Globales Lernen in Erwachsenenbildung und beruflicher Aus- und Weiterbildung

piroge2Dass es sich um einen lebenslangen Bildungsprozess handeln muss, wenn man Transformation zur Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung machen will, darauf geht Robert Schreiber, Mitautor und Mitherausgeber des KMK-Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung, in seinem Beitrag im Katalog des Fernsehworkshops Entwicklungspolitik 2015 ein. Vielfältige Lernmöglichkeiten und offene Orientierungsstrukturen sind erforderlich, um wachsende Komplexität zu erschließen und Gesellschaft zukunftsfähig mitzugestalten. Und filmische Medien haben viel mit den Kernkompetenzen im Lernbereich Globale Entwicklung zu tun: Mit dem Erkennen und Wertschätzen von Vielfalt, Perspektivenwechsel und Empathie zum Beispiel.
Der großen Bedeutung, die dem Thema Flucht zukommt und die nicht abzusehenden Herausforderungen, vor die wir in unseren gesellschaftlichen Zusammenhängen gestellt sind und sein werden, wurde in verschiedenen Themenschwerpunkten auf dieser Seite in der letzten Zeit Rechnung getragen. Welche Rolle die vorgestellten Filme auch – vielleicht sogar besonders – in der Erwachsenenbildung und der Bildungsarbeit mit jungen Erwachsenen / BerufsschülerInnen z.B. – spielen können, sei hier noch einmal besonders betont.
Auch die Schulkinowochen, an denen Berufsschulen teilhaben können, haben im 1. Halbjahr 2016 Filme zum Thema Flucht/Exil im Programm, befassen sich aber auch mit den Lebenswelten derer, die gezwungen sind zu fliehen oder stellen Filme vor, die sich Ländern, aus denen Menschen zu uns kommen annähern. Auf den Seiten von Vision Kino www.visionkino.de gibt es Informationen zu den Schulkinowochen und die Programme und Termine in den einzelnen Bundesländern. So haben die Schulkinowochen Niedersachsen (15.02.-11.03.16) zum Beispiel einen Themenschwerpunkt „Flucht Vertreibung, Asyl“ zusammengestellt http://p233975.mittwaldserver.info/prestashop/index.php?id_cms=8&controller=cms
„Das Kino kann dem Thema Migration neue Perspektiven abgewinnen, und es nimmt diese Chance wahr“, so der Filmkritiker Georg Seeßlen in seinem Artikel „Auf der Flucht“ in epd-Film www.epd-film.de/themen/kino-und-migration-auf-der-flucht
PirogeDabei hat er sich Filme angesehen, die Flüchtlinge mit Empathie betrachten oder selbst zu Wort kommen lassen. „Die Piroge“ des senegalesischen Filmemachers Moussa Touré gehört dazu, der die Überfahrt von 30 Personen auf einem für die Hochseefahrt nicht geeigneten Schiff von Senegal nach Europa schildert. Der Kapitän weiß um die Gefahren, kann aber nicht verhindern, dass sich sein Bruder auf die gefährliche Reise begeben will, und willigt schließlich ein, die Verantwortung zu übernehmen. Die Reisegruppe ist denkbar gemischt, manche haben noch nie das Meer gesehen und sind doch voller Hoffnung, es auf der anderen Seite besser zu haben. Als sich ein blinder Passagier als Frau herausstellt, stellt sich die Frage, ob sie über Bord geworfen werden sollt, da sie als Frau Unglück über die Reise bringen könnte. Dass sich mit jeder Person eine eigene Geschichte verbindet mit Hoffnungen und Träumen, aber auch ungelösten Problemen und überhöhte Erwartungen, das bringt der Film mit großer Nähe zu seinen Protagonisten zum Ausdruck.
Einen ernüchternden Blick auf das Leben im Land der Sehnsucht wirft der Film „Dämonen und Wunder – Dheepan“ (Jacques Audiard, 2014), der 2015 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde und kürzlich im Kino angelaufen ist.
Erzählt wird die Geschichte des ehemaligen Freiheitskämpfers Dheepan, der vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka nach Frankreich flüchtet. In einem heruntergekommenen Pariser Vorort lebt er zum Schein mit einer ihm fremden jungen Frau und einem kleinen Mädchen, weil die gefälschten Pässe sie als Familie ausgeben. In ihrem Kampf um Anpassung und Hoffnung geraten sie mitten in einen blutigen Bandenkrieg, der dheepandie Brutalität, der sie zu entfliehen glaubten, in nichts nachsteht. http://daemonenundwunder.weltkino.de
Der in Bagdad geborene Schweizer Regisseur Samir beginnt in seinem autobiografisch gefärbten Film „Iraqi Odyssey“ (2014, 162 Min.) damit, Geschichten aus dem Leben seiner weit verstreuten Familie zu erzählen. Aus dieser persönlichen Betrachtung wird jedoch langsam die ganze Bandbreite dessen, was Flucht und Vertreibung bedeuten können, deutlich: Das Ankommen in der neuen Heimat ebenso wie das Leid an der Entwurzelung oder das nomadische Leben der Heimatlosen. Der Film startet am 14.01.2016 im Kino www.iraqiodyssey.ch
Hinweise zu Filmen zum Thema Flucht /Asyl finden Sie auch in der Datenbank.