Methoden des Globalen Lernens

unterm_sternenhimmelGlobales Lernen und der Lernbereich Globale Entwicklung ist auch eine Herausforderung an herkömmliche Lernmethode, wenn sie als Querschnittaufgabe in allen Bereichen des Unterrichts aufgefasst wird. So können auch außerschulische Lernorte gewinnbringend einbezogen werden, das Kino zum Beispiel. Wie es im Orientierungsrahmen Globale Entwicklung für das Medium Fernsehen formuliert ist, so bedarf auch das Betrachten von Filmen einer erheblichen Medienkompetenz, um Inhalte zu reflektieren und die Wirkung der bildlichen Darstellung zu durchschauen. Die Schulkinowochen, die Vision Kino durchführt, verfolgen diesen Ansatz und bieten immer wieder Filme zu Themen des Globalen Südens an. Das Programm, das im Herbst und im Frühling jeden Jahres stattfindet, gibt es unter www.visionkino.de/schulkinowochen/

„Unterm Sternenhimmel“, der Film der senegalesischen Filmemacherin Dyana Gaye gehört dazu. Der Film erzählt anhand dreier Personen die Bewegung zwischen den Städten Turin, Dakar und New York – jeder ist auf dem Weg, um etwas zu suchen, zu finden oder zu erfahren. Da ist die junge Sophie, die sich auf den Weg von Dakar nach Turin macht, um ihren Mann Abdoulaye dort zu treffen. Dort angekommen muss sie feststellen, dass sich ihr Mann auf der Suche nach einer besseren Arbeit auf den Weg nach New York gemacht hat. Dort versucht er, Sophies Tante zu finden, die jedoch mit ihrem Sohn Thierno nach Dakar aufgebrochen ist, um Mann und Vater zu beerdigen. Während Thierno, der zum ersten Mal in der Heimat seiner Eltern ist, Dakar entdeckt, setzt sich Sophie mit den Herausforderungen ihrer neu erworbenen Unabhängigkeit auseinander, die Turin ihre eröffnet, während Abdoulaye versucht, den amerikanischen Traum für sich wahr werden zu lassen.

VisionKino veröffentlicht auch Filmtipps mit weiterführenden Informationen und didaktischen Anregungen zur Arbeit mit Filmen. Eine solche Empfehlung erhielt auch der Film „Seefeuer“ von Gianfranco Rosi, der in diesem Jahr bei der Berlinale den Goldenen Bären erhielt. Der Dokumentarfilm, der Ende Juli im Kino startete,  spiegelt das Alltagsleben auf der italienischen Insel Lampedusa, an deren Küste jedes Jahr zehntausende Flüchtlinge landen oder aber ihr Leben lassen. Ohne erklärende Kommentare, und nur seiner dichten Beobachtung vertrauend, schildert der Film die Koexistenz zweier Realitäten und bildet damit eine Metapher auf die gegenwärtige Situation Europas. Der 12-jährige Samuele streift mit seinem Freund entlang der zerklüfteten Küste, seine Großmutter bereitet das Essen und hört im Radio die erschütternden Nachrichten über weitere Opfer im Mittelmeer. Der Arzt der Insel kümmert sich um die Geflüchteten, entsetzt über das, was er sehen muss und von übergroßer Hilfsbereitschaft. Er kümmert sich auch um Samueles Sehschwäche. Sein eines Auge sei etwas faul, sagt der Junge, und müsse trainiert werden, das sei nicht leicht. Vielleicht muss sich auch der Zuschauer auf diese Übung des Sehens einlassen, um wirklich wahrzunehmen, was ihn umgibt. Unter www.kinofenster.de und www.fluter.de  gibt es weitere Informationen zu dem sehenswerten und diskussionswürdigen Film.

„Kino als Kunst“, so betitelt der französische Filmpädagoge und Cineast Alain Bergala seine „kleine Abhandlung zur Filmvermittlung an der Schule und anderswo“. Der Text, den VisionKino und die Bundeszentrale für politische Bildung bereits 2006 auf Deutsch herausgebracht hat, spielt im Rahmen der wachsenden Bedeutung, die Filmbildung in einer von Bildern überflutenden Welt spielen, eine besondere Rolle zu. Für ihn sind Filme eine Einladung zur Begegnung, in deren Mittelpunkt die Sensibilisierung der Wahrnehmung steht. „Nur wer aufmerksam beobachten kann, wer Bildbotschaften nicht als eindeutig und allgemeinverständlich ansieht, sondern als eigenständige Werke, die eine andere Qualität besitzen als schriftsprachliche Texte und dementsprechend auch andere didaktische Mittel erforderlich machen“, so heißt es im Vorwort, „wird die vielschichtigen und ästhetischen Facetten eines durchdachten Films erkennen können.“