Globales Lernen – lebenslang (SDG 4)
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 24. Januar zum Internationalen Tag der Bildung erklärt, um die Rolle der Bildung für Frieden und Entwicklung zu würdigen. Ohne eine inklusive und gerechte hochwertige Bildung und lebenslange Chancen für alle wird es den Ländern nicht gelingen, die Geschlechtergleichstellung zu erreichen und den Armutskreislauf zu durchbrechen, der Millionen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zurücklässt.
Heute besuchen noch immer 258 Millionen Kinder und Jugendliche keine Schule; 617 Millionen Kinder und Jugendliche können nicht lesen und rechnen nicht; weniger als 40% der Mädchen in Subsahara-Afrika schließen die Sekundarstufe I ab und rund vier Millionen Kinder und jugendliche Flüchtlinge besuchen keine Schule. Ihr Recht auf Bildung wird verletzt und ist inakzeptabel.
Dabei sind gerade in afrikanischen Ländern interessante Entwicklung zu beobachten, die durch Digitalisierung neue Zugänge zu Bildung eröffnen. „Digital Africa – Ein Kontinent erfindet sich neu“ von Elke Sasse und Bettina Haasen stellt verschiedene Projekte vor, die auch im Bildungsbereich neue Ansätze verfolgen. So hat das Hardware-Unternehmen Brck mit seinem Projekt Kiokit seit 2015 etwa 300 Lernkoffer mit Tablets für Schulklassen zur Verfügung gestellt. Die mobilen Koffer vermitteln in Schulen auf dem Land Erfahrungen mit dem Internet, um, wie Projektentwickler Mark Kamau sagt, Kindern Medienkompetenzen nahezubringen und Lehrerinnen und Lehrern die Fähigkeiten, diese angemessen zu vermitteln. Um dem unzuverlässigen Stromangebot – unerlässlich für digitales Arbeiten – entgegenzutreten, hat das Unternehmen Ared in Ruanda vor allem in ländlichen Regionen Stromkioske eingerichtet. In Ghana hat das Unternehmen Dext aus Recyclingmaterial elektronische Experimentierkästen für Schulen gebaut, die SchülerInnen schon früh die Fähigkeiten, als Ingenieure oder Programmiererinnen zu arbeiten, vermitteln.
Wie wichtig Neugierde für die Freude am Lernen und Entdecken ist, zeigt auf spielerische und humorvolle Art der Kurzspielfilm „Die kleine Forscherin“ des senegalesischen Filmemachers Alain Gomis. Das Mädchen Fatima sucht auf alles eine Antwort und wird dabei nicht selten auf die Probe gestellt.
Der Film ist Teil der Themen-DVD „Anna, Amal und Anousheh“, die kurze Filme über Mädchen aus verschiedenen Ländern, ihren Mut, ihre Tatkraft, aber auch ihre beständige Konfrontation mit den Rollenbildern, denen sie zu entsprechen haben, vereint. Die achtjährige Amal aus dem gleichnamigen Kurspielfilm von Ali Benkiran aus Marokko, muss hilflos zusehen, wie ihr Bruder weiterhin zur Schule gehen kann, während sie als Mädchen wegen der begrenzen finanziellen Mittel der Eltern, zu Hause bleiben muss. Ihr Traum, Ärztin zu werden, zerplatzt.
Bintou im gleichnamigen Film von Fanta Régina Nacro, Regisseurin aus Burkina Faso, entschließt sich gegen den Widerstand ihres Mannes, auch Tochter Biba zur Schule zu schicken. Als er sich weigert, das Schulgeld zu zahlen, beginnt sie mit wachsendem Erfolg, Hirsebier auf dem Markt zu verkaufen. Doch damit erregt sie erst recht den Zorn ihres Mannes … Als Komödie verpackt geht es der Regisseurin um die wichtigen Themen der Rolle von Frauen und Männern innerhalb der Gesellschaft, um Gewalt in der Familie und die Bedeutung von eigenem Einkommen für Frauen, vor allem aber um die ungleichen Bildungschancen für Mädchen.
Auf die Bedeutung von Filmbildung für Bildungsprozesse allgemein, Hintergründe und die Auswahl von Filmen für bestimmte Gruppen, darauf gibt das Fortbildungsprogramm Filmbildung Antworten, das von europäischen Filminstituten entwickelt und von Vision Kino jetzt auch in deutscher Sprache zugänglich gemacht wurde.
Die Fragen an Filme, die für das Globale Lernen einsetzbar sind, ergeben sich bei der Beschäftigung mit den anregenden Seiten von selbst, ebenso die Abstimmung auf den Personenkreis, mit denen die Filme gesehen und zusammen im Gespräch vertieft werden sollen.
Migration stellt BildungsplanerInnen in Stadt und Land weltweit vor Herausforderungen. Alle Bildungsformen für alle Altersgruppen und aus unterschiedlichen sozialen Gruppen sind hiervon betroffen. Sie müssen flexibel und vielfältig sein und nicht nur auf soziale und kriegerische Umbruchsituationen reagieren, sondern auch solche, die durch Klimawandel und Naturereignisse verursacht werden. Darum geht es in dem Bericht „Migration, Flucht und Bildung: Brücken bauen statt Mauern“, den die UNESCO-Kommission 2019 vorlegte.
Wie Deutschlernen mit Filmen für MigrantInnen und Flüchtlinge funktionieren kann, war für Vision Kino Anlass, einen Leitfaden für Kinder und Jugendliche zu erarbeiten. Mittlerweile gibt es einige Erfahrungen in diesem Bereich, die alle darauf hinweisen, dass das Erfassen von Geschichten in Bildern, das genaue Sehen und die Aufmerksamkeit für Zwischentöne zu einem besseren Sprachverständnis und Ausdruckweise führen kann. In dem filmpraktischen Projekt „Mix it!“ entstehen seit 2016 kurze Filme zum Thema Identität, gedreht von einheimischen und geflüchteten Jugendlichen. Die Bundeszentrale für politische Bildung, stellt die Filme des Projekts, das bis heute fortgeführt wird, auf ihrer web-Seite vor.
Titelfoto aus: „Die kleine Forscherin“ von Alain Gomis