Ernährung und Gesundheit global (SDG 1,2,3)

 

Keine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen: Die ersten drei SDGs umfassen die Grundbedingungen jeden Lebens. Der Weltgesundheitstag am 07.04.2022 steht unter dem Motto „Unsere Erde, unsere Gesundheit“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will damit die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den Zusammenhang zwischen Klima- und Gesundheitsschutz lenken. Denn was, wenn ganze Länder durch klimabedingte Zerstörungen nicht mehr in der Lage sind, die Ernährung der Bevölkerung zu sichern oder gänzlich davon bedroht sind, zu versinken?

Der kenianische Bauer Kisilu Musiya kann ein Lied davon singen. Wird während einer Zeit des Jahres der Regen sehnsüchtig erwartet, weil die gesamte Ernte zu vertrocknen droht, geht zu anderen Zeit das Wasser so sturzbachartig nieder, dass nicht nur die Häuser, sondern auch Felder und Ernten zerstört werden. Filmemacherin Julia Dahr hat mit dem Film „Danke für den Regen“ Kisilu Musiya die Möglichkeit eröffnet, mit der Kamera die Auswirkungen des Klimawandels in seiner Region zu dokumentieren. Das Ergebnis ist erschütternd. Erschütternd auch, dass er bei der Pariser Klimakonferenz, an der er durch Unterstützung norwegischer KlimaaktivistInnen teilnehmen konnte, keine Aufmerksamkeit für das drängende Thema fand.

Auch Viviana und Mark Uriona haben in dem Film „One World“ eng mit den Betroffenen zusammengearbeitet, um einen tiefen Einblick in die klimabedingte Zerstörung der Marshallinseln zu ermöglichen. Ein Großteil der Marshallinseln liegt weniger als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Negative Prognosen gehen davon aus, dass die Inseln bis 2050 untergehen werden. Die FilmemacherInnen vertrauten darauf, dass die marschallesische Bevölkerung die einzigen zuverlässigen ExpertInnen für die Geschichte ihres Landes ist. Sie wissen, dass die Treibhausemissionen der Industriegesellschaft sind für die ausweglose Lage der Marshallinseln verantwortlich sind. Am Schicksal der Marshallinseln konnten die Filmschaffenden an einem konkreten Beispiel zeigen, welche Auswirkung die Globale Erwärmung und der steigende Meeresspiegel hat, und weisen eindringlich auf die Verantwortung des Nordens für die katastrophalen Zerstörungen in den Ländern des Globalen Südens hin.

Eine gesunden Ernährung ist tiefgreifend durch Agrargifte bedroht. Viele Pestizidwirkstoffe, die ihre Genehmigung in Europa verloren haben, dürfen weiterhin exportiert werden. Das geschieht häufig in Länder des globalen Südens. Dort sind ihnen die Menschen, nicht zuletzt wegen mangelnder Rechtssicherheit, schutzlos ausgeliefert. Das soll sich nun ändern. So hat Entwicklungsministerin Svenja Schulze Mitte Februar 2022 ein Exportverbot für gefährliche Pflanzenschutzmittel angekündigt, da „deren Verkauf kein akzeptables Geschäftsmodell sei“.

Der dreiteilige Dokumentarfilm „The Food Challenge – Wie die Ernährung sichern“ von Katja Becker (Deutschland, Kenia 2018, 3 x 26 Min.) untersucht am Beispiel Kenias genau den Einfluss, den großer internationale Chemiekonzerne durch Agrarpestizide auf Länder des Globalen Südens haben. Der erste Teil des Films, „Ein giftiges Geschäft?“, konzentriert sich auf die Folgen des Pestizideinsatzes auf die kenianische Landwirtschaft und die KonsumentInnen der Produkte. Der zweite Teil, „Ursachen des Hungers“, spürt den Zusammenhängen von Agrarpolitik und Ernährungssicherheit nach. Im dritten Teil, „Auf der Suche nach Nachhaltigkeit“, wird ein Pilotprojekt im Norden Kenias vorgestellt, wo in einer ariden Landschaft mittels Bewässerung gute Erträge erzielt werden. WissenschaftlerInnen, Bauern und Aktivistinnen alternativer Landwirtschaftsmethoden sind sich nicht nur in Ostafrika einig, dass es nicht mehr Chemie und Hybridsaatgut braucht, um die Welt zu ernähren, sondern dass es darum geht, lokal, regional und global die bereits existierenden bäuerlichen Systeme zu stärken, um der weltweiten Machtkonzentration im Ernährungs- und Agrarsektor etwas entgegenzusetzen.

Doch auch unregulierte Bodenspekulation trägt dazu bei, dass die Landwirtschaft eines Landes nicht mehr in der Lage ist, die Bevölkerung zu ernähren. „Das grüne Gold“ – oder wie der englische Titel heißt „Donkeys Fear No Hyenas“ – von Joakim Demmer beleuchtet diesen Skandal beispielhaft am Ausverkauf des Landes durch die äthiopische Regierung an chinesische Investoren. In der Hoffnung auf Exporteinnahmen verpachtet die Regierung in dem von Hungersnot betroffenen Äthiopien Millionen Hektar scheinbar ungenutzten Landes an ausländische Investoren. Aber der Traum vom Wohlstand hat eine Schattenseite: die größte Zwangsvertreibung in der heutigen Zeit.

Mit Fragen der Ernährungssicherheit und der Rolle einer nachhaltigen Landwirtschaft befasst sich auch der Film „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“ von Valentin Thurn (Deutschland 2015, 107 Min.). Nach Besuchen bei landwirtschaftlichen Großkonzernen in den USA, Afrika und Japan und vielen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener landwirtschaftlicher Nutzungsformen und Richtungen kommt auch er zu dem Schluss, dass für die Ernährung vor allem der schnell wachsenden afrikanischen und asiatischen Bevölkerung am Besten kleinbäuerliche Betriebe geeignet seien. In Europa könne im Gegensatz zur industriellen die bäuerliche Landschaft nachhaltig arbeiten und dabei die Böden schonen. Regisseur Valentin Thurn hat sich in vielen seiner Filme mit dem Thema Nahrung, Nahrungssicherheit und verantwortungsvoller Landwirtschaft beschäftigt. Mit seinem Film „Taste the Waste“ (in einer gekürzten Fassung steht der Film unter dem Titel „Essen im Eimer“ zur Verfügung) maßgeblich dazu beigetragen, dass das Thema der Nahrungsmittelverschwendung Eingang in die öffentliche Wahrnehmung gefunden hat.

Widerstand von Kleinbauern gegen den übermächtigen auf Export orientierten Sojaanbau in Paraguay und die Folgen für Mensch und Natur zeigt der Film „Raising Resistance“ von David Bernet und Bettina Borgfeld eindrücklich. Die riesigen Felder, die mit gentechnisch verändertem Saatgut bearbeitet werden, erfordern einen massiven Einsatz von Herbiziden. Und diese Totalherbizide zerstören auch die Felder der Kleinbauern mit ihren herkömmlich produzierten Pflanzen. Die genetisch veränderten Sojapflanzen stören das ökologische Gleichgewicht und die Vielfalt von Pflanzen und Kulturen empfindlich, vergiften nicht nur die Felder, sondern auch das Trinkwasser.

(Titelbild: aus dem Film „Raising Resistance von David Bernet und Bettina Borgfeld)