Abfälle und Müllexporte weltweit
Konsumwachstum und immer kürzere Halbwertzeiten von Gütern des täglichen Gebrauchs führen dazu, dass immer mehr immer schneller weggeworfen wird. Von Kleidern, über Handys und andere elektronische Produkte bis hin zu Nahrungsmitteln finden sich Dinge auf dem Müll, die keineswegs kaputt, unbrauchbar oder verdorben sind. Aber wer kümmert sich um die Reste unserer Wohlstandswelt?
Der britische Schauspieler Jeremy Irons macht sich auf, das Ausmaß und die Auswirkungen des globalen Müllproblems zu erforschen. Er reist zu Orten, die besonders unter den Bergen an Abfall und der Umweltverschmutzung leiden und erfährt Schrecken und Unglaube, aber auch einen Funken Hoffnung: „Wenn Du glaubst, Müll ist das Problem der Anderen, denke lieber noch einmal nach.“
Jeremy Irons, der durch den Film Weggeworfen – Trashed der US-amerikanischen Regisseurin Candida Brady führt, hat sich eines virulenten Umweltproblems angenommen. „Wir haben diesen Film gemacht, weil es so viele Menschen gibt, die großen Handlungsbedarf spüren“, sagt Irons über seine Intention. „Und es gibt ein großes Bedürfnis, die einfallsreichen und produktiven Lösungsansätze, die es überall auf der Welt gibt, auszutauschen und zu kommunizieren. Hierbei kann Film eine große Rolle spielen, indem er die Gesellschaft informiert und das ‚schwierige‘ Thema so vielen Menschen wie möglich nahe bringt. Mit diesem Anliegen ist Weggeworfen mit dem Film Eine unbequeme Wahrheit von Al Gore zu vergleichen, der sich dem Klimawandel widmet. Filme haben das Potential, viele Menschen zu erreichen, uns emotional zu berühren und Anstoß zum Nachdenken zu geben.“ Nachdem der Film die schlimmstmöglichen Auswirkungen der wachsenden Vermüllung der Umwelt gezeigt hat, nimmt er aber auch Lösungsvorschlägen in den Blick: Menschen, die ihr Leben umgestellt haben und nahezu keinen Müll mehr verursachen, bis hin zu Gesetzesinitiativen und kommunalen Möglichkeiten der Müllvermeidung.
Dass die Erfindung von Plastik unser Leben nicht nur erleichtert hat, sondern mittlerweile zu einem der größten Umweltverschmutzer gehört, darüber informiert der Film Life in Plastic … von Bertram Verhaag (2008, 45/26 Min.), indem er die Recyclingfrage in den Mittelpunkt der Beobachtung rückt. Diese will Professor Dr. Michael Braungart durch sein Konzept Cradle to Cradle revolutionieren. Wenn es nach ihm geht muss jeder verwendete Stoff ungiftig und die Einzelbestandteile eines Produktes trennbar sein. Nur so können sie als hochwertiger Rohstoff wiederverwendet oder als verrottbarer Stoff in den Kreislauf zurückgegeben werden. Bertram Verhaag hat sich mit seiner Produktion DenkmalFilm schon in vielen Filmen mit den verschiedenen Aspekten von Umweltverschmutzung / Umweltschutz auseinander gesetzt (www.denkmalfilm.tv)
Mit dem gleiche Thema befasst sich auch der Film Plastik über alles (Addicted to Plastic) von Ian Connacher (Kanada 2008, 52 Min.). Seit über 100 Jahren bestimmt Plastik unseren Alltag. Aber auch wenn dieser „Universal-Stoff“ kaum noch aus unserem Leben wegzudenken ist, verursacht dessen Entsorgung gigantische Müllberge und damit einhergehende Umweltprobleme und Gesundheitsgefahren in einem langfristig unvorstellbaren Ausmaß. Im pazifischen Ozean sind Plastikabfälle zum „sechsten Kontinent“ angewachsen.
Dieser Film ist Teil der DVD Filme zum Wegwerfen – Müll und Recycling als globale Verantwortung, die neun Filme und Unterrichtsmaterial zu den verschiedenen Facetten des Themas enthält. Herausgegeben wurde sie 2012 als Gemeinschaftsproduktion der Schweizer Fachstelle Filme für Eine Welt, Baobab Wien und dem Evangelischen Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit.
Der kurze ironische Zeichentrickfilm Müll aus der Reihe Wie zerstören wir die Welt eignet sich zum Beispiel gut als Einstieg in das Thema. Hier gibt Pete Bishop „einfache Handlungsanweisungen“, wie wir es noch schneller schaffen können, aus der Welt eine riesige Müllkippe zu machen…
Der digitale Friedhof (2008) von Sébastien Mesquita zeigt, unter welch katastrophalen Bedingungen aus europäischem Elektroschrott in Ghana noch brauchbare Bestandteile herausgelöst werden, um sie zu verkaufen. Vor allem Kinder und Jugendliche, die sich auf den Müllkippen ihr Geld verdienen müssen, werden von den giftigen Gasen, die durch die Verbrennung entstehen, schwer geschädigt.
Dass es Menschen – und Kinder – gibt, die vom Müll leben, beschreibt Maria Goinda in ihrem Film Marlen, la Cartonera (2010). Das achtjährige Mädchen Marlen fährt jeden Tag mit seinen Geschwistern, wie Hunderte andere aus den Vororten der argentinischen Hauptstadt auch, in die Innenstadt von Buenos Aires, um Wiederverwertbares zu suchen. Der Film begleitet sie von morgens bis abends auf ihrem schwierigen Weg, für sich und ihre Familie das Überleben zu sichern.
Auch Mona, die in dem Film von Agnes Rossa (2008) zu Wort kommt, ernährt ihre vier Töchter von dem, was die Bewohner der Städte, in diesem Fall Kairos, wegwerfen. Sie arbeitet als Müllsortiererin sieben Tage die Woche bei einem Monatslohn von 40 Euro, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Der Film vermittelt aber nicht nur einen Eindruck von den Lebensverhältnissen und dem Zusammenhalt der Familie, sondern informiert auch über das Müllverwertungssystem und die dahinter stehende soziale Infrastruktur in einer der größten Metropolen der Welt.
Dass auch Essen im Eimer landet, greift Valentin Thurn in seinem gleichnamigen Film über die große Lebensmittelverschwendung (2010) auf. „Zu gut für die Tonne“ so eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, in der davor gewarnt wird, dass mittlerweile schon jedes 8. Lebensmittel, das wir kaufen, weggeworfen wird. Die Auswirkungen auf die Welt sind katastrophal. Denn, wie es im Film hergeleitet wird, „wenn es gelänge, die Lebensmittelverschwendung in den Industrieländern nur um die Hälfte zu reduzieren, so hätte dies auf das Weltklima denselben Effekt, als ob jedes zweite Auto stillgelegt würde“. Der Film ist die 30-Minuten-Fassung des langen Dokumentarfilms Taste the Waste, der im Kino überaus erfolgreich die große Aufklärungskampagne unterstützte.
Insel der Blumen des Brasilianers Jorge Furtado aus dem Jahr 1989 erklärt auf brillante, teils witzige aber auch sarkastische Art und Weise, was Menschen von Tieren unterscheidet, wie Tomaten produziert werden, wie Geld entstanden ist und wie Handel funktioniert. Tomaten, die als ungenießbar weggeworfen werden, landen auf dem Müllabladeplatz in Porto Allegre, der ironischerweise „Isla da Flores – Insel der Blumen“ heißt. Dort werden die Abfälle sortiert und das Brauchbare an die Schweine verfüttert. Danach dürfen sich die Armen aus den letzten Resten essbares heraussuchen … Die zugespitzte und durchaus polemische Aussage des Films lautet: „Die Schweine stehen unter den Bedingungen der herrschenden Weltwirtschaftsordnung über den Menschen, vor allem der Frauen und Kinder. Dafür sind diese im Gegensatz zu den Schweinen frei.“
Nähere Informationen zu den hier vorgestellten Filmen finden Sie auch in der Datenbank.
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