Flucht und Asyl
Gestrandet: Anfang 2014 verschlägt es eine Gruppe eritreischer Flüchtlinge in ein ostfriesisches Dorf. Dort sollen die Neuankömmlinge den Ausgang ihres Asylverfahrens abwarten. Zwei ehrenamtliche Helfer nehmen sich ihrer an und versuchen, ihnen den Neuanfang in der fremden Umgebung zu erleichtern. Die Flüchtlinge nehmen das Hilfsangebot mit großem Elan an. Doch mit jedem Tag treten neue Konflikte auf, denn die Mühlen der Behörden mahlen langsam und die tägliche Ungewissheit zehrt an den Nerven aller Beteiligten. Die Regisseurin Lisei Caspers hat sich Zeit genommen und genau hingeschaut. Was passiert, wenn Hilfsbereitschaft und Fluchtgeschichten aufeinandertreffen, welche Geduld ist von beiden Seiten nötig, ein langwieriges Verfahren gemeinsam zu bestehen? Nicht nur bei den Asylsuchenden, auch bei den Unterstützenden lässt die Langwierigkeit der Asylverfahren Bedrückung aufkommen. Das zeigt der Film und es könnte ein Appell an die Geduld sein, die auch im zukünftigen Zusammenleben erforderlich sein wird.
Der Film „Gestrandet“ von Lisei Caspers (Deutschland 2016, 78 Min.) startete am 07.04.16 im Kino. Er ist Teil der Filmauswahl, die der ökumenische Vorbereitungsausschuss der interkulturellen Wochen zusammengestellt hat. Hinweise auf Ausleihmöglichkeiten erleichtern den Zugang zu den genannten Filmen http://www.interkulturellewoche.de/good-practice/filme
Hingewiesen wird dort auch auf den Film „The Land Between“ von David Fedele, der online zur Verfügung steht. Darin beschreibt der Autor das Schicksal der Menschen, die im Norden Marokkos versteckt in den Bergen leben, die meisten mit dem Ziel, den Grenzzaun von Melilla, einer spanischen Enklave im Norden des afrikanischen Kontinents, zu überwinden.
In epd-film 01/2016 ist ein Artikel zur filmischen Aufarbeitung des Themas Migration erschienen, der auch neue Filme, die im Kino gelaufen sind, vorstellt www.epd-film.de/themen/kino-und-migration-auf-der-flucht. Dabei unterteilt der Autor Georg Seeßlen die behandelten Themen über Flucht von deren Ursachen bis zur Ankunft an einem Ort, der eine neue Heimat werden könnte, in verschiedene Kapitel, für die er Filme beispielhaft hervorhebt. In dem Film „Die Piroge“ beschreibt der senegalesische Regisseur Moussa Touré zum Beispiel den Weg von Menschen über das Meer nach Europa, deren unterschiedliche Motive während der gefährlichen Überfahrt zu Tage treten. „Fremd“ von Miriam Fassbender wiederum widmet sich dem Schicksal einzelner Flüchtlinge auf ihrem mehrjährigen Weg in eine immer wieder unterbrochene Zukunft und versucht, ihre Motivation zu erfahren. In den kürzlich im Kino gezeigten Film „Dämonen und Wunder – Dheepan“ von Jacques Audiard, glückt zwar die Flucht aus dem tamilischen Bürgerkrieg, der Protagonist muss jedoch erfahren, dass er in der Pariser Banlieue nur den Bürgerkrieg gegen den Drogenkrieg getauscht hat. Der Film „Iraqi Odyssey“ des Schweizer Regisseurs Samir wiederum beschreibt eine Familiengeschichte – seine eigene, die durch jahrzehntelange Flucht- und Exilerfahrung geprägt ist, die sich unterschiedlich in den Lebensgeschichten der einzelnen Fmilienmitglieder eingeschrieben hat.
Dass die meisten Flüchtlinge gar nicht erst den Weg nach Europa wählen – oder schaffen, ist bei der hitzigen aktuellen Debatte hier fast in Vergessenheit geraten. Ebenso, dass es sich um ein langjähriges Problem handelt, bei dem internationale Hilfe oft zu kurz kam. Susan Gluth folgt in ihrem Film „Mit den Augen eines Flüchtlingskindes“ dem Alltag zweier Mädchen, die mit ihren Familien vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat im Süden des damals noch nicht geteilten Sudan geflohen sind und in einem Flüchtlingslager untergekommen sind. Das Bemühen, gegen die Gespenster der Vergangenheit und der Flucht den Alltag zu organisieren und das Leben zurückzugewinnen, wird einfühlsam geschildert.
Auch die Fluchtbewegungen in anderen Kontinenten – die über 3.000 km lange Grenze zwischen den USA und Mexiko zum Beispiel – geraten hierüber schnell in Vergessenheit. In seinem Film „Kreuzweg der Migranten – Viacrucis Migrante“ begleitet Hauke Lorenz Männer, Frauen und Kinder, die vor den existentiell bedrohlichen Verhältnissen in ihren Heimatländern Honduras, El Salvador und Guatemala Richtung Norden fliehen. Sie begeben sich auf eine lebensgefährliche Reise mit ungewissem Ausgang. Kurz hinter der südmexikanischen Grenze finden sie eine Herberge mit Menschen, die ihnen dabei helfen wollen, das Martyrium der mindestens 1.700 Kilometer langen Reise Richtung USA zu überstehen http://viacrucismigrante.com/
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