Globales Lernen im Fremdsprachenunterricht

eineperle„Sei es auf der großen Leinwand im Kino oder bei Projektionen in der Schule: Filme stiften intensive Begegnungen mit verschiedenen Lebenswirklichkeiten, unterschiedlichen Zeiten und anderen Räumen“, so heißt es im Praxisleitfaden „Film im Fremdsprachenunterricht“, den Vision Kino 2015 herausgegeben hat. https://www.visionkino.de/publikationen/leitfaeden/praxisleitfaden-film-im-fremdsprachenunterricht/

Er enthält viele Hinweise, wie die Förderung von Kompetenzen im Fremdsprachenunterricht durch Filmbildung aussehen kann und ist durch pädagogisches Begleitmaterial in Englisch, Französisch und Spanisch ergänzt. Für das Globale Lernen ist neben dem kommunikativen und methodischen Kompetenzerwerb die Ausbildung interkultureller Kompetenzen von besonderem Interesse. Filme, die für den Fremdsprachenunterricht relevant sind, sind oftmals auch eine reiche Quelle für landeskundliches Wissen, spiegeln  Normen und Werte wider und sind nicht zuletzt in einem kulturspezifischen Setting verortet. „Die Tatsache“, so heißt es im Leitfaden, „dass Geschichte und Kultur in filmischen Darstellungen nicht über Daten und Fakten, sondern über Erzählungen von Individuen vermittelt wird, kann den Zugang zu fremd wirkenden Kontexten erleichtern, vielfältige Zusammenhänge erlebbar, emotional erfahrbar und kognitiv verständlich machen.“

Filme in der Originalsprache bieten eine gute Möglichkeit, das Erlernte zu erproben, sprachliche Unterschiede in Aussprache und Ausdruck  in verschiedenen Ländern kennen zu lernen und natürlich einen Einblick in die Umgebung zu bekommen, in denen die Sprachen gesprochen werden, die man sich selbst gerade aneignet, im Spanischunterricht zum Beispiel.

Fliege„Die Fliege in der Asche / La mosca en la ceniza“ von Gabriela David erzählt die Geschichte von zwei Mädchen, die mit dem Versprechen nach Buenos Aires gelockt werden, ihre Schulausbildung als Hausmädchen verdienen zu können. Doch schon kurz nach der Ankunft landen sie in einem Wohnungsbordell in einem gutbürgerlichen Viertel der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Während sich die naive Nancy scheinbar in ihr Schicksal fügt, rebelliert Pato gegen die Übergriffe. Doch schließlich ist es Nancy, die einen Weg in die Freiheit findet und alle, die stillschweigen das Leid der gefangenen Mädchen hingenommen haben, anklagt.

Für ihren Spielfilm „Maroa“ ließ sich Solveig Hoogesteijn von der venezolanischen Jugendorchesterbewegung inspirieren, die maroader Komponisten José Antonio Abreu gründete, um Kindern aus armen und sozial gefährdeten Familien eine kostenfreie musikalische Ausbildung zu ermöglichen. Im Film ist es das Mädchen Maroa, das sich mit kleinen Diebstählen und Betrügereien über Wasser hält. Als sie in einem Erziehungsheim die Musik kennen lernt, entdeckt sie ihre Begabung, die Freude, sich für etwas zu begeistern, und eine neue Perspektive zu entwickeln.

Auch die nicaraguanische Regisseurin Florence Jaugey erzählt die Geschichte eines Mädchens, das sich in einer armen Umgebung im wahrsten Sinne des Wortes durchschlagen muss. „La Yuma“, so der titelgebende Name des Mädchens, hat beschlossen, sich nicht mehr unterzuordnen, sondern sich als Boxerin einen Namen zu machen. Doch der Weg dahin steckt voller Hindernissen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

partesusadasDer Film „Ersatzteile / Partes Usadas“ von Aaron Fernández stellt den Jungen Iván in den Mittelpunkt, der mit seinem Onkel in die USA immigrieren möchte. Die Reise dorthin will der eOnkel mit gestohlenen Autoersatzteilen finanzieren, wobei Iván Wache schiebt. Als sein Onkel von den gemeinsamen Reiseplänen Abstand nimmt und sein neue Freundin die Reisepläne durchkreuzt, stellt Iván trotzig Kontakt zu einer professionellen Diebesbande her, was in einer Katastrophe zu enden droht.

„Eine Perle Ewigkeit / La teta asustada“ der Regisseurin Claudia Llosa erzählt von einem peruanischen Mythos, der weit in die bittere Zeit der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit dem Machtanspruch des „Leuchtenden Pfades“ hineinreichen. Dmnach übertragen Mütter, die Leid und Schmerz erfahren haben, die Krankheit der Angst auf ihre Töchter. Dieses Erbe lässt auch Fausta nicht vergessen, was ihrer Mutter niemals zugestoßen ist. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und sucht Trost in indianischen Volksliedern. Als ihre Mutter plötzlich stirbt, ist Fausta gezwungen, ihr Leben allein in den Griff zu bekommen. So nimmt sie eine Stelle als Hausmädchen an, um das Begräbnis finanzieren zu können.

memoriasWährend diese Spielfilme durch die jugendlichen ProtagonistInnen einen guten Einstieg in das jeweilige Thema ermöglichen, sind es in den dokumentarischen Essays von Fernando Solanas die historischen und politischen Umstände in Argentinien, die filmisch aufgearbeitet und dargestellt werden – und auch dementsprechend auch für den Unterricht vorbereitet werden sollten. In seinem Film „Chronik einer Plünderung / Memoria del saqueo“ leitet Solanas her, wie die Finanzkrise, die Argentinien 2001 in die Zahlungsunfähigkeit führte (ein Situation, die durch die Finanzkrisen in Europa verblüffende Aktualität erlangten), historisch entstanden ist. In seinem Film „Die Würde der Namenlosen / La dignidad de los nadies“ beschreibt er wiederum, welche Wege ArgentinierInnen eingeschlagen haben, um der Krise zu begegnen. Die kollektiven Formen des Wirtschaftens werden mittlerweile in anderen ähnlich betroffenen Ländern als Beispiele herangezogen, um selbst alternative Wege, um die Krise zu überwinden, zu finden.

Hinweise zu weiteren Filmen aus lateinamerikanischen Ländern finden Sie in der Datenbank.