Vielfalt als Wert
Der Klimawandel und andere ökologische Krisen als Folgen einer nicht-nachhaltigen Wirtschaft bedrohen die Ökosysteme der Erde und ihre Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten und sind überall auf der Welt spürbar. Die Begrenztheit der Ressourcen ist mittlerweile ein geopolitisches Sicherheitsrisiko. Diese Krisen und Konflikte betreffen die arme Bevölkerung in den Ländern des Südens besonders hart. Eine zukunftsfähige Entwicklung ist dringend notwendig und sie verlangt in erster Linie einen Kurswechsel in Industrieländer.
In seinem langen Dokumentarfilm „La Buena Vida – Das gute Leben“ (2013, 94 Min.) befasst sich der Regisseur Jens Schanze mit den Auswirkungen der größten Kohlemine im Norden Kolumbiens auf die umliegenden Dörfer – und was der Energiehunger in Deutschland zum Beispiel damit zu tun hat. Die Lebensgrundlage der Wayúu-Gemeinschaft wird durch den Kohleabbau in der Mine El-Cerrejón zerstört. Das gewaltige Loch, mit 700 Quadratkilometern der größte Kohletagebau der Welt, frisst sich immer tiefer in die einst unberührte Landschaft. Der junge Dorfvorsteher Jairo Fuentes ist nicht bereit, sein Dorf ohne Widerstand umsiedeln zu lassen. Die Geschichte der Solidarität der Bewohner, die leeren Versprechungen der Minenbetreiber und die Ausweglosigkeit des Widerstands zwischen Großkonzern, Guerillas und Paramilitärs, wird eindrücklich geschildert. Dass die Pläne zum deutschen Kohleausstieg eng mit dem Schicksal der Wayúu-Gemeinschaft verbunden ist, wird am Anfang und am Ende des Film verdeutlicht und ist somit nicht zuletzt auch ein Appell an Verbraucher in Deutschland, ihr Verhalten zu überprüfen. Die Frage danach, was unter dem „Guten Leben“ zu verstehen sei, stellt sich somit auch den ZuschauerInnen hier.
Als 2009 die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ erschien, wurde begleitend eine DVD mit verschiedenen kurzen Filmen zusammengestellt, die beispielhaft Themen und Probleme verdeutlichten und zur Diskussion stellten. Die Dokumentation „Kein Brot für Öl“ (2009, 45 Min.) von Renate Werner verdeutlicht zum Beispiel die Auswirkungen der Palmöl-Produktion in Kolumbien auf die Situation von Kleinbauern und deren Umwelt und setzt sie in einen globalen Kontext, in dem auch Deutschland eine gravierende Rolle spielt.
Monokulturen zerstören auch die Lebensgrundlagen der Kleinbauern in Paraguay, verstärkt durch den Einsatz von Pestiziden, die die industrialisierte Landwirtschaft erfordert. Das schildert eindrücklich der Film „Raising Resistance“ von David Bernet und Bettina Borgfeld (2011, 84 Min.). Das Problem von Landgrabbing, eine Voraussetzung/Folge einer am Profit orientierten extensiven Landwirtschaft greift Michael Enger in seinem Film „Der Fall Mubende und der bittere Geschmack der Vertreibung“ (23015, 30 Min.) am Beispiel des Kaffeeanbaus in Uganda auf.
Robert Nugent greift in seinem Film „Gold über alles“ (2007, 52 Min.) das Eintreffen einer Aufbereitungsanlage für Goldminen in einer abgelegenen Region Guineas. Nach anfänglicher Euphorie, der Erwartung von Arbeitsplätzen und sich entwickelndem Wohlstand weicht der Ernüchterung als die gigntische Naturzerstörung deutlich wird, die mit dem Goldabbau einhergeht. In seinem formal außergewöhnlichen Film gelingt es Robert Nugent am Beispiel des Goldabbaus eine Parabel auf Ausbeutung und Postkolonialismus zu entwerfen. Die krassen Unterschiede zwischen den Lebenswelten der Firmenmitarbeiter und der einheimischen Bevölkerung, die ihren Lebensunterhalt mit kleinsten Golderträgen bestreitet, werden in symbolischen Bildern hervorgehoben.
„Dirty Paradise“, der Film von Daniel Schweizer (2009, 76 Min.) erzählt die Geschichte der Wayana-Indianer des Amazonasgebiet, die dem Fluch ausgesetzt sind in einer goldreichen Region zu leben. Die unkontrollierte Ausbeutung der Bodenschätze führt zu einer massiven Zerstörung des Ökosystems und zahlreichen Verletzungen der Menschenrechte. 60 Jahre nach dem ersten Zusammentreffen der Wayana’s mit dem Photographen Dominique Darbois machte sich Daniel Schweizer daran, die Wayana zu treffen, die versuchen angesichts der 12.000 illegalen Goldgräbern, die in die Umgebung ihrer Dörfer eingefallen sind, zu überleben. Zum ersten Mal melden sich die Wayana Indianer in einem Film selber zu Wort und erklären, mit welch unglaublichen Konsequenzen sie auf Grund des Abbaus dieses „dreckigen“ Goldes zu leben haben. Der Urwald wird zerstört, die Flüsse und Bäche werden mit Tonnen von Quecksilber und Schlamm verschmutzt. Die Regierung, die Armee und auch die Französische Polizei stehen der massiven Immigration illegaler Goldjäger machtlos gegenüber. Das Goldfieber hat die gesamte Region befallen und das Quecksilber bereitet bereits heute große gesundheitliche Probleme. Der Film zeigt nicht nur die Verzweiflung der Wayana Indianer, sondern auch ihr Bewusstsein über die Problematik und wie sie versuchen, die schwierigen Lebensbedingungen zu bewältigen. (weitere Informationen unter www.filmeeinewelt.ch)