Klima / Klimagerechtigkeit (SDG 13)

Anlässlich der UN-Vollversammlung in New York im September teilte Oxfam in einer Pressemeldung mit, dass sich Hungersnöte in Klima-Krisenherden in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt haben.

Es sind diese Auswirkungen, mit denen der kenianische Bauer Kisilu Musya schon lange konfrontiert ist. „Danke für den Regen“ sagt er zu Filmemacherin Julia Dahr, als die ersten lang ersehnten Tropfen auf sein ausgetrocknetes Feld fallen. Doch dann häufen sich die Extremwetterlagen und niemand aus der Region ist mehr vor den Wasserfluten, die vom Himmel stürzen sicher. Auch das Haus von Kisilu Musya und seiner Familie wird schwer beschädigt. In dem Film (Norwegen, Großbritannien 2017, 59 Min.) verfolgt Kisilu Musya mit der Kamera, die er von Julia Dahr erhalten hatte, die Auswirkungen des Klimawandels über fünf Jahre. Alarmiert über die Veränderungen setzt er alles daran, die Bauern in seiner Region von angepassten Anbaumethoden und verbesserter Technik zu überzeugen. Als der durch eine norwegische NGO die Möglichkeit erhält, am Klimagipfel in Paris teilzunehmen, ist er hoffnungsvoll, etwas bewirken zu können. Doch die Großveranstaltung bietet ihm nur Platz in einer Nische.

Die BewohnerInnen der Marschallinseln sind besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen – und das spüren sie mittlerweile fast alltäglich. Viviana und Mark Uriona haben in mehrmonatigen Filmworkshops mit Bewohnerinnen und Bewohnern der pazifischen Inselgruppe zusammengearbeitet, um ihre Erfahrungen, ihrer Betroffenheit und ihren Gedanken über die Zukunft Ausdruck zu verleihen, wenn Überschwemmungen ganze Inseln unbewohnbar machen und küstennahe Orte bald nicht mehr bewohnbar sein werden. Der Titel des Film „One Word“ (Deutschland, Republik der Marschallinseln 2020, 83 Min. OmU) bezieht sich auf das Wort „Jakwe“, das in der Sprache der Marschallinseln so viel wie „Du bist schön wie der Regenbogen“, aber auch „Ich liebe dich“ bedeuten, aber auch einfach nur ein Willkommensgruß sein kann. Dieses eine Wort schließt alle Menschen in gegenseitigen Respekt und Verantwortung mit ein, denn das, was auf den Marschallinseln passiert, betrifft uns alle – überall auf der Welt.

Wie die BewohnerInnen der Marshallinselns, sind auch die Menschen des Inselstaates Tuvalu schwer von dem durch Klimawandel bedrohlich ansteigenden Meeresspiegel betroffen. Wenn es wärmer wird, schmelzen die Eisschilde auf Grönland ab, das geschmolzene Wasser landet im Meer und lässt den Meeresspiegel weltweit steigen. Folgewirkung: Heute noch bewohnte Inseln im Pazifik werden unbewohnbar. Beide Auswirkungen der Klimaveränderungen sind katastrophal. In seinem Film „ThuleTuvalu“ (Schweiz 2015, 96 Min.) dokumentiert Matthias von Gunthen die Folgen der globalen Erwärmung anhand der Veränderungen in der Lebensumwelt einer Familie in Thule und einer Familie auf Tuvalu.  Der Film zeigt den Klimawandel nicht in abstrakten Zahlen, sondern anhand der Lebenserfahrung der Menschen, die ihm unmittelbar ausgesetzt sind.

In seinem Dokumentarfilm „Into the Ice“ begleitet Lars Henrik Ostenfeld (Dänemark, Deutschland 2022, 85 Min.) eine Wissenschaftlerin und zwei ihrer Kollegen auf ihren Forschungsreisen zu den Auswirkungen der Erderwärmung auf das Inlandeis Grönlands. Dorte Dahl-Jensen ist eine dänische Glaziologin, auf deren Berechnungen zum Anstieg des Meeresspiegels auch das Pariser Klimaabkommen von 2015 basiert. Jason Box forscht über die Zusammenhänge zwischen den steigenden Schneefällen in Grönland und der Eisschmelze. Grönland fungiert als eine Art globales Thermometer, denn was hier mit dem Eis geschieht, passiert überall auf der Welt, natürlich auch in der Antarktis. In Grönland zeigt sich die Veränderung nur am schnellsten und am klarsten. Die in der klaren Landschaft Grönlands stattfindenden Forschungen sind nicht nur für die Pole, sondern auch für die Inselwelt des Pazifiks entscheidend.Verleih: RISE AND SHINE CINEMA Kinostart: 15. September 2022

Gegen die Folgen des Klimawandels kämpft auch die junge ugandische Aktivistin Hilda, deren Engagement für Fridays for Future in dem Film „Dear Future Children“ vorgestellt wird. Der Film von Franz Böhm (Deutschland, Vereinigtes Königreich, Österreich 2021, 89 Min.) geht besonders auf die Motive von drei jungen starken Frauen ein, angesichts der teils schieren Aussichtslosigkeit und der fatalen Auswirkungen ihrer politischen Arbeit auf die persönlichen Leben dennoch weiter zu engagieren.

Auch „NOW!“, das Film-Debüt des Fotografen Jim Rakete (Deutschland 2020, 79 Min.) beschäftigt sich mit dem Kampf der jungen Generation für eine bessere und nachhaltige Welt. Junge KlimaaktivistInnen von Organisationen wie „Extinction Rebellion“, „Youth v Gov“, „Ende Gelände“, „Plant for the Planet“ und „Fridays for Future“ kommen ausführlich zu Wort und stellen, unterstützt von ExpertInnen Konzepte für zukunftsorientiertes Handeln vor. Jim Rakete stellt sie in dem Raum vor, in dem sie authentisch über ihre Motivation zum Handeln erzählen und Erkenntnisse vermitteln können. Auch Handelnde aus Raketes Generation, wie Filmemacher Wim Wenders und Musikerin Patti Smith kommen zu Wort und bestätigen den Wunsch nach generationsübergreifendem Handeln.

Auf die Folgen des Klimawandels geht auch Carl-A. Fechner in seinem Film „Climate Warriors“ (Deutschland 2018, 86 Min.) ein: extreme Wetterereignisse wie Hurrikane, Waldbrände und Überschwemmungen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Der Dokumentarfilm, in dem sich Fechner in Teilen auf seinen früheren Film „Power to Change“ bezieht, will den Menschen eine Stimme geben, die sich unermüdlich für eine Energiewende und für eine nachhaltige Zukunft einsetzen. Unter ihnen ist auch der heute 19-jährige Hip-Hop-Künstler Xiuhtezcatl Martinez, der als Umweltaktivist nicht nur der indigenen Bevölkerung eine Stimme gibt, sondern in den USA mit seinen Aktionen für Aufmerksamkeit sorgte. Der für sein Engagement mehrfach ausgezeichnete junge Künstler – 2013 erhielt er von Präsident Obama den U.S. Volunteer Service Award – sprach schon 2015 im Alter von 15 Jahren in Englisch, Spanisch, und Nahuatl vor der UN- Generalversammlung über den Klimawandel.

Engagiert im Kampf gegen den Klimawandel – durch politische Aktionen oder Proteste, durch Bildung oder Initiativen, technisch-praktische Innovationen zu verwirklichen – sind auch die drei Frauen, die Mary Kiio, Liz Miller und Karen Winther in dem Film „Hands on! Aktiv gegen Klimawandel“ (Kanada, Norwegen, Kenia 2016, 25 Min.) portraitieren. Silje Lundenberg kämpft gegen die Naturzerstörung in Folge der Erdölförderung vor der arktischen Küste Norwegens; Jasmine Thomas gegen den Bau von Pipelines durch indigenes Land in Kanada und Annabell Waititu bemüht sich um die Sicherung der bedrohten Wasserversorgung in Kenia, wo sich Dürren und schwere Regenfälle in Folge des Klimawandels häufen. Dabei geht es den drei Aktivistinnen darum, Wissen zu vermitteln, lokale Netzwerke zu bilden oder ganz praktische Lösungen umzusetzen.

Seit 2015 begleitet die Regisseurin Karin de Miguel Wessendorf die Proteste gegen die Rodung des Hambacher Forstes und gegen die Zerstörung der Dörfer am Rand der Braunkohle-Tagebaue im rheinischen Braunkohlerevier, der größten CO2-Quelle Europas. Zuerst ist es nur ein Aufbegehren einzelner Gruppen mit unterschiedlichen Zielen, doch im Herbst 2018 wird der Protest gegen die Rodung schließlich zu einer breiten überregionalen Bewegung, die bundesweit Schlagzeilen macht. „Die Rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst“ (Deutschland 2019, 115 Min.). Zu Wort kommen Clumsy , ein junger Waldbesetzer, der im Baumhaus lebt, um die Rodung des Waldes zu verhindern; Antje Grothus, eine Anwohnerin aus Buir, die sich erst mit einer Bürgerinitiative für den Erhalt der Lebensqualität in ihrem Dorf einsetzt und später von der Bundesregierung in die Kohlekommission einberufen wird als Vertreterin der Betroffenen in der Region; Lars Zimmer, ein Familienvater, der in einem Geisterdorf ausharrt, um Sand im Getriebe der Umsiedlung zu sein; Michael Zobel, Naturpädagoge, der erst kleine Führungen anbietet, um für die ökologische Bedeutung eines uralten Waldes zu sensibilisieren und später eine bewegende Ansprache an die Verantwortlichen richtet. Die Menschen, die der Film vorstellt gibt der Sorge vieler um eine bessere Klimapolitik ein Gesicht. Veränderungen fangen dort an, wo man steht. Der Film hatte vor kurzem seinen Kinostart und wurde Ende September im WDR ausgestrahlt.