern.
Im Jahr 2010 soll so das Thema Geld in den Fokus rücken. Wenn man die Filme, die sich hierzu in der Datenbank finden, betrachtet, so fällt auf, dass die Form des filmischen Essays mit ihrem Assoziationsreichtum, mit ihren konsequent genutzten Perspektivenwechseln und Möglichkeiten der Montage besonders geeignet scheint, sich diesem sehr komplexen Thema zu nähern. Es sind die persönlich gefärbten Auseinandersetzungen der Autorinnen und Autoren mit ihrem Thema, die zur Auseinandersetzung anregen und neue Sichtweisen eröffnen.
In seinem Film Chronik einer Plünderung geht Fernando Solanas, der Altmeister des argentinischen Films der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass ein Staat, nämlich der argentinische 2001, sich bankrott und für zahlungsunfähig erklären konnte. „Wie ist es gekommen, dass Argentinien, diese Kornkammer der Welt, Hunger leiden muss? Wie konnte es geschehen, dass sich eine kleine Gruppe skrupelloser Politiker unermesslich bereichern konnte, während das Volk auf der Strecke blieb? In Argentinien tobt eine neue Form von Krieg gegen das Volk, wo statt mit Waffen mit wirtschaftlichen Mitteln gekämpft wird. Jedes Jahr sterben 35.000 Menschen an Unterernährung – mehr als während der acht Jahre Militärdiktatur.“ So erklärt Fernando Solanas die Motivation für sein Filmessay, indem er sich dem überaus komplexes Thema in unterschiedlichen Kapiteln annähert und ökonomische, politische und soziale Fragestellungen gleichermaßen behandelt.
Wie eine Fortsetzung dieses, 2004 entstandenen Film erscheint der Film Die Würde der Namenlosen, der 2005 fertig stellt wurde. Fernando Solanas erzählt hier die Geschichte von unzähligen Heldinnen und Helden des Alltags, die ihre eigene, ermutigende Antwort auf Hunger und Massenarbeitslosigkeit in Argentinien geben und an eine andere, bessere Zukunft glauben. Anhand verschiedener Schicksale werden die Auswirkungen des Privatisierungs- und Ausverkaufswahns in Argentinien deutlich und die Folgen von Entlassungen, wirtschaftlichem Niedergang und dem Rückzug des Staates aus dem Sozial- und Bildungsbereich sichtbar. Die Menschen hinter den Zahlen werden hier deutlich.
Dass das Streben nach Geld die Welt antreibt, das ist Ausgangspunkt für den filmischen Essay, den Raoul Peck unter dem Titel Profit, nichts als Profit vorlegt. Am Beispiel seiner Heimat Haiti stellt der Autor unter anderem die Frage nach der bedingungslosen Armut, unter der die Menschen dort leiden und dem Profitstreben als Motor der Zivilisation.
Der kürzlich verstorbene Autor Peter Krieg spürt in seinem dreiteiligen Filmessay Die Seele des Geldes den unterschiedlichen Facetten des Geldes nach, das weit mehr ist, als nur ein Zahlungsmittel. „Wir wissen nicht, was Geld ist. Geld ist ein Beispiel dafür, wie wir unsere Wirklichkeit herstellen und wie wir blind sind für die Herstellung unserer Wirklichkeit“, so Krieg in seinem 1987 entstandenen Film. Die Teile „Geld-Schöpfung“ über den Ursprung des Geldes, „Schuld-Frage“ über die Mechanismen der Verschuldung der „Dritten Welt“ und „Not Geld“ über die Frage nach Schuld und Schuldigen bietet auch heute noch überraschende Erkenntnisse.
Eine anständige Firma. Nokia made in China heißt der Film von Thomas Balmès, der in erhellender Weise der Frage nachgeht, inwieweit ethisches Handeln und Gewinnmaximierung vereinbar sein können. Er folgt daher zwei „ethischen Unternehmensberaterinnen“ nach China, die der Elektronikkonzern Nokia in seine Zulieferbetriebe vor Ort schickt um Mängel zu erkennen. Die Frage nach der Reichweite von Standards sozialer Verantwortung (Corporate Social Responsibility), denen sich weltweit operierende Konzerne freiwillig unterwerfen sollen, wird in diesem Film mit Klugheit und unterschwelligem Witz aufgeworfen: als ebenso unverzichtbar wie fragwürdig – und überaus löchrig.
Welche Wirkung Mikrokredite in den klugen Händen von Mama Coulibaly entfalten können, zeigt der gleichnamige Film von Inge Altemeier. Die Mutter von sieben Kindern hat mit zwei Mikrokrediten ein kleines Unternehmen aufbauen können, das es ihr ermöglicht, ihre Kinder – Mädchen inbegriffen – zur Schule zu schicken und Ausbildung vor Ort zu ermöglichen. Sie sollen einmal nicht gezwungen sein, den gefährlichen Weg nach Europa einzuschlagen, um zu überleben, sondern zu Hause ihr Leben meistern können, so ihre Hoffnung.
Was man mit Geld kaufen kann und was sich Menschen in verschiedenen Ländern an Besitz wünschen, steht im Mittelpunkt der Reihe Hab und Gut in aller Welt. Die Filmemacherin Gerlinde Böhm trifft Familien in Brasilien, Haiti, Indien, Kambodscha oder Madagaskar, die ihr Leben anhand dessen, was sie haben, zeigen. Damit verknüpft sind auch die Vorstellungen von Reichtum und Wohlstand, die sich in den einzelnen Ländern und Regionen unterschiedlich entfalten. Die DVD "Hab und Gut in aller Welt" umfasst 7 Filme und Hintergrundmaterialien zu unseren Vorstellungen von arm und reich.
Die Suche nach Reichtum, besonders nach Gold als dessen "reinste" Form, hat seit den kolonialen Eroberungen nichts an Faszination verloren. In seinem formal außergewöhnlichen Film Gold über alles gelingt es Robert Nugent am Beispiel des Goldabbaus in Guinea eine Parabel auf Ausbeutung und Postkolonialismus zu entwerfen. Die gigantische Naturzerstörung, die mit dem Goldabbau einher geht, wird in den Bildern überdeutlich; die krassen Unterschiede zwischen den Lebenswelten der Firmenmitarbeiter und der einheimischen Bevölkerung, die ihren Lebensunterhalt mit kleinsten Golderträgen bestreitet, werden in symbolischen Bildern hervorgehoben. Mit dem Griot, der das Geschehen als Beobachter und Betroffener kommentiert, führt Nugent ein typisches Gestaltungselement des afrikanischen Spielfilms in seinen Dokumentarfilm ein.
Der provozierende Kurzfilm Insel der Blumen des Brasilianers Jorge Furtado wirft einen anderen Blick auf das Thema Geld. Die Tomate, die gegen Geld getauscht wird, das wiederum mit einem anderen Produkt verdient wurde, wird für ihn zum Symbol für den Umgang der Menschen mit Tieren, mit der Natur und schließlich mit den Menschen selbst und den Ärmsten unter ihnen. Dabei ist der Film, der bereits 1989 entstand, noch immer hochaktuell und bietet eine gute Möglichkeit, sich dem Thema in einer Vielzahl von Facetten zu nähren.
Nähere Informationen, ausführliche Stabangaben und Arbeitshilfen zu diesem und den anderen Filmen finden Sie in der Datenbank. Die Liste der Filmempfehlungen wird im Laufe der Zeit ergänzt und aktualisiert.
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