BNE digital – was hat sich während Corona bewährt?
Im SDG 4 geht es darum, eine inklusive, gerechte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle zu fördern. Durch die Corona-Pandemie wurde das Tempo der Digitalisierung im Bildungsbereich befeuert. Sprach Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai noch davon, Bücher und Stifte in die Hand zu nehmen, um die Welt zu verändern, so ist heute der kompetente Umgang mit digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien unausweichlich, um als mündige BürgerInnen aktiv an der Gesellschaft teilhaben und sie im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestalten zu können.
Digitalisierung ist aus kaum einer Diskussion über nachhaltige Entwicklung mehr wegzudenken. Ein informierter Umgang mit Ressourcen, die Ausbildung in Medienkompetenz sind integraler Bestandteil. (Nützliche Informationen hierzu: https://www.bne-portal.de/de/digitalisierung-und-bne-1787.html)
Auch immer mehr Filme stehen mittlerweile online zur Verfügung (und durch Corona ist diese Möglichkeit vermehrt gefragt, dies zu nutzen). Doch nicht alles, was verfügbar ist, darf auch in der Bildungsarbeit eingesetzt werden. Welche rechtlichen und organisatorischen Fragen geklärt werden müssen, bevor man seiner Zielgruppe Filme online zur Verfügung stellen kann, darum geht es in dem 3. Teil des Online-Veranstaltungsformats „FilmCafé Global: Film ab online – Wie geht das?“ am Mittwoch, 03.03.2021, 16:00 Uhr – 17:30 Uhr. Im Gespräch mit Klaus Ploth, Medienportal der Ev. und Kath. Kirche, Dr. Angela Schöppner-Höper, LWL Medienzentrum für Westfalen, und Harald Hackenberg, Katholisches Filmwerk, werden verschiedene online-Filmplattformen vorgestellt und Nutzungs- und Zugangsrechte erläutert.
Informationen zu Fragen von Urheberrechten und Nutzungsbedingungen von Filmen für die Bildungsarbeit finden Sie auf dieser Seite unter LINKS
Viele Filme, die digital für die Bildungsarbeit zur Verfügung stehen, können zur Zeit für größere Gruppen in Bildungskontexten genutzt werden. So stellt das Medienportal der Evangelischen und Katholischen Medienzentralen den Tool „Medien mit Teilnehmer/innen teilen“ zur Verfügung und bietet damit die Möglichkeit, einen Link zu erzeugen, mit dem z.B. SchülerInnen direkten Zugriff (Streaming) auf das Medium erhalten ohne im Medienportal selbst eingeloggt zu sein. Das eröffnet eine gute Möglichkeit, einen Film zu sichten und anschließend, ebenfalls online, ein Gespräch anzuschließen.
Der Lock-Down betrifft auch die Durchführung der SchulKinoWochen, da auch die Kinos von den Schließungen betroffen sind. VisionKino, die die Schulkinowochen organisieren, betonen, dass für sie das Kino nach wie vor der Ort ist, an dem Filme gezeigt werden sollen und sich in ihrer Vielschichtigkeit entfalten können. Damit aber trotz der gegenwärtigen Einschränkungen die Filmbildung mit Schülerinnen und Schülern stattfinden kann, hat Vision Kino ein alternatives Angebot für Schulen erarbeitet.
Für Filme aus dem Programm, für die Zugänglichkeit gewährleistet ist, stehen Videogespräche mit FilmemacherInnen, ProtagonistInnen, Fachleuten und FilmvermittlerInnen zur Verfügung, die zumindest einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten gewähren, sich Filmen, ihren Ausdrucksformen und inhaltlichen Zugängen anzunähern.
Welche Filme in den einzelnen Bundesländern zur Verfügung stehen, lässt sich im Internet schnell nachschauen.
Dazu gehört auch der Dokumentarfilm „Morgen gehört uns“ von Gilles de Maistre (Frankreich 2019, 84 Min.).
Der Regisseur stellt Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Ländern vor, die sich für ihre Rechte einsetzen. Der 13-jährige José Adolfo aus Peru gewinnt im Jahr 2018 den „Children‘s Climate Prize“ in Stockholm. Er hat in seiner Heimatstadt schon mit sieben Jahren eine Umweltbank gegründet, bei der Kinder Konten eröffnen können, indem sie wiederverwertbaren Müll wie Altpapier und Plastikflaschen einsammeln, der verkauft wird. Das Geld kommt ihnen selbst zugute. In Frankreich verkauft der zehnjährige Arthur selbstgemalte Bilder und besorgt vom Erlös Decken und Essen für Obdachlose. Die 12-jährige Aïssatou kämpft in Guinea gegen die Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen: Sie betreibt Aufklärungsarbeit und befreit mithilfe der Polizei Mädchen, die gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. Im indischen Neu-Delhi gibt die elfjährige Heena eine Zeitung von Straßenkindern heraus, die sich gegen Kinderarbeit und für das Recht auf Schulbildung ausspricht. In Bolivien haben Kinder eine Gewerkschaft gegründet, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt.
Auch das Filmhaus Nürnberg bietet in seinem virtuellen Kino 3 Schulkinoprogramme online an. Filme in Originalsprachen (BritFilms, CinéFête), aber auch Filme für die Menschenrechtsbildung und zu den Afrika-Tagen können hier für Schulklassen gebucht werden.
Welche innovativen Ansätze es gibt um Schülerinnen und Schülern in afrikanischen Ländern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, ist Teil der Reportage „Digital Africa – Ein Kontinent erfindet sich neu“ von Elke Sasse und Bettina Haasen. Neben vielen Projekten, sich in den Bereichen Medizin, oder Landwirtschaft engagieren, wird ein Projekt in Kenia vorgestellt, bei dem eine SMS-Plattform SchülerInnen den Lehrstoff in kleinteiligen Lernlektionen auf das Handy schickt. So haben sie Zugang zu Bildung, auch wenn es an LehrerInnen oder Lehrmaterialien mangelt. Zudem ist das Handy unabhängig von Stromausfällen oder einem verfügbaren Internetanschluss.
In Ghana baut das Start-up-Unternehmen Dext aus Recyclingmaterial elektronische Experimentierkästen für Schulen. Das preisgünstige Science-Set vermittelt Basiskenntnisse für Ingenieure und spätere Programmierer. Charles Ofori Antepim, einer der Mitbegründer, möchte, dass alle Kinder frühzeitig mit Elektronik in Berührung kommen und neue Formen der Wissensvermittlung durch aktive Teilnahme erprobt werden.
Wenn es um Digitalisierung geht, wird zu Recht immer wieder auf die Rohstoffe verwiesen, die bei der Produktion digitaler Hardware benötigt werden und immer aus Ländern des globalen Südens kommen. Denn Digitalisierung ist nicht per se nachhaltig. Auch hier geht es um einen umsichtigen Umgang mit Ressourcen und der Abwägung von Nutzen und Wirkung.
In seinem Film „Chinafrika.mobile – Mobiltelefone auf dem Weg durch drei Kontinente“ zeichnet Filmemacher Daniel Kötter den Weg eines Mobiltelefons nach – durch die Handyaufnahmen derjenigen, die die Bodenschätze gewinnen, den Vertrieb organisieren und schließlich die gebrauchten Handys auseinandernehmen und gegebenenfalls wiederverwerten. Durch die Nähe zu den Handelnden entsteht ein ganz eigener Blick auf das Geschehen und die Sichtweise, Involviertheit und Abhängigkeit in den Minen des Kongo, den Handelshäusern in China und den Schrottmärkten in Kenia. Die Frage stellt sich, was wir damit zu tun haben. Diese Auseinandersetzung lohnt sich.
Titelbild: Auf dem Weg zur Schule von Pascal Plisson