Nachhaltige Beschaffung in Schule, Kirche und Gemeinde
Fairer Handel ist wirkungsvolle Entwicklungszusammenarbeit und zugleich Förderung des Gemeinwesens vor Ort. Öffentliche Einrichtungen, Kommunen und Gemeinden können die Ziele des Fairen Handels unterstützen, indem sie fair gehandelte Produkte einkaufen und auf Güter verzichten, die durch ausbeuterische Kinderarbeit oder unter Verletzung sozialer Mindeststandards hergestellt werden. Als öffentliche Auftraggeber besitzen Kommunen ein enormes wirtschaftliches Potenzial, heißt es auf der Internetseite der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (www.service-eine-welt.de). Auch üben sie, so heißt es dort weiter, eine wichtige Vorbildfunktion aus, denn hier werden rund die Hälfte der 350 Milliarden Euro verantwortet, die bundesweit für die öffentliche Beschaffung durch Bund, Länder und Kommunen ausgegeben werden. Kaffee ist ein Produkt, für das dies unmittelbar zutrifft. 180 Millionen Euro geben Menschen täglich für Kaffee aus. Das Genussmittel Kaffee ist nach Erdöl der meist gehandelte Rohstoff der Welt und damit ein gutes Beispiel dafür, was Globalisierung konkret heißt. Eher wenig bekannt sind die Herkunft des Kaffees und die näheren Umstände, wie er gehandelt wird. Diese möchte der Dokumentarfilm Um fair zu sein – Kaffeegenuss ohne Umwege (Andreas Grube, Deutschland, Österreich 2009, 35 Min.) näher beleuchten indem er fragt, wie viel die Kaffeebauern an der Produktion verdienen und was dies für ihr Leben bedeutet. 300 Menschen sind an den einzelnen Produktionsschritten einer Tasse Kaffee beteiligt. Der Film stellt die Stationen der Herstellung und Verarbeitung von Rohkaffee an drei parallel erzählten Beispielen mit ihren je unterschiedlichen Produktions- und Handelsbedingungen, in verschiedenen Regionen der Welt, dar. Dabei liegt der Fokus zwar auf der Situation der Produzentinnen und Produzenten in den Ländern des Südens, hat aber auch die Verantwortung der KonsumentInnen in den Industrieländern im Blick. Der Film ist Teil der Kompilations-DVD Unterwegs in die Zukunft – Filme zum Themenschwerpunkt Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Darauf befinden sich auch die kurzen Filme Kein Brot für Öl – Der Biosprit-Boom in Kolumbien und Alptraum im Fischerboot. Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik, die globale Zusammenhänge verständlich aufzeigen und dazu anregen, über die Handlungsfähigkeit von Konsumentinnen und Konsumenten nachzudenken.
Der Fall Mubende oder Der bittere Geschmack der Vertreibung (Michael Enger, 2015, 30 Min.) greifte eine andere dunkle Seite der Kaffeeproduktion auf. Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee in der kleinen Gemeeinde Mubende ca. 4.000 Menschen, um Platz für die Kaweri Coffee Plantation, eine Tochterfirma der Hamburger Neumann Kaffee Gruppe, zu schaffen. Als einer der großen Rohkaffeehändler beliefert die Firma nahezu alle großen Kaffee-Marken Deutschlands. Der Fall Mubende ist einer der ersten gut dokumentierten Fälle von Landgrabbing, der illegalen Aneignung von Land, der von der Organisation Food First Informations- und Aktions-Netzwerk FIAN unterstützt und begleitet wird. Doch trotz richterlichen Entscheids steht eine Entschädigung der Betroffenen bis heute, 14 Jahre nach den Ereignissen, aus.
Eine andere Form fairen und verantwortungsvollen Handelns stellt die Kompilations-DVD Digital-Mobil-und Fair? mit 5 Filmen zum Thema vor. Sie ist im Rahmen der Handy-Aktion entstanden, die vom Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung (ZEB) mitinitiiert wurde (www.handy-aktion.de).
In Mobiltelefonen und Smartphones, aber auch in vielen Maschinen und Geräten des täglichen Gebrauchs, stecken teils sehr teure Rohstoffe – in Computern, Tablets und Fernsehgeräten, aber auch in der Waschmaschine und im Auto. Es sind teils wertvolle Metalle wie Gold oder Platin, aber auch sogenannten Metalle der Seltenen Erden, wie Neodym oder Samarium, deren Namen wir oft gar nicht kennen. Der Abbau dieser Rohstoffe findet häufig in den Ländern des globalen Südens statt – und nicht selten geschieht dies unter Bedingungen, die für die beteiligten Menschen wie für die Umwelt in hohem Maße schädlich sind.
Die Dokumentation und Magazinbeiträge der Themen-DVD folgen dem Produktions- und Gebrauchszyklus verschiedener Geräte vor allem der Informations- und Unterhaltenstechnik, von der Rohstoffgewinnung über deren Verarbeitung bei der Gerätefertigung, bis zu ihrer Entsorgung bzw. Wiederverwertung. Die Frage nach Alternativen sind dabei wichtig, wenn es um mögliche Verbesserungen der Missstände geht. So gibt es bereits ein Fairphone, aber die Frage, warum nicht mehr Geräte unter besseren Bedingungen produziert, verarbeitet und am Ende auch wieder dem Rohstoffkreislauf zugeführt werden, ist nicht immer leicht zu beantworten. Auf der DVD-ROM-Ebene gibt es umfangreiches Begleitmaterial mit Arbeitshilfen zu den einzelnen Filmen und Hintergrundmaterial für die Bildungsarbeit.