Globales Lernen in der Kita

Wie leben Kinder in anderen Ländern? Wovon träumen sie? Wie sieht ihr Alltag aus? Was verbindet uns – und worin unterscheiden wir uns? Für Kinder sind das interessante Fragen, denen sie oft mit Neugierde und Offenheit begegnen. Was man einzelnen Kindern jeweils zumuten kann und in welchem Alter, das können am besten die ErzieherInnen entscheiden, die mit ihnen zusammen sind. Auch wenn die Filme, die wir hier vorstellen, für Kinder ab der Grundschule gedacht sind, so können sie bei der entsprechenden Vor- und Nachbereitung auch für jüngere Kinder vieles zum Entdecken bereithalten.

Abi ist sechs Jahre alt und wahrscheinlich das neugierigste Mädchen im Osten von Amsterdam. Mit ihren Eltern, die aus Surinam stammen, lebt sie in einem Wohnblock, in dem Menschen aus den verschiedensten Kulturen wohnen. Abi ist immer auf der Suche nach neuen Abenteuern und bringt sich damit manchmal auch in Schwierigkeiten. Aber sie findet immer einen Ausweg, sei die Situation auch noch so knifflig. Auf spielerische Weise zeigen Abis kleine Abenteuer, welche Verständnisprobleme und Ängste in der Begegnung mit anderen Kulturen entstehen, aber gleichzeitig auch, wie sie überwunden werden können. Die beiden kurzen Filme „Leere Teller“ und „Pinguin Ladies“ von Simone Von Dusseldorp (Niederlande 2009, jeweils 8 Min.) sind Teil der DVD „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“.

Die Filmreihe von „10 von 199 kleinen Helden“ von Sigrid Klausmann begleitet Kinder in verschiedenen Ländern auf ihrem Schulweg. Sicher sind nicht alle Filme der DVD schon für die ganz Kleinen geeignet, aber dass Jésus und seine kleine Schwester ihren Schulweg mit dem Paddelboot zurücklegen oder To aus Laos eine schwankende Hängebrücke überqueren muss um zur Schule zu kommen, dürfte alle gleichermaßen interessieren.

„Zézé – Der Junge, die Topfdeckel und die Favela“ (Cao Hamburger, Brasilien 1995, 5 Min.): Ein pfiffiger Knirps klaut erst seiner Mutter, dann der Nachbarin einen Topfdeckel und rast in wilder Verfolgungsjagd durch das heimische Armenviertel, gerät zwischendurch auf einen Fußballplatz, schießt nebenbei ein Tor und landet schließlich am Ziel – einem Platz, auf dem eine Schlagzeugband mit improvisierten Instrumenten in vollem Gange ist. Jetzt wird der Zweck der Topfdeckel klar: der Kleine setzt damit den Schlusston und die Pointe. Der Kurzfilm, der ohne Sprache auskommt, gestattet viele beiläufige Einblicke in die Lebensweise und Andersartigkeit in einem brasilianischen Armenviertel. Dabei symbolisiert der kleine Musiker, der alles daransetzt, rechtzeitig zu seinem Auftritt zu kommen, ein Stück Hoffnung auf die Kraft des Einfallsreichtums und der Improvisation.

Die Kinder in dem Film „Die Straße gehört uns“ (Mustapha Dao, Burkina Faso 1987, 15 Min.) begeistern durch die Improvisationskraft, die sie an den Tag legen. Die Sechs- bis Elfjährigen haben die Straße für sich erobert, spielen und balgen sich. Hier treffen sie sich, basteln ihr Spielzeug, musizieren und amüsieren sich. Manchmal gibt es auch Streit mit den Erwachsenen, aber der ist bald wieder beigelegt. Der Film zeigt in teilweise inszenierten Aufnahmen die Spiele von Kindern in Burkina Faso. Einzelne Episoden werden als kleine, manchmal nur angedeutete Geschichten erzählt.

Auch „Eine Giraffe im Regen“ (Pascale Hecquet, Belgien, Frankreich 2007, 12 Min.) kommt ohne Sprache aus. Spielerisch und humorvoll erzählt der schön gestaltete Animationsfilm eine Tierfabel über die List und Solidarität der Schwachen, über Exil, Asyl und das Leben in der Fremde. In dem fiktiven afrikanischen Dorf Djambali beansprucht der Löwe alles Wasser für sich, um seinen Swimming Pool damit zu füllen. Eine mutige Giraffe entschließt sich, etwas dagegen zu unternehmen, doch ihre kühne Aktion hat schwerwiegende Folgen. Sie wird des Landes verwiesen und strandet in Mirzapolis, einer europäischen Stadt, die von Hunden bewohnt wird – keine leichte Situation für eine Giraffe. Durch die Darstellung der Tiere wird das schwierige Thema nahegebracht, ermöglicht aber auch eine Distanzierung. Seine Leichtigkeit und positive Botschaft machen „Eine Giraffe im Regen“ zu einem idealen Impulsmedium, das sich für viele Themen und Altersgruppen eignet. Die pädagogische Begleit-DVD enthält ein Lernspiel, das die Themen des Films u.a. in Rollenspielen aufgreift.

Auch die erlebnisreiche Entdeckungstour des lebenslustigen Ousman durch die sengalesische Hauptstadt Dakar auf der Suche nach kleinen Verdienstmöglichkeiten ist schon für Kinder geeignet. In dem Kurzspielfilm „Deweneti – irgendwo in Afrika“ (Dyana Gaye, Senegal, Frankreich, 2006, 14 Min.) verspricht er allen, denen er begegnet, für sie zu beten und dafür zu sorgen, dass sich die Wünsche erfüllen. Obwohl sie seinen Trick durchschauen, verfallen die Angesprochenen Ousmanes Charme und geben ihm ein bisschen Geld. Als Ousmane in einem Spielwarengeschäft eine Schneekugel mit dem Weihnachtsmann entdeckt, schickt er insgeheim selber einen Wunsch zum Himmel. Von nun an beschließt er, die Wünsche seiner Kundschaft in einem Brief an den Weihnachtsmann festzuhalten. Da ihm der Imam beim Verfassen des Briefes aber nicht helfen will, sucht Ousmane einen Schreiber auf, der ihm den Brief für 500 Francs mit der Schreibmaschine tippt. Auf die Frage, ob er selber denn keinen Wunsch hätte, meint Ousmane nur „Doch, natürlich“. In den Brief will er seinen Wunsch aber nicht aufnehmen. Denn er weiß, dass es in den Strassen von Dakar schon bald zu schneien beginnt – schließlich hat er einen Pakt mit dem Weihnachtsmann geschlossen… Da der Film im Original mit deutschen Untetiteln zur Verfügung steht, ist eine Vorbereitung notwendig, um die Kinder auf die Sprachenvielfalt einzustimmen, wenn die Untertitel vorgelesen werden.

Das erste Mal im Kino: das Pilotprojekte KITA-Kinowoche, das Vision Kino in Anlehnung an die Schul-Kinowochen konzipierte, wendet sich an MitarbeiterInnen aus KITAs und ErzieherInnen, die einen besonderen Blick auf Filme werfen. Angeboten wird ein kindgerechtes Filmprogramm und begleitend eine Weiterbildung für PädagogInnen, um die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer auf das Erlebnis Kino vorzubereiten und in der Nacharbeit auf Fragen kindgerecht eingehen zu können. https://hamburg.kitakinowochen.de/uploads/hamburg/store/4cbe39e5a6f1bbec99f068aeb9a57f41.pdf/KKWBegleitm_DasErsteMal_Web.pdf