Regenwald / Wälder weltweit

Der brasilianische Regenwald hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits 2.867 Quadratkilometer verloren. Das berichtete der Deutschlandfunk am 13.06.2022. Die vom staatlichen Klimainstitut Inpe ermittelten Abholzungsdaten seien damit die höchsten seit Beginn dieser Messreihe im Jahr 2016 und übersteigen die Menge im Vergleichszeitraum des Vorjahres um 13%. Die Rodungen im Amazonasgebiet haben vor allem seit dem Amtsantritt von Präsident Bolsonaro im Januar 2019 deutlich zugenommen. Er sieht das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und will noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Kritiker werfen ihm vor, ein gesellschaftliches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern auch zur illegalen Landnahme für landwirtschaftliche Nutzung ermutigt fühlen. Zudem hat er Umwelt- und Kontrollbehörden geschwächt, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd) ausführt.

Schon in seinem Spielfilm „Birdwatchers – Im Land der roten Menschen“ aus dem Jahr 2008 (Italien, Brasilien, 108 Min.) geht es Regisseur Marco Bechis, um die Auswirkungen der zunehmenden Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und die Auswirkungen auf die Menschen, die dort leben. Die weißen Großgrundbesitzer im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul führen ein komfortables Leben. Der Anbau von genveränderten Pflanzen auf ihren gewaltigen Feldern ist nicht die einzige Einnahmequelle, auch „Birdwatching“-Touren für Touristen werden angeboten. Die für diese Touren als Foto-Attraktion engagierten Guarani-Kaiowa Indianer leben in Reservaten abseits der fruchtbaren Plantagen, vertrieben von dem Land, das ihnen einmal gehörte. Perspektivlosigkeit führt dazu, dass eine Gruppe Indianer auf das Land ihrer Vorfahren zurückkehren, hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach dem Leben im Wald und dem Wunsch, in der modernen Gesellschaft ihren Platz zu finden. Der Film, der mit indigenen Laiendarstellern inszeniert wurde, bringt die schwierige Situation und die Bedrängnis indigener Völker zwischen Tradition und Anpassung an die Moderne in ihrer ganzen Ausweglosigkeit zum Ausdruck. Fragen danach, wem das Land eigentlich gehört und wie Menschen mit ganz verschiedenen Werten und Traditionen nebeneinander oder gar miteinander leben können, aber auch, wie ‚moderne Gesellschaften‘ mit Minoritäten umgehen und welche Möglichkeiten diese haben, in einem sich verändernden Umfeld dennoch ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, stellt der Film in aller Offenheit. Weitere Informationen auch bei Pandora Film.

„Count-Down am Xingu. Der Kampf um die grüne Lunge der Welt“ (Deutschland, Brasilien 2020, 95 Min.) ist die dokumentarische Langzeitbeobachtung von Martin Keßler über den Widerstand gegen den Staudamm Belo Horizonte im brasilianischen Amazonasgebiet am Fluss Xingu. Im Mai 2016 hatte die damalige brasilianische Präsidentin Dilma Roussef „Belo Monte“ offiziell eingeweiht. Für den drittgrößten Staudamm der Welt am Amazonasfluss Xingu wurden der Urwald gerodet, Fischer und Indigene vertrieben und 40.000 Menschen zwangsumgesiedelt, um Strom für multinationale Aluminiumkonzerne und das Schwellenland Brasilien zu erzeugen. „Alles gegen das Gesetz“, so die zuständige Staatsanwältin, die Beweise gegen den gigantischen Korruptionsskandal „Petrobras“ um die großen brasilianischen Baukonzerne sammelt. „Ohne Korruption wäre Belo Monte nicht gebaut worden“, sagt der katholische Bischof Erwin Kräutler, der sich von Beginn zusammen mit seinen Mitstreitern für die Verhinderung des Staudammprojektes einsetzt.
 „Count – Down am Xingu“ erzählt die Geschichte des Widerstandes gegen Belo Monte – vom Baubeginn bis zur Inbetriebnahme der letzten Turbine und schildert neben der „Politik der vollendeten Tatsachen“ auch die massive Gewalt, mit der das Großprojekt durchgesetzt wurde. Der Film kann beim Katholischen Filmwerk für die Bildungsarbeit erworben werden.

Der Spielfilm „Die Stimme des Regenwaldes“ (Niklaus Hilber. Schweiz 2019, 141 Min.) basiert auf der wahren Geschichte des jungen Schweizers Bruno Manser. Er verlässt 1984 auf der Suche nach einem ursprünglichen Leben seine Heimat und findet in Sarawak, dem malaysischen Teil von Borneo bei den Penan eine Ort, an dem er sein möchte. Als der Regenwald, von und mit dem die Penan leben, zunehmend durch Abholzung bedroht ist, entschließt er, sich dem gemeinsam mit den Penan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu widersetzen. Zeitweise kehrt er in die Schweiz zurück, um sich von dort aus politisch und auf internationaler Ebene für den Erhalt des Regenwaldes einzusetzen. Dem Ratschlag des UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali folgend versucht er, bei der „International Tropical Timber Organization“ (ITTO), einer Unterorganisation der UNO, einen Zertifizierungsstandard, der Kriterien zur nachhaltigen Abholzung definiert und fördert, durchzusetzen. Doch auch dies wird durch die starke Tropenholz-Lobby unterwandert. Zurück in Sarawak verschwindet Bruno Manser 1999 spurlos und wird 2005 für tot erklärt. Der Bruno Manser Fonds führt bis heute das Erbe des Regenwaldschützers fort. Der Film steht beim Katholischen Filmwerk für die Biludngsarbeit zur Verfügung. Weitere Informationen auch unter: https://www.stimmedesregenwaldes.de/

Mit seinem letzten Film „Der Waldmacher“ begibt sich der oscarprämierte Regisseur Volker Schlöndorff (Deutschland, 2021 87 Min.) auf ungewohntes Terrain. Beeindruckt vom Lebenswerk des australischen Agrarwissenschaftlers Tony Rinaudo in verschiedene afrikanische Länder, um sich die Entwicklung seines Bepflanzungskonzepts näher anzuschauen. 1981 kam der junge Wissenschaftler nach Niger um Möglichkeiten zu finden, wie die Ausbreitung der Wüste gestoppt werden könnte. Dabei bemerkte er, dass unter dem vermeintlich toten Boden ein gewaltiges Wurzelnetzwerk verborgen ist, das zur Wiederbegrünung genutzt werden kann. Seine Methode mit dem ‚unterirdischen Wald‘ zu arbeiten, nennt der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler „Farmer Managed Natural Regeneration“ (FMNR). Während seiner Reise wird Volker Schlöndorff auch mit Themen wie Migration, Klimawandel oder Geschlechtergerechtigkeit konfrontiert. Um seinen Blick zu vervollständigen, hat er daher afrikanische Filmemacher eingeladen, mit ihm zusammenzuarbeiten und ihre Erfahrungen mit dem Leben auf dem Land und den lokalen Herausforderungen zu teilen. Weitere Informationen bei zero one film

Der Dokumentarfilm „Wangari Maathai – Mutter der Bäume“ (Lisa Merton, Alan Dater. USA 2008, 45 Min.) ist das Portrait der 2011 verstorbenen Kenianerin Wangari Maathai, deren Engagement als Umweltaktivistin und Kämpferin für Menschenrechte und Demokratie 2004 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Die von ihr gegründete Green Belt Bewegung war anfänglich eine breit angelegte Initiative zur Wiederaufforstung. In Weiterbildungsseminaren und Diskussionsforen lehrt die Bewegung Frauen und Männer aber auch, ihre Rechte einzufordern und sich für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen. So zeigt der Film exemplarisch, wie Engagement und Widerstand politischen Wandel herbeiführen können. Die von Ihr gegründete Organisation Green Belt Movement steht sich bis heute für Umweltschutz und Menschenrechte ein.Weitere Informationen bei Mind Jazz Pictures.

„Der Wilde Wald. Natur Natur sein lassen“. Der Titel des Films von Lisa Eder (Deutschland 2021. 89 Min.) greift das Motto des Nationalparks Bayerischer Wald auf, der zusammen mit dem benachbarten tschechischen Nationalpark Sumova das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas bildet. Seit 1970 ist das menschliche Eingreifen in das Ökosystem Wald verboten. WissenschaftlerInnen beobachten eine neue Artenvielfalt und die Möglichkeiten des Waldes, sich wieder zu entfalten. Denn durch Motorsägen wird mehr Wald zerstört als durch Borkenkäfer, Windwurf und Trockenheit zusammen.

Titelfoto aus dem Film: „Birdwatchers“ von Marco Bechis