Globale Arbeitsbedingungen (SDG 8)

KaviDie nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen beschreiben 17 Ziele, die in einer gemeinsamen Anstrengung aller Länder bis 2030 in einer großen Transformation die Welt zu einem besseren wenden sollen – in der unbedingten Verbindung von Umwelt und Entwicklung.

SDG 8 widmet sich dem Thema einer menschenwürdigen Arbeit für alle, die nachhaltiges Wirtschaftswachstum mit produktiver Arbeit verbindet. Auch Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte stellt das Recht auf faire Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt, indem es heißt: „Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.“

Für die Formulierung und Durchsetzung internationale Arbeits- und Sozialstandards ist die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationalen mit Sitz in Genf, zuständig. Die weltweit geltenden Mindeststandards sollen die Rechte bei der Arbeit und damit menschenwürdige Arbeit für alle Menschen auf der Welt sicherstellen. In ihrem Bericht vom November 2017 (World Social Protection Report 2017-19) stellt die Organisation fest, dass vier Milliarden Menschen weltweit ohne soziale Sicherung sind und unterstreicht die Notwendigkeit massiver Anstrengungen für das universelle Recht auf sozialen Basisschutz.

Die mit den wenigsten Rechten sind arbeitende Kinder ausgestattet. Der Kurzspielfilm „Kavi“ (Gregg Helvey 2009, 19 Min.) erzählt die Geschichte des zehnjährigen Jungen Kavi, der zusammen mit seinen Eltern in Schuldknechtschaft in der Region Maharashtra in Indien unter extremen Bedingungen arbeiten muss. Mit Hilfe einer Organisation, die illegal arbeitende Menschen befreit, eröffnet sich ihm die Möglichkeit, der Fabrik zu entkommen.

Der Film „Einmal im Leben ins Kino“ von Alice Schmid (Schweiz, Indien 1999, 26 Min.) ist mittlerweile zu einem „Klassiker“ geworden, wenn es um die Darstellung ungerechter Kinderarbeit geht. Der Kurzspielfilm basiert auf wahren Begebenheiten, die von den betroffenen Kindern selbst erzählt und nachgespielt werden. Unter dem Versprechen, den langgehegten Wunsch, einmal ins Kino zu gehen, erfüllt zu bekommen, lassen sich zwei Jungen auf die fahrenden Händler ein, die sie an eine Teppichfabriken verkaufen. Geholfen hat ihnen schließlich die indische Hilfsorganisation South Asian Coalition on Child Servitude (SACCS), die sich um die Befreiung von Kindern aus sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen und dann um ihre Ausbildung bemüht. Kailash Satyarthi, der Gründer der Organisation, wurde 2014 für sein Engagement für Kinderrechte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Film steht auf dem Medienportal der Evangelischen und Katholischen Kirchen als Online-Medium zur Verfügung (nähere Informationen zu den Bedingungen unter: https://medienzentralen.de/)

urmilaVon den Qualen sklavenähnlicher Arbeitsbedingungen weiß auch Urmila zu berichten. Die junge Frau wurde als Sechsjährige von ihren Eltern als Kamalari, Hausangestellt, in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu verkauft. Erst zwölf Jahre später gelingt ihr die Befreiung. In dem Film „Urmila – für die Freiheit“ von Susan Gluth (Deutschland 2015, 83 Min.) erzählt sie von ihrem Schicksal, im Mittelpunkt steht jedoch ihr Einsatz für die Befreiung von Mädchen, die sie mit ihrer Organisation „Freed Kamalari Development Forum“ (FKDF) durchführt.

Der Filmemacher Shaheen Dill-Riaz hat in seinem Heimatland Bangladesch zwei Jungen begleitet, deren Arbeit unabdingbar für das Überleben ihrer Familien ist. Der zehnjährige Rakib arbeitet bei seinem Onkel als Filmvorführer in einem Kino. Er ist stolz auf seine Arbeit, aber immer wieder auch überfordert von den Erwartungen, die an ihn geknüpft sind. („Der Vorführer“, 2012, 28 Min.). Der 14-jährige Sohel lebt mit seiner Mutter und fünf netzwerkerSchwestern in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Sein Vater hat die Familie verlassen, von Sohel wird deshalb erwartet, dass er das Geld für die Familie verdient. So fährt er regelmäßig mit seinem Handy auf die 150 km entfernten Schwemmlandinseln und bietet den armen Insulanern für ein kleines Entgelt an, mit Verwandten in der Stadt zu telefonieren. („Der Netzwerker“, 2011, 28 Min.) Beide Filme sind auf einer DVD „Der Vorführer/Der Netzwerkwerk“ enthalten.

Die achtjährige Marlen lebt mit ihren beiden älteren Geschwistern in einem armen Vorort von Buenos Aires. Für ihre Arbeit als Müllsammlerin fährt sie jeden Morgen mit dem Zug in die Innenstadt. Der Film begleitet die Kinder während eines solchen Tages, der sehr früh beginnt und erst weit nach Mitternacht endet. Es ist ein harter Alltag. Marlen und ihre Freunde machen sich keine Illusionen – aber trotzdem haben sie Hoffnung. Der Film „Marlen, la Cartonera“ von Maria Goinda (2010, 28 Min.) ist Teil der Kompilations-DVD „Filme zum Wegwerfen – Müll und Recycling als globale Herausforderung“.

Auch in Bolivien, dem ärmsten Land Südamerikas, ist Kinderarbeit selbstverständlich. Knapp eine Million Kinderarbeiter gibt es unter den insgesamt zehn Millionen EinwohnerInnen des Landes. Ihr Geld ist für die eigenen Familien überlebenswichtig, dennoch war Kinderarbeit bislang gesetzlich verboten. Um aus diesen illegalen Verhältnissen heraus zu kommen, haben Jugendliche eine eigene Gewerkschaft gegründet. Zu Tausenden kämpfen sie nicht etwa für die Abschaffung der Kinderarbeit, sondern für ihre Anerkennung und ihr Recht auf Arbeit zu fairen Bedingungen. Und sie haben schon viel erreicht. Als erstes Land der Welt strich Bolivien den Passus „Kinderarbeit ist verboten“ aus seiner Verfassung. Stattdessen heißt es nun: „Die Ausbeutung von Kindern ist verboten“. Der Film „Aufstand der Kinder“ von Elisabeth Weydt (2014, 28 Min.) begleitet die jungen Mitglieder der Gewerkschaft CONNATSOP in ihrem Kampf um gerechte Entlohnung und Anerkennung. Der Film steht unter http://www.planet-schule.de/sf/php/sendungen.php?sendung=9426 noch bis zum 20.11.2019 online für die Bildungsarbeit zur Verfügung.

Um die Arbeitsbedingungen in sogenannten Sweatshops, illegalen Fabriken, in denen Menschen meist ohne gesicherten Aufenthaltsstatus zu geheimewerkstaettenBilligstlöhnen arbeiten, geht es in dem Film „Geheime Werkstätten“ von Catalina Molina (2010, 40 Min.). Juana, eine junge Bolivianerin, verlässt ihren Mann und ihr Kind, um im benachbarten Argentinien als Näherin Geld zu verdienen. Als ihr Sohn krank wird, muss sie entscheiden, zu fliehen und auf den geringen Lohn zu verzichten oder weiterzuarbeiten, da sie so für die Behandlung ihres kranken Kindes bezahlen kann. (Online siehe Medienportal der Evangelischen und Katholischen Kirchen: https://medienzentralen.de/).

Der Film „Todschick – Die Schattenseiten der Mode“ von Inge Altemeier (2016, 45 Min.) geht der Frage nach, warum noch immer Arbeiterinnen in Billiglohnländern, wie Bangladesch zum Beispiel, für die Produktion eines T-Shirts sterben müssen. Er stellt aber auch einen Gesetzentwurf aus Frankreich vor, nach dem europäische Unternehmen juristisch belangt werden können, wenn ihnen Menschenrechtsverletzungen in ihren Produktionsbetrieben nachgewiesen werden können. Das Gesetz trat im Februar 2017 in Kraft. Der Film lässt die Verbraucher und ihre Verantwortung für die Produktion der Dinge, die sie konsumieren nicht aus der Pflicht, räumt jedoch der Politik und ihren Möglichkeiten, für Gesetze zu sorgen, die für vertretbare Arbeitsbedingungen weltweit sorgen, die größere Durchschlagkraft ein.

Doch das Konzept von Arbeit, wie wir sie kennen verändert sich durch Digitalisierung un Computerisierung rasant. Was wäre also, wenn Arbeit nicht mehr nötig wäre, um menschenwürdig zu leben und alle genug Geld für den täglichen Bedarf zur Verfügung hätten? Mit dieser gewagten gesellschaftlichen Utopie beschäftigt sich der Film „Free Lunch Society – Komm komm Grundeinkommen“ von Christian Tod, der am 01.02.2018 im Kino startet. Erfahren Sie mehr über den Film und die damit verbundenen Aktionen unter  www.mein-grundeinkommen.de.

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