Entwicklungserfolge / Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (SDG 17)
Die Corona-Pandemie hat viele Entwicklungserfolge zunichte gemacht. Diese Beobachtung teilen viele Hilfswerke nach über einem Jahr des gesundheitlichen Ausnahmezustandes. „Das UN-Nachhaltigkeitsziel, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu überwinden, ist kaum noch zu erreichen. Schon vor der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die an chronischem Hunger leiden wieder gestiegen, nun droht laut FAO bis 2030 eine Annäherung an die Milliardengrenze“ heißt es in dem im Mai erschienen „Kompass 2021 – Studie zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe“. Die jährlich von der Deutschen Welthungerhilfe und Terre des hommes herausgegebene Beobachtung des Stands der Dinge ist die mit Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung verknüpft.
„In vielen Ländern mutiert Corona zum Hungervirus. Die Schulschließungen in vielen Ländern hat gravierende Folgen auf die Bildungslage einer ganzen Generation“, sagt Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe. “ https://www.presseportal.de/pm/6596/4871499
Wegen der Pandemie werden die am wenigsten entwickelten Länder der Welt einem UN-Bericht zufolge ihre schwächste Wirtschaftsleistung seit 30 Jahren erleben. Dadurch würden Einkommen sinken, Arbeitsstellen verloren gehen und Finanzdefizite steigen, heißt es in einem Bericht der UN-Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD), die im Dezember 2020 erschienen ist.
Das Deutsche Institut für Entwicklungszusammenarbeit macht jedoch auch eine andere Beobachtung: Als Nebenprodukt der Pandemie sei nämlich in der Entwicklungszusammenarbeit ein einmaliges globales Experiment zu beobachten. Da aus vielen Ländern des globalen Südens 2020 internationale Mitarbeiter*innen abgezogen und in ihre Heimatländer in Europa und Nordamerika zurückgekehrt seien, seien die betroffenen Entwicklungsprogramme nämlich keineswegs ins Stocken geraten. Vielmehr zeigt eine Studie von Nichtregierungsorganisationen und der australischen La Trobe University, dass der Rückzug internationaler Mitarbeiter*innen aus Programmen in Ozeanien den Entscheidungsspielraum für lokale Akteure erheblich erweitert hat. Die Vorteile einer solchen Lokalisierung der Entwicklungszusammenarbeit sollten in der Diskussion um zukünftige Ansätze der staatlichen und nichtstaatlichen Entwicklungszusammenarbeit berücksichtigt werden.
Ein gutes Beispiel für eine gelungene Süd-Süd-Kooperation zeigt der Film „No Problem! Solaringenieurinnen für Afrika“ von Yasmin Kidwai (Indien, Tansania 2016, 28 Min.). In der im indischen Rajasthan gelegenen „Barfuß-Akademie“ Tilonia werden Frauen aus aller Welt, die bisher nie die Chance hatten, lesen und schreiben zu lernen, zu Solar-Technikerinnen ausgebildet. Eine Gruppe von Frauen aus verschiedenen afrikanischen Ländern reist für sechs Monate nach Indien, wo sie zusammen lernen, wie sie Elektrizität in ihre Heimatdörfer bringen können. Neben den technischen Kenntnissen erfahren die Frauen auch die Stärkung ihrer sozialen Stellung.
Die Reportage „Digital Africa – Ein Kontinent erfindet sich neu“ von Elke Sasse und Bettina Haasen (Deutschland 2018, 52 Min.) setzt da an, wo der Strom schon angekommen ist. Vorgestellt werden afrikanische Digitalisierungs-Projekte und Start-ups, die eigenständig entwickelte und bereits in der Erprobung oder sogar Vermarktung befindliche Hard- oder Software-Produkte anbieten, die genau den Erfordernisse der Bedürfnisse von Menschen in den verschiedenen afrikanischen Ländern angepasst sind. Dabei geht es um mobile Bezahldienste, den Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft, oder auch selbst entwickelte und gefertigte 3D-Drucker, die unter anderem kostengünstige Ersatzteile für medizinische Anwendungen liefern. Aber auch kleine strapazierfähige Laptops, die Kindern in abgelegenen Gebieten als Lernplattformen dienen, sind im Einsatz und führen praxisnahe Möglichkeiten der Ausbildung vor Augen. In der Reportage trifft die re:publica-Kuratorin Géraldine de Bastion auf VertreterInnen einer junge afrikanischen Gründergeneration, die selbstbewusst und unabhängig neue Ideen umsetzt.
„Das Fieber – Der Kampf gegen Malaria“ von Katharina Weingartner (Österreich, Deutschland, Schweiz 2019, 99 Min.) versteht sich als ein Plädoyer für Selbstbestimmung und Pflanzenheilkunde in Ostafrika. Der Dokumentarfilm zeigt, dass Covid-19 die Welt zwar stilllegt, durch Malaria südlich der Sahara jedoch bereits mehr Menschen getötet wurden als durch alle Krankheiten und Kriege dieser Erde zusammen. Als Folge des Lockdowns und der sich dadurch verschlechterten Gesundheitsversorgung wird der Malaria-Parasit dieses Jahr in Afrika sogar geschätzte eine Million Menschen töten. Ostafrikanische WissenschaftlerInnen und GesundheitsexpertInnen haben schon lange den Wirkstoff von Artemisia annua, des einjährigen Beifußes, für die Bekämpfung der Malaria entdeckt, ein Wirkstoff, den die Pharmaindustrie bereits in Malaria-Präparaten erfolgreich einsetzt. Afrikanische ForscherInnen stoßen bei ihrer Suche nach lokalen, billigen Lösungen auf Widerstand der Pharmakonzerne und bei den eigenen Regierungen. Nicht einmal die WHO will ihr Engagement unterstützen. „Geht es hier tatsächlich noch um Entwicklungszusammenarbeit oder um koloniale Unterwerfung und Profitgier“ fragt der Film. Der Film steht als VoD bei W-Film zur Verfügung und kann dort als DVD bezogen werden.
In der dreiteiligen Dokumentation „The Food Challenge – Wie die Ernährung sichern“ (Deutschland, Kenia 2018, 3 x 26 Min.) geht Katja Becker am Beispiel Kenias der Frage nach, welche nachhaltigen landwirtschaftlichen Methoden dem schädlichen Gebrauch von Pestiziden entgegengesetzt werden können. Einheimische und ausländische ExpertInnen, Bäuerinnen und Bauern, sowie AktivistInnen alternative Anbaumethoden sind sich einig, dass es nicht mehr Chemie und Hybridsaatgut braucht, um die Welt zu ernähren, sondern dass es höchste Zeit für ein generelles Umdenken ist. Es gelte vielmehr, lokal, regional und global die bereits existierenden bäuerlichen Systeme zu stärken, um der weltweiten Machtkonzentration im Ernährungs- und Agrarsektor zu widerstehen.
In einem gänzlich anderen Bereich wird eine Diskussion entbrannt, die die Frage nach gleichberechtigten globalen Partnerschaften stellt: Bei der Restitution von Kulturgütern geht es nicht nur um die Dinge, die zurückgegeben werden sollen, sondern auch um die Aufarbeitung der Vergangenheit und des kolonialen Erbes, das nach wie vor ihren Schatten über die notwendigen Auseinandersetzungen der Gegenwart wirft. In ihrem Film „Risse in der Maske“ begleitet Filmemacherin Frances Calvert den Torres-Strait-Insulaner Ephraim Bani in europäische Museen auf der Suche nach den wertvollen Schildpattmasken, die im 18:/19. Jahrhundert von europäischen Expeditionen mitgenommen wurden. Er trifft auf eine Haltung zwischen Ignoranz und Hilflosigkeit, die viel Spielraum für einen Diskurs eröffnen könnten.
Der Spielfilm „Die Maske aus San“ von Jacques Sarasin erzählt die Geschichte einer Maske aus einem Pariser Museum. Als der Sohn des verstorbenen Eigentümers auf dessen Wunsch in die Heimat Mali zurückkehrt, findet er nicht nur das Geheimnis der Maske, sondern auch den Bezug zu seiner eigenen Geschichte wieder.
Mit der Bedeutung von afrikanischen Masken für die Ursprungsregionen befasst sich auch Peter Heller in seinem Film „Markt der Masken“ (Deutschland 2019, 101 Min.) Museen außerhalb Afrikas beherbergen umfangreiche Sammlungen mit Objekten aus unserem Nachbarkontinent, in Afrika selbst befinden sich jedoch nur noch wenige alte Kulturgüter. Die Preise auf den Kunstmärkten boomten lange Zeit in ungeahnte Höhen. Jetzt kommt dieser Markt zum Erliegen, wodurch auch in Afrika zahllose Arbeitsplätze bedroht sind. MuseumsleiterInnen müssen sich für ihre Schätze aus Afrika rechtfertigen. Entfacht ist eine hitzige Debatte um Rückführung von Objekten, der bei Händlern in Westafrika und Sammlern in Europa, auf Auktionen und in Museen in Basel und Bamako, Brüssel und Paris, München und Berlin geführt wird.