Schwerpunkt: Friedenspädagogik

hassundhoffnungBildung und Erziehung haben Schlüsselfunktionen bei der Entwicklung demokratischer Gesellschaften und eines gewaltfreien Zusammenlebens inne. Dazu gehört das Lernen über die Möglichkeiten, dass Frieden erreicht werden kann und Gewalt zu keinem Ziel führt; dass Vorurteile abgebaut werden können und die Erfahrung gemacht wird, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einer Religion, einer Volksgemeinschaft nicht zu Ausgrenzung bzw. zur Vorteilsnahme genügt.

Der Nahostkonflikt erfordert immer wieder die Auseinandersetzung darum, wie ein friedliches Zusammenleben überhaupt möglich sein könnte. Mit dieser Frage befassen sich auch die zwölf deutschen Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren, die sich auf eine Reise durch die Krisenregion im Nahen Osten begeben haben. Inspiriert durch das ungewöhnliche Schulbuch des Friedensforschungsinstituts PRIME „Israelis und Palästinenser – die Geschichte des anderen verstehen lernen“, reisen sie durch Israel und das besetzte Westjordanland und begegnen auf beiden Seiten Menschen, die Wege der Verständigung mit dem „Feind“ suchen. Wir weigern uns Feinde zu sein, so der Titel des Films von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde (Deutschland 2011, 90 Min.), der die Reise der Jugendlichen begleitet. Mit dabei ist auch der HipHop-Künstler ENZ, der seine Eindrücke während der Reise mit seinen „rhythm and rhymes“ wiedergibt. Der Film ist mit ausführlichem Material für die Bildungsarbeit ergänzt, nähere Informationen hierzu unter www.terramedia-online.de

Wie palästinensische und jüdische Kinder mit den Spannungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ihren Völkern leben, damit befasst sich der Film Hass und Hoffnung von Justine Shapiro, B.Z. Goldberg und Carlos Boladeo (2000, 106 Min.). Die Autoren regen die Begegnung zwischen den Kindern an und ermöglichen ihnen, einen neuen Blick auf die Menschen ihrer Nachbarschaft zu werfen, von denen sie dennoch durch eine Mauer aus Feindschaft getrennt sind. So können neue Freundschaften entstehen, die jedoch schwerwiegenden Hindernisse und Absperrungen ausgesetzt sind.

Samah-und-IsmaelAuch in dem Film Das Herz von Jenin von Marcus Vetter und Leon Geller (2008, 89 Min.) versuchen Einzelne, der Mauer der Feindschaft in Israel/Palästina Zeichen der Menschlichkeit gegenüber zu stellen. Nachdem Ismael Khatibs 12-jähriger Sohn Ahmed 2005 im Flüchtlingslager von Jenin von Kugeln israelischer Soldaten tödlich getroffen wurde, entscheidet der Vater, die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu spenden und damit deren Leben zu retten. Zwei Jahre später begibt er sich auf eine Reise quer durch Israel, um diese Kinder zu besuchen. Eine schmerzhafte und zugleich befreiende Reise, denn durch die Kinder kommt Ismael auch seinem Sohn wieder ganz nah.

Durch dieses Friedensangebot seitens eines einfachen Bürgers wurde auch die Israelin Yaël Chernobroda angeregt, ihren Schmerz über den Verlust ihres Mannes öffentlich zu machen, der durch das Selbstmordattentat eines jungen Palästinensers ums Leben kam. Sie bringt den Mut auf, die Familie des Attentäters in den besetzten Gebieten zu besuchen. Und die Familie Tobassi traut sich, die Israelin in ihr Wohnzimmer nach Jenin einzuladen. Der Film erzählt die schrittweise Annäherung beider Familien, die – getrennt durch eine Mauer und zahlreiche Checkpoints – das gleiche Schicksal teilen: Sie müssen ein Leben nach dem 31. März 2002 führen, an dem zwei geliebte Menschen starben. Nach der Stille von Stephanie Bürger und Jule Ott (2011, 89 Min.) erzählt von diesem langsamen Prozess der Annäherung. Nähere Informationen unter www.nachderstille.de

Die Wahrheits- und Versöhnungskommission nach dem Ende der Apartheid hat wichtige Prozesse der Verständigung zwischen Menschen, die über Generationen hinweg von Unverständnis, Feindschaft und Gewalt geprägt waren, angeregt – auch wenn nach wie vor tiefe Risse durch die Gesellschaft gehen. Der Film Die Farbe der Wahrheit von Dobrivoie Kerpenisan und Clarissa Ruge (1998, 30 Min.) beschreiben beispielhaft, wie die Familie des südafrikanische Studentenführer Siphiwo Mthimkulub von den Gründen für seines Verschwinden erfuhr und den Tätern ins Gesicht schauen konnte. Auch wenn dies nach jahrzehntelanger Unterdrückung wie ein Tropfen auf den heißen Stein erscheint, so werden doch wichtige Zeichen gesetzt, nichts dem Vergessen preiszugeben und die Chance der Vergebung zu eröffnen. Die Möglichkeiten, durch öffentliche Verhandlungen Frieden und Versöhnung anzustreben wurde in mehrere Länder, in denen Bürgerkrieg und Gewalt herrschen, übernommen.

parallelenWie Bilder von „Anderen“ entstehen, die zu offener Feindschaft und Gewalt führen können, dafür gibt es einige Filme auf der Kompilations-DVD Bilder im KopfParallelen zum Beispiel (Sawath Galeb, 1995, 6 Min.). In einem Park sitzen sich zwei Männer gegenüber: ein älterer Herr mit Hund und ein schwarzhaariger junger Mann, die sich misstrauisch beobachten. In kurzen Einblenden wird deutlich, welche Bilder sich nur aufgrund des Äußeren im Kopf des jeweils anderen entwickeln. Hier einen Weg aus der Falle der Vorurteile zu finden ist ein Bildungsauftrag von hoher Priorität.

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