Theorie des Globalen Lernens – Wissen und Kompetenzen
Filme können wesentlich zum Erkennen der Welt beitragen – eine Voraussetzung, um die weiteren Kernkompetenzen des Lernbereichs Globale Entwicklung, nämlich das Bewerten und Handeln zu entwickeln.
Zwar gibt es noch kein Material, in dem dezidiert Filmbildung mit Globalem Lernen vernetzt wird, aber interessante Werke, die dazu geeignet sind, auf die Verwendung von Filmen im Globalen Lernen und einer Bildung für nachhaltige Entwicklung erweitert zu werden.
(Foto aus: „Timgad“ von Fabrice Benchaouche)
„Kino alsKunst“, des französischen Medienpädagogen Alain Bergala zum Beispiel. Der Untertitel „Filmvermittlung an der Schule und anderswo“ sagt, worum es dem Autor geht: Filme innerhalb und außerhalb von Schule als Kunst zu vermitteln, das Besondere, das es Film als Kunstform ermöglicht, Begegnung, Irritation, Erfahrung von Fremdem zu initiieren. Das Buch wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung neu übersetzt und kann dort bestellt werden.
Auch Vision Kino, eine gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Film- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, hat Materialien zum Thema Filmbildung veröffentlicht, die sich mit europäischen Erfahrungen von PädagogInnen in diesem Bereich beschäftigen. „Studie Screening Literacy“ und „Framework for Film Education in Europe“ beschäftigen sich grundsätzlich mit der Bedeutung von Film in europäischen Lehrplänen und ist der Versuch, ein Modell für Filmbildung in Europa zu entwerfen, das Film als Kunstform würdigt, das kritische Verständnis sowie den Zugang zum Filmerbe, zum Welt-Kino, zum populären Film und kreativen Filmschaffen fördert.
Unter dem Titel „Film – Language without Borders“ werden Filme aus europäischen Ländern zum gegenseitigen Kennenlernen empfohlen. Dazu heißt es: „Film hat eine grenzenlose Sprache und verbindet dadurch Menschen, unabhängig von deren Herkunft, Alter, Gender und Lebenserfahrung. Migrationsgesellschaften, die in Folge politischer und sozialer Prozesse wie Industrialisierung, Kolonisierung, Mediatisierung und Globalisierung entstanden sind, sollten diese Kraft des Films nutzen.“ Neue Filme werden immer wieder mit Arbeitsmaterialien versehen, das vertiefende Informationen zum Film und gute Ansätze zur Weiterarbeit im Unterricht enthält.
Das Format FilmTippZOOM wirft, so heißt es, „einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb“. Neu ist die Besprechnung des Films „Was werden die Leute sagen“ von Iram Haq (Norwegen, Deutschland, Schweden 2017, 106 Min.), der am 10.05.2018 im Kino startet. Erzählt wird die Geschichte des selbstwussten Teenagers Nisha. Nach außen lebt sie wie ihre norwegischen FreundInnen, innerhalb der Familie passt sie ihr Verhalten den Vorstellungen ihrer Eltern und der pakistanischen Community an. Ihre Familie umsorgt sie liebevoll. Das ändert sich schlagartig, als ihr Vater mit einem Jungen in ihrem Zimmer erwischt. Die Eltern reagieren extrem und verschleppen das Mädchen nach Pakistan.
Auch Filme, die EZEF für die Bildungsarbeit herausgibt, sind mit ausführlichem Begleitmaterial für die Bildungsarbeit ausgestattet. Der Film „Timgad“ von Fabrice Benchaouche (Algerien, Frankreich Belgien 2016, 96 Min.), der rechtzeitig vor der Fußballweltmeisterschaft ins Kino kommt und für die Bildungsarbeit zur Verfügung steht, gehört dazu. In dem algerischen Dorf Timgad, berühmt durch seine römische Ruinenstadt, kommen in einer Nacht zwölf Kinder zur Welt. Die elf Jungen werden zehn Jahre später unter ihrem umtriebigen Lehrer eine Fußballmannschaft bilden, aber auch das einzige Mädchen, das in dieser denkwürdigen Nacht geboren wurde, wird eine außergewöhnliche Rolle spielen. Spannend wird es, als sich die Möglichkeit bietet, an den Fußballjugendmeisterschaften in Marseille teilzunehmen. Lehrer Mokhtar gelingt es, den geizigen Lebensmittelhändler als Sponsor zu gewinnen und Jamel, ein Franzose mit algerischen Wurzeln, der gerade als Archäologe seine Arbeit in der Ruinenstadt aufgenommen hat, wird zum freiwilligen Coach ernannt. Doch es fehlt an allem, um einen Sieg auch nur in Erwägung zu ziehen, zudem muss die Fußballmannschaft des Nachbarorts besiegt werden, die in dem Textilfabrikanten Archour auf reichlich Unterstützung bauen kann. Das Märchenhafte des Anfangs spiegelt aber auch eine andere Seite der Geschichte, die Fabrice Benchaouche zwischen den Bildern erzählt: Der islamistische Terror der 1990er Jahre, dem fast alle Väter der kleinen Fußballer zum Opfer fielen und zur Entvölkerung der Dörfer führte. Doch dann eröffnet der Film wieder einen verschmitzten Ausblick in die Zukunft. Denn die Rolle, die dem Mädchen Naïma in der heimischen Fußballmannschaft zukommt – sie könnten die Frauen für ganz Algerien einnehmen.
Die Schulkinowochen, die Vision Kino jährlich in Abstimmung mit den Bundesländern anbietet, ermöglicht Filmbildungserfahrung im Kino. Immer wieder werden Filme aus Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas angeboten, die LehrerInnen besuchen – oder selbst vorschlagen können. Zum Programm Schulkinowochen siehe auch die Themen-Schwerpunkte „Außerschulische Lernorte“ und LehrerInnenaus-und -fortbildung“ auf dieser Seite.
Film als Medium der Integration und des Spracherwerbs zu nutzen ist Ziel des Projekts Cinemanya. Dabei stellt das Goethe-Institut über den Bundesverband Jugend und Film ca. 40 Koffer mit Filmen für Vorführungen mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen zur Verfügung. In den Koffern befinden sich 20 deutschsprachige Spielfilme mit arabischen, persischen (Dari) und deutschen Untertiteln/Sprachfassungen sowie zwei nonverbale Kurzfilmprogramme. Zu den Filmen gibt es ein Begleithandbuch mit Hinweisen zur medienpädagogischen Nutzung der Filme. KofferpatInnen erhalten darüber hinaus Beratung und Einführung in den Umgang mit den Filmen in der Praxis.