Demokratieförderung / Good Governance – SDG 16

Mit dem Nachhaltigkeitsziel 16 sollen friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung gefördert, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglicht und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufgebaut werden.
Es umfasst auch, dass bis 2030
… alle Formen von Gewalt gegen Menschen, vor allem gegen Kinder, einschließlich Folter, gestoppt werden
… alle Menschen gleichermaßen Zugang zu einer unabhängigen Justiz erhalten und transparente gerichtliche Institutionen aufgebaut werden
… illegale Finanz- und Waffenströme deutlich verringert werden
… Korruption und Bestechung in allen ihren Formen erheblich reduziert werden.

Der Handel mit Waffen nimmt immer weiter zu. Deutschland ist dabei 2016 der fünftgrößte Waffenexporteur der Welt. Rüstungsexporte, insbesondere  Kleinwaffen, sollten gestoppt werden, da sie früher oder später mit großer Wahrscheinlichkeit illegal gehandelt werden. Ein massiver Ausbau ziviler Konfliktbearbeitung, statt Auslandsmandate der Bundeswehr sind ein weiterer Punkt, an dem Deutschland zum Erreichen dieses Zieles beitragen kann. In seinem Film Der Tod, die Waffen, das Schweigen – Das Oberndorf-Syndrom setzt sich Wolfgang Landgraeber, der in der Gemeinde Oberndorf schon 1983, auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung, die Dokumentarfilme „Fern vom Krieg“ und „Südfrüchte aus Oberndorf“ gedreht hatte, erneut mit Waffenproduktion und –export auseinander. Er trifft FriedensaktivistInnen und Gewerkschafter, und er versucht – leider meist vergeblich – auch mit Beschäftigten von Heckler & Koch ins Gespräch zu kommen. Sein Film blendet Bilder von Kriegsschauplätzen im Nahen Osten, in Afrika und auf dem Balkan ein. Dort wurde und wird mit Heckler & Koch-Waffen gekämpft. Und wenn die Kriege beendet sind werden diese Waffen gerne weiterverkauft und oft noch jahrzehntelang militärisch oder von Kriminellen genutzt. Ein kenianischer Chirurg berichtet im Film von seinem unermüdlichen Einsatz gegen Schussverletzungen und deren Folgen, die häufig von Heckler & Koch-Waffen herrühren.

Weltweit gibt es einen massiven kommerziellen Ansturm auf Ackerland – das neue grüne Gold. Der profitabelste neue Ort für Landwirtschaft ist Äthiopien. In seinem Film Das grüne Gold – Dead Donkeys fear no Hyenas (2016, 82 Min.) spürt Filmemacher Joakim Demmer den Auswirkungen, die Hunderttausende von Menschen in den Entwicklungsländern spüren, in Äthiopien nach. In dem von Hungersnot betroffenen Land verpachtet die Regierung Millionen Hektar scheinbar ungenutzten Landes an ausländische Investoren, in der Hoffnung auf Exporteinnahmen – und öffnet Korruption auf verschiedenen Verwaltungsebenen Tür und Tor. Zwangsvertreibungen sind die Folge, ebenso wie Gewalt und massive Einschränkung der Meinungsfreiheit. Diese Katastrophe wird mit Milliarden von Entwicklungsgeldern von Institutionen wie der Weltbank mit verursacht. Der Film untersucht diese Landübernahme und trifft auf der Suche nach Wahrheit Investoren, Entwicklungsbürokraten, verfolgte Journalisten, Umweltschützer und betroffene Kleinbauern.

Auch der Film Der Fall Mubende und der bittere Geschmack der Vertreibung von Michael Enger (2015, 30 Min.)beschreibt einen Fall von Ungerechtigkeit und fehlender Rechtsstaatlichkeit. Er begleitet den gut dokumentierten Fall von Landgrabbing in der ugandischen Gemeinde Mubende. Dort wurden 2001 etwa 4.000 Menschen vertrieben, um für die Kaweri Coffee Plantage Platz zu machen. Trotz aufwendiger Gerichtverfahren steht eine Entschädigung bis heute aus.

Die Einhaltung der Menschenrechte ist unmittelbar mit diesem Nachhaltigkeitsziel verbunden. Die schwierige Arbeit des Menschenrechtsgerichtshofs in Den Haag wird in dem Film Cahier Africain von Heidi Specogna (2016,119 Min.) aufgezeigt. Im Mittelpunkt des Films steht ein gewöhnliches Schulheft, in dem 300 zentralafrikanische Frauen und Mädchen offenbaren, was ihnen im Oktober 2002 im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen von kongolesischen Söldnern angetan worden war. Unter ihnen Amzine, eine junge muslimische Frau, die als Folge der Vergewaltigungen ein Kind zur Welt brachte. Der Blick auf ihre heute 12-jährige Tochter Fane erinnert sie täglich an das dem Heft anvertraute Leid. Arlette, ein christliches Mädchen, litt jahrelang an einer nicht heilen wollenden Schussverletzung am Knie. Nach einer erfolgreichen Operation in Berlin hegt sie Hoffnung auf ein schmerzfreies Leben. Aber inmitten der Versuche, den schwierigen Alltag zu meistern – und während in Den Haag noch die juristische Aufarbeitung der letzten Kriegsverbrechen in Gange ist – bricht in der Zentralafrikanischen Republik der nächste Krieg aus.

In dem Dokumentarfilm Sonita der Dokumentarfilm von Rokhsareh Ghaem Maghami (2015, 91 Min.) wehrt sich die junge Rapperin Sonita mit ihren Liedern und Texten gegen Zwangsheirat und Ungerechtigkeit. Seit sie mit ihrer Familie aus Afghanistan in den Iran geflohen ist, lebt sie ohne Papiere und ohne Perspektive, ihr musikalisches Talent leben zu können. Soloauftritte von Frauen sind im Iran streng verboten. Ein Musikstipendium in den USA könnte sich als letzte Rettung erweisen. Dazu allerdings muss Sonita noch einmal nach Afghanistan reisen, um ihre Papiere zu beantragen. Die Familie darf nichts erfahren. Weitere Informationen bei Vision Kino Filmtipp.

Der kurze Animationsfilm Eine Giraffe im Regen macht staatliche Willkür auch für ein junges Publikum verständlich. Nachdem sich die Giraffe in einem fiktiven Staat gegen das diktatorische Verhalten des Löwenkönigs aufgelehnt hat, muss sie aus ihrer Heimat fliehen und landet im regenreichen Land der Hunde – eine wahre Herausforderung für eine Giraffe. Doh sie findet neeue Freunde, die sie auf ihrem Weg auf einem Platz im Leben begleiten.

 

La Buena Vida – Das gute Leben, so der Titel des Dokumentarfilms von Jens Schanze (2015, 94 Min./52 Min.), begleitet Jairo Fuentes, den jungen Anführer der Dorfgemeinschaft von Tamaquito im Norden Kolumbiens bei seinem Kampf gegen den Ausbau der Kohlemine El Cerrejón. Der internationale Rohstoffkonzern, der hinter der Mine steht, will die Dorfgemeinschaft umsiedeln, um das Abbaugebiet für Kohle, die weltweit für hohe Gewinne vermarktet wird, zu vergrößern. Nur der Zusammenhalt des Dorfes bietet einen geringen Schutz. Einen staatlichen Eingriff gegen allzu große Willkür seitens des Konzerns ist in dem noch immer vom Bürgerkrieg gebeutelten Landes nicht gegeben. Und auch auf internationale Unterstützung wartet Jairo Fuentes vergebens.

Um zu verstehen, wie die Macht eines Einzelnen ein ganzes Land in den Abgrund ziehen kann, lohnt ein Blick auf die Geschichte eines der langlebigsten Autokraten Afrikas. In seinem Dokumentarfilm Robert Mugabe – Macht um jeden Preis (2011, 85 Min.) wirft der aus Simbabwe stammende Filmemacher Simon Bright einen Blick auf den Werdegang Mugabes. Zunächst gilt das unabhängige Simbabwe als vorbildliches Modell einer Gesellschaft, wo Schwarz und Weiß friedlich zusammenleben. Doch schon während des Befreiungskampfes wird auch die Rücksichtslosigkeit Mugabes gegenüber echter oder vermeintlicher Opposition erkennbar – und so erscheint seine Transformation zum Dauer-Präsidenten und rücksichtslosen Diktator weniger überraschend als vorhersehbar. Der Film erzählt aber auch die Geschichte des antikolonialen Befreiungskampfes in der Region. Er thematisiert die Besonderheit des von Weißen regierten und wirtschaftlich beherrschten Süd-Rhodesiens, das im Streit mit dem kolonialen Mutterland Großbritannien liegt und das die politische Konstellation des Kalten Kriegs zunächst für seinen Machterhalt zu nutzen weiß.Im Film kommen Freunde und politische Weggefährten Mugabes zu Wort – mit ihrer Bewunderung für den politischen Aktivisten, aber auch ihrem zunehmenden Unverständnis, das sich später in Distanz und dann teils offene Gegnerschaft verwandelt. Enttäuschte Anhänger Mugabes fragen sich selbst, warum sie sich nicht früher und entschiedener gegen ihn gewandt haben.

In dem Dokumentarfilm Jakarta Disorder von Ascan Breuer (2013, 87 Min.) sind es zwei mutige Frauen, die sich für die Slumbewohner in der indonesischen Hauptstadt einsetzen und sich gegen Gentrifizierung und Vertreibung einsetzen. Unter großer Anstrengung und unter Beteiligung vieler gelingt es ihnen, durch politischen Einsatz und Überzeugungskraft zumindest die Zerstörung einiger Gebiete aufzuhalten. Solidarität wird staatlicher Willkür und Ignoranz entgegengesetzt.