Was kommt auf den Tisch?
In seinem neuen Film 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? stellt Regisseur Valentin Thurn die Frage, wo die Nahrung herkommen soll, die jeder Einzelne täglich zum Überleben benötigt, und von der bereits heute jeder Sechste zu wenig hat. Wie können wir verhindern, dass die Menschheit allein durch ihr Wachstum die Grundlage für ihre Ernährung zerstört? Der Film startet am 16.04.2015 im Kino.
Valentin Thurn hat mit seinem letzten Film Taste the Waste, der in einer gekürzten Fassung unter dem Titel Essen im Eimer für die Bildungsarbeit zur Verfügung steht, gezeigt, welche immensen Mengen an Lebensmitteln ungenutzt auf dem Müll landen. Mit der Initiative „Zu gut für die Tonne“ befasst sich das Ministerium für Umwelt und Ernährung mit diesem Thema, für das sich viele Organisationen stark machen. In seinem neuen Dokumentarfilm rückt Valentin Thurn die Landwirtschaft als Basis der Welternährung in den Mittelpunkt. Wie kann zukünftig genug Nahrung für zehn Milliarden Menschen erzeugt werden? Zwei Lager behaupten, die Lösung zu kennen: Die industrielle Landwirtschaft, die global immer weiter expandiert und hocheffizient auf Massenproduktion setzt. Dem stehen die biologische und die traditionelle Landwirtschaft gegenüber, die zwar weniger Masse produzieren, dafür aber schonend mit den begrenzten Ressourcen umgehen. Von beiden Seiten will der Filmemacher wissen, wie sie die Welt künftig ernähren wollen. Am Ende des Films stehen innovative Ansätze für die Ernährungssicherung auf lokaler oder regionaler Ebene. Sie alle offenbaren, welch enormen Einfluss wir mit unserem Essverhalten haben und dass jeder aktiv mitentscheidet, welcher Weg zukünftig die Landwirtschaft dominieren wird. Das Welthaus Bielefeld hat eine Arbeitshilfe zum Film herausgegeben, die zum download auch auf der Internet seite zur Verfügung steht www.welthaus.de
Zusammen mit dem Journalisten Stefan Kreutzberger hat Valentin Thurn auch das Buch Harte Kost.
Wie unser Essen produziert wird – Auf der Suche nach Lösungen für die Ernährung der Welt verfasst, in dem sich die Autoren auf eine weltweite Suche nach zukunftsfähigen Lösungen für eine Nahrungsmittelproduktion, die Mensch und Tier respektiert und die knappen Ressourcen schont, begeben.
Auch ein anderer Film, der gerade in den Kinos gestartet ist, befasst sich mit der Landwirtschaft. In dem Film Viel Gutes erwartet uns. Ein Landwirt kämpft entschlossen um unseren Boden
stellt die Filmemacherin Phie Ambo (Dänemark 2014, 93 Min.) den idealistischen biodynamischen Landwirt Niels aus Dänemark vor, der den Tieren Freiraum für ihre natürlichen Bedürfnisse einräumt, wie es sonst in der Landwirtschaft eher ungewöhnlich ist. Zwar werden seine Produkte von seinen Kunden geschätzt, seine Praktiken sorgen jedoch auch für Skepsis bei Kollegen und die Kontrollbehörde droht, ihm die Lizenz zur Viehzucht zu entziehen.
Was in vielen afrikanischen Ländern auf den Tisch kommt, das zeigt auf erschreckende Weise der Film Hühnerwahnsinn – Wie Europas Exporte Afrika schaden von Marcello Faraggi (Deutschland 2007, 28 Min.). Zu Dumpingpreisen wird in Mittel- und Zentralafrika gefrorenes Hühnerfleisch aus europäischer Überproduktion angeboten. Weil es an Kühlanlagen und Eisschränken fehlt, wurden auf den lokalen Märkten oft verdorbenes Hühnerfleisch verkauft. Das Angebot ist zudem so billig, dass einheimische Produzenten nicht konkurrieren können und ihr Geschäft aufgeben mussten.
Dass in vielen afrikanischen Ländern Fisch als Haupteiweißlieferant rar geworden ist, liegt nicht zuletzt daran, dass europäische hochtechnisierte Fischfangflotten alles abfischen und für die Fischer vor den afrikanischen Küsten kaum etwas übrig bleibt. Peter Heller und Barney Rübe gehen diesem Thema in ihrem Film Yaayboy – vom Fischen im Trüben (Deutschland 2013, 24 Min.) nach. Der Film zeigt auch, dass eine richtige Politik entscheidend zur Verbesserung der Lage beiträgt.
Der Dokumentarfilm Hunger von Marcus Vetter und Karin Steinberger (Deutschland 2010, 90 Min.) erzählt, wie Menschen, Gruppen und Organisationen daran arbeiten, den Hunger als eine der schlimmsten sozialen, politischen und ökonomischen Tragödien unserer Tage zu bekämpfen. In fünf Ländern stellen die Autoren die Frage, warum bisher viele Konzepte von Entwicklungspolitik versagt habe und suchen konsequent nach Ansätzen, wie sich sog. Entwicklungsländer aus der Umklammerung der ersten – der reichen Welt – lösen können. Die DVD enthält eine Fülle zusätzlicher Informationen, was die Arbeit zum Thema bereichert.
Wie Monokulturen das Überleben von kleinbäuerlichen Strukturen bedrohen, das zeigt der Film Raising Resistance von David Bernet und Bettina Borgfeld (Deutschland, Schweiz 2011, 84 Min.) am Beispiel Paraguays. Gentechnisch verändertes Soja gedeiht nur dort, wo durch Pestizideinsatz alle anderen Pflanzen vernichtet werden. So reduziert diese Produktionsmethode nicht nur die Vielfalt an Pflanzen und Kulturen, sondern vergiftet häufig auch das Trinkwasser und bewirkt so eine empfindliche Störung des ökologischen Gleichgewichts. In den letzten 20 Jahren entwickelte sich Paraguay zum viertgrößten Soja-Exporteur. Der Anbau von gentechnisch verändertem Soja hat bereits riesige Waldgebiete vernichtet und stellt zunehmend die Existenz der Kleinbauern, aber auch der Landarbeiter in Frage. Paraguayisches Soja wird vor allem für die Rinderzucht verwendet, um den gestiegenen Fleischkonsum westlicher Industrieländer zu befriedigen.
In seinem Dokumentarfilm We feed the World (Österreich 2005, 95 Min.) beschäftigt sich der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer am Beispiel der Nahrungsmittelproduktion mit den Aswirkungen und den Folgen der Globalisierung. Die unterschiedlichen Formen der weltweiten Herstellung von Nahrungsmitteln – von Massenproduktion bis Gentechnologie – und ihre Auswirkungen auf eine nachhaltige Entwicklung werden anhand von Stellungnahmen verschiedener Akteure geprüft. Ein Interview mit dem Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, zieht sich als roter Faden durch den Film.
Unser täglich Brot von Nikolaus Geyrhalter (Österreich 2005, 92 Min.) wirft einen Blick in die Welt der industriellen Nahrungsmittelproduktion und der High-Tech-Landwirtschaft: Zum Rhythmus von Fließbändern und riesigen Maschinen gibt der Film kommentarlos Einsicht in die Orte, an denen Nahrungsmittel in Europa produziert werden. Hierbei wird deutlich, dass Menschen, Tiere, Pflanzen und Maschinen nur noch die Funktion erfüllen, die ihnen die Logistik des Systems zuschreibt, auf dem der Lebensstandard unserer Gesellschaft beuht.
Bertram Verhaag, der mit seiner Produktion Denkmal-Film in vielen Filmen Themen wie Ökologie und Umweltschutz bearbeitete, stellt in einem seiner letzten Filme Der Bauer und sein Prinz (Deutschland 2014, 82 Min.) die südenglische Duchy Home Farm vor, die Prinz Charles und sein Verwalter David Wilson systematisch unter nachhaltigen Aspekten bewirtschaften. Die einmalige Zusammenarbeit der Beiden beweist mit eindrücklichen Bildern, wie ökologische Landwirtschaft funktioniert und welcher Nutzen und welche Heilkraft von ihr ausgehen. Den beiden ist durch praktische Beispiele gelungen Bauern zu überzeugen, ihr Land im Einklang mit der Natur und ohne Gifte zu bewirtschaften. Neben Prinz Charles und David Wilson kommen im Film auch die indische Wissenschaftlerin und Aktivistin Vandana Shiva und Auma Obama, die sich mit ihrer Arbeit für die Stifung Care und Suti Kuu in Kenia für Umweltfragen einsetzt. Weitere Informationen unter: www.derbauerundseinprinz.de