Biologische Vielfalt / Nachhaltige globale Landwirtschaft

Wegen des besorgniserregenden Zustands vieler Ökosysteme weltweit haben die Vereinten Nationen den Zeitraum von 2021 bis 2030 zur Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. Ziel ist, die Verschlechterung der Situation aufzuhalten und umzukehren.

In den vergangenen Jahren gewann der Begriff des“Anthropozän an Bedeutung, um den durch Menschen verursachten Veränderungen auf der Erde Ausdruck zu verleihen. Filme wie „Die Epoche des Menschen“ (Dokumentarfilm von Jennifer Baichwal, Edward Burtynsky, Nicholas de Pencier, Kanada 2018, 87 Min.) und „Erde“ (Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter, Österreich 2019, 121 Min.) zeigen in beeindruckenden Bildern, wie die Erde nach Rohstoffen durchwühlt, für Bauvorhaben durchhöhlt und umgebaggert wird, um zu einer veränderten Oberfläche zu werden. Die Folgen sind ein massiver Angriff auf die Vielfalt der Arten, die in erschreckendem Maße zurückgehrt.

Mit den Bienen, ihrer Rolle als Honiglieferanten und vor allem als Bestäuber von Pflanzen und ihrem besorgniserregenden Sterben, befasst sich Markus Imhoff in seinem Dokumentarfilm „More than Honey“ (Schweiz, Deutschland, Österreich 2012, 94 Min.), indem er diesem Phänomen von Kalifornien bis China nachgeht. Er besucht Imker in den verschiedenen Ländern und durch seine Fragen nach ihrem Verhältnis zu den Bienen erfährt er Vieles über die verschiedenen Formen des Umgangs des Menschen mit der Natur.

In dem Film „Land des Honigs“ (Dokumentarfilm von Ljubomir Stefanov, Tamara Kotevska, Nordmazedonien 2019, 90 Min.) begleiten die FilmemacherInnen drei Jahre lang das Leben der letzten Wildimkerinnen in Nordmazedonien. Die beschwerliche Arbeit, die im Rhythmus der Jahreszeiten und des Lebens der Bienen erfolgt, gibt ein eindringliches Zeugnis von der Verbundenheit zwischen den Menschen und der sie umgebenden Umwelt und natürlichen Gegebenheiten wieder. Durch den Zuzug einer Viehzucht betreibenden Großfamilie wird das fragile Gleichgewicht erheblich in Frage gestellt, das Verhältnis zwischen Profit und Tierwohl kommt ins Wanken.

„The Food Challenge – Wie die Ernährung sichern“ ist ein dreiteiliger Dokumentarfilm von Katja Becker (Deutschland, Kenia 2018, 3 x 26 Min.), der den Einfluss großer internationaler Chemiekonzerne durch Agrarpestizide auf Länder wie Kenia untersucht. Dort kommen Mittel auf den Markt, die in Europa bereits verboten sind. Der erste Teil des Films, „Ein giftiges Geschäft?“, konzentriert sich auf die Folgen des Pestizideinsatzes auf die kenianische Landwirtschaft und die KonsumentInnen der Produkte. Der zweite Teil, „Ursachen des Hungers“, spürt den Zusammenhängen von Agrarpolitik und Ernährungssicherheit nach. Im dritten Teil, „Auf der Suche nach Nachhaltigkeit“, wird ein Pilotprojekt im Norden Kenias vorgestellt, wo in einer ariden Landschaft mittels Bewässerung gute Erträge erzielt werden. WissenschaftlerInnen, Bauern und Aktivistinnen alternativer Landwirtschaftsmethoden sind sich nicht nur in Ostafrika einig, dass es nicht mehr Chemie und Hybridsaatgut braucht, um die Welt zu ernähren, sondern dass es darum geht, lokal, regional und global die bereits existierenden bäuerlichen Systeme zu stärken, um der weltweiten Machtkonzentration im Ernährungs- und Agrarsektor etwas entgegenzusetzen.

Mit Fragen der Ernährungssicherheit und der Rolle einer nachhaltigen Landwirtschaft befasst sich auch der Film „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“ von Valentin Thurn Deutschland 2015, 107 Min.). Nach Besuchen bei landwirtschaftlichen Großkonzernen in den USA, Afrika und Japan und vielen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener landwirtschaftlicher Nutzungsformen und Richtungen kommt auch er zu dem Schluss, dass für die Ernährung vor allem der schnell wachsenden afrikanischen und asiatischen Bevölkerung am besten kleinbäuerliche Betriebe geeignet seien. In Europa könne im Gegensatz zur industriellen die bäuerliche Landschaft nachhaltig arbeiten und dabei die Böden schonen. Regisseur Valentin Thurn hat sich in vielen seiner Filme mit dem Thema Nahrung, Nahrungssicherheit und verantwortungsvoller Landwirtschaft beschäftigt. Mit seinem Film „Taste the Waste“ maßgeblich dazu beigetragen, dass das Thema der Nahrungsmittelverschwendung eine öffentliche Wahrnehmung gefunden hat.

Auch Filmemacher Bertram Verhaag setzt sich in vielen seiner Filme engagiert mit Umweltfragen und Landwirtschaft auseinander. „Code of Survival“ (Deutschland 2016, 97 Min.) stellt er einer Landwirtschaft, die auf immer mehr Wachstum durch Agrarchemikalien basiert, Projekte einer ökologischen Landwirtschaft aus verschiedenen Teilen der Welt gegenüber. „Leben außer Kontrolle“ widmet sich den nichtabsehbaren Folgen einer auf Genmanipulation basierenden Landwirtschaft und die Auswirkungen auf Natur und Gesundheit.

In ihrem 2007 entstanden Film „Monsanto – Mit Gift und Genen“ befasst sich die französische Filmemacherin Marie-Monique Robin mit dem Aufstieg der US-amerikanischen Saatgutfirma Monsanto, die 2018 von dem deutschen Bayer Konzern übernommen wurde, zum weltweit führenden Unternehmen für genmanipuliertes Saatgut und die Folgen für Bauern weltweit.

Widerstand von Kleinbauern gegen den übermächtigen auf Export orientierten Sojaanbau in Paraguay und die Folgen für Mensch und Natur zeigt der Film „Raising Resistance“ von David Bernet und Bettina Borgfeld eindrücklich. Die riesigen Felder, die mit gentechnisch verändertem Saatgut bearbeitet werden, erfordern einen massiven Einsatz von Herbiziden. Und diese Totalherbizide zerstören auch die Felder der Kleinbauern mit ihren herkömmlich produzierten Pflanzen. Die genetisch veränderten Sojapflanzen stören das ökologische Gleichgewicht und die Vielfalt von Pflanzen und Kulturen empfindlich, vergiften nicht nur die Felder, sondern häufig auch das Trinkwasser.

Bilder, die die Schönheit unserer Welt spiegeln, erscheinen immer wieder in dem Dokumentarfilm „Die Geister, die ich rief – Wege des Stahls“ von Chiara Sambuchi. Die Regisseurin begibt sich darin an drei unterschiedliche Orte, um beispielhaft die Folgewirkungen von Globalisierung und Ungleichgewicht des erdumspannenden industriellen Produktionsmodells Stahl aufzuzeigen. Im Norden Brasiliens ist die Existenz des Kleinbauern Pixinga bedroht, seit sein Land von der größten Eisenerzmine Carajas Vale enteignet worden. Das dort gewonnene Eisen wird nach Tarent im süditalienischen Apulien verschifft, wo bis heute Stahl in großem Stil verarbeitet wird. Dort ist die Kinderärztin Grazia täglich mit den Folgen der schädlichen Emissionen konfrontiert, unter denen vor allem die Kinder leiden. Die letzte Station ist ein stillgelegtes Stahlwerk in Duisburg, das zu einem Landschaftspark umgewidmet wurde, nachdem es, wirtschaftlich unrentabel geworden, der öffentlichen Hand übergeben wurde. Dort sind mittlerweile seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch geworden. Parkmanager Egbert sieht jeden von uns gefordert, über sein persönliches Konsumverhalten nachzudenken und entsprechend zu handeln. Langsam wird der Zusammenhang, aber auch die Widersprüche, die die drei Orte verbinden, deutlich. Anhand von Porträts von Betroffenen und AkteurInnen in Italien und Brasilien zeigt Chiara Sambuchi, welche Folgen die industrielle Entwicklung nach sich zieht und welche Auswirkungen dies auf Natur und Menschen hat. Die Geister, die man rief, wird man nicht so einfach los.

„Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“, so der hoffnungsvolle Titel des Films von Mélanie Laurent und Cyril Dion. Als die Schauspielerin Mélanie Laurent und der französische Aktivist in der Zeitschrift „Nature“ eine Studie lesen, die den wahrscheinlichen Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren voraussagt, wollen sie sich mit diesem Horror-Szenario nicht abfinden. Schnell ist ihnen jedoch klar, dass die bestehenden Ansätze nicht ausreichen, um einen breiten Teil der Bevölkerung zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen. Also machen sich die beiden auf den Weg. Sie sprechen mit Experten und besuchen weltweit Projekte und Initiativen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen. Und sie finden die Gewissheit, dass es andere Geschichte für unsere Zukunft geben kann.

Vom 14.-18. Juli 2021 wird das NaturVision Filmfestival in Ludwigsburg im Kino, Open Air und Online wieder aktuelle Natur- und Umweltfilme vorstellen, an das, wie immer, auch ein Schulprogramm angebunden ist – in diesem Jahr vermutlich ebenfalls online.

Titelbild aus dem Film: „More than Honey“ von Markus Imhoff