Globales Lernen in der Lehreraus- und -fortbildung

Touki_BoukiGemeinsam mit VertreterInnen von Landesinstituten für Schule und Medien hat Vision Kino 2015 ein aktualisiertes Konzept zur schulischen Filmbildung herausgegeben. Filmische Zeichen und ihre Wirkungen grundlegend verstehen und gestalterisch nutzen zu können ist und bleibt für die Orientierung in der Welt der bewegten Bilder unverzichtbar. Über die Beschäftigung mit Film in all seinen Ausprägungen und Formaten leistet Filmbildung einen wichtigen, aktuellen Beitrag zu umfassender audiovisueller Alphabetisierung. https://www.visionkino.de/lehrplan-ausbildung/konzept-zur-schulischen-filmbildung/. In dem Konzept werden die Kompetenzbereiche Filmproduktion, Filmanalyse, Film in der Mediengesellschaft und Filmnutzung näher betrachtet und bezogen auf verschiedene Schulstufen mit Fragestellungen unterlegt. Die Themen, die in dem Konzept behandelt werden, eignen sich gut für eine Bearbeitung von Filmen im Lernbereich Globales Lernen und können als Schnittstelle von Medienbildung und Globalem Lernen in der LehrerInnenaus- und -fortbildung nutzbar gemacht werden. Im Bereich Filmanalyse kann zum Beispiel die Frage nach der spezifischen Bildgestaltung und Ästhetik anhand von Filmen aus afrikanischen Ländern gestellt werden. Das Werk des Altmeisters des afrikanischen Kinos, des Senegalesen Djibril Dop Mambéty bietet sich an, der mit seinen Filmen „Touki Bouki“, „Das Los“ und „Die kleine Verkäuferin der Sonne“ Klassiker geschaffen hat, die an Kraft bis heute nichts verloren haben. Erzählweise, Gestaltung und Funktion eines Films kann mit Kenntnissen über Senegal/Westafrika verknüpft werden, über Alltagsleben und den Erfahrungen von Jugendlichen in westafrikanischen Ländern und hier. Auch die Bildungsfilme von Ousmane Sémbène, der ebenfalls aus Senegal kommende und als „Vater des afrikanischen Films“ bezeichnete Regisseur, können neue Sichtweisen auf die Rolle von Filmen in spezifischen regionalen und gesellschaftlichen Kontexten eröffnen. Sein Film „Moolaade“ über die Rolle von Mädchenbeschneidung in einem afrikanischen Dorf verbindet Geschichtenerzählen, Aufklärung und Anleitung zu politischen Handeln in eindrücklicher Weise. Aber auch aktuelle afrikanische Produktionen, wie die Filme „Die Piroge“ von Moussa Touré und „Unterm Sternenhimmel“ von Dyana Gaye bieten die Möglichkeit, sich mit deren dewenetispezifischen Bildsprachen über die Erzählungen von Flucht und Migration auseinanderzusetzen. Der Kurzfilm „Deweneti – Irgendwo in Afrika“, ebefalls von der jungen senegalesischen Filmemacherin Dyana Gaye, bietet einen Einblick in das Alltagsleben eines Straßenjungen in Senegals Hauptstadt Dakar, der mit unkonventionellen Mitteln sein Schicksal in die Hand nimmt.Im Kompetenzbereich Filmnutzung kommen Fragen zum Tragen, ob afrikanische Filme bekannt sind – oder warm dies genau nicht der Fall ist. Und ob sie, wenn es eine bessere Zugänglichkeit gäbe, vermehrt gesehen würden. Eine Recherche über die Präsenz afrikanischer Filme bei deutschen Festivals zum Beispiel könnte hier Aufschluss geben. Der Teilbereich Wirkung und Einfluss kann auf die Bedeutung von afrikanischen Filmen auf Identitätsbildung, Weltverständnis, Orientierung, Normen und Werte ausgeweitet werden. Die Recherche über afrikanisches Filmschaffen und Ausbildungsmöglichkeiten für junge FilmemacherInnen bildet im Teilbereich Geschmacks- und Urteilsbildung Grundlage dafür zu beurteilen, wie sich Wissen um Hintergründe auf die Sehweise auswirken kann. Auch der Kompetenzbereich Filmproduktion und –präsentation kann durch Internetrecherchen bereichert werden. So kann am Beispiel des Films „Félicité“ von Alain Gomis, der 2017 bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären und damit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde, versucht werden, die Produktionsgeschichte zu rekapitulieren und den Start in deutschen Kinos, der für Herbst 2017 angekündigt ist, mit dem internationaler Großproduktionen zu vergleichen. Dies führt auch zu der Frage nach Filmen als Wirtschaftsfaktor, der an diesem, aber auch anderen aktuellen afrikanischen Filmen gestellt werden kann.

Vision Kino bietet im Rahmen der Schulkinowochen Lehrerfortbildungen an. Dort werden immer wieder auch Filme aus afrikanischen Ländern angeboten bzw. deren Einsatz kann angeregt werden. Die Bundeszentrale für politische Bildung, mit der zusammen die Bildungsveranstaltungen durchgeführt werden, geben Filmhefte heraus, die auf deren Internetseite www.bpb.de bestellt bzw. abgerufen werden können. Dort sind unter dem Stichwort „Fokus Afrika“ Hefte zu verschiedenen afrikanischen Filmen zu finden, die Anregungen für die Weiterarbeit im Unterricht anbieten.

Weitere Informationen zu den hier vorgestellten Filmen finden Sie in der Datenbank.