Klimawandel / Klimaschutz

„Danke für den Regen“ sagt der kenianische Bauer Kisilu Musya an die industrialisierte westliche Welt gewandt zu Filmemacherin Julia Dahr, als die ersten lang ersehnten Tropfen auf sein ausgetrocknetes Feld fallen. Doch dann häufen sich die Extremwetterlagen und niemand aus der Region ist mehr vor den Wasserfluten, die vom Himmel stürzen sicher. Auch das Haus von Kisilu Musya und seiner Familie wird schwer beschädigt. In dem gleichnamigen Film (Norwegen, Großbritannien 2017, 59 Min.) verfolgt Kisilu Musya mit der Kamera, die er von Julia Dahr erhalten hatte, die Auswirkungen des Klimawandels über fünf Jahre. Alarmiert über die Veränderungen setzt er alles daran, die Bauern in seiner Region von angepassten Anbaumethoden und verbesserter Technik zu überzeugen. Als der durch eine norwegische NGO die Möglichkeit erhält, am Klimagipfel in Paris teilzunehmen, ist er hoffnungsvoll, etwas bewirken zu können. Doch die Großveranstaltung bietet ihm nur Platz in einer Nische.

„Dass das Klima der Erde schon immer natürlichen Schwankungen ausgesetzt war, ist ebenso wissenschaftlich belegt wie der überdurchschnittliche Temperaturanstieg, der seit Beginn der Industrialisierung nachvollzogen und mit dem anhaltenden Ausstoß von Treibhausgasen in Verbindung gebracht wird. So folgert der Weltklimarat in seinem letzten ausführlichen Bericht, dass zumindest die Hälfte des beobachteten Temperaturanstieges der letzten 60 Jahre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (> 95%) auf den starken Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre – und damit auf menschliche Einflussnahme – zurückzuführen ist. Die Hauptursachen des vom Menschen verursachten Klimawandels liegen dabei in der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas für industrielle Zwecke, Mobilität oder Energieversorgung, aber auch die landwirtschaftliche Nutzbarmachung von Waldflächen für Ackerbau oder Viehzucht spielen hierbei eine große Rolle. Die Hauptverursacher sind vor allem Industrie- und aufstrebende Schwellenländer wie z.B. Indien, China oder Brasilien. Nur zehn Länder, darunter kein einzig afrikanisches, verantworten über 70% des weltweiten CO2Ausstoßes.“ (aus: Arbeitshilfe zum Film)

Auf die Folgen des Klimawandels geht auch Carl-A. Fechner in seinem Film „Climate Warriors“ (Deutschland 2018, 86 Min.) ein: extreme Wetterereignisse wie Hurrikane, Waldbrände und Überschwemmungen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Der Dokumentarfilm, in dem sich Fechner in Teilen auf seinen früheren Film „Power to Change“ bezieht, will den Menschen eine Stimme geben, die sich unermüdlich für eine Energiewende und für eine nachhaltige Zukunft einsetzen. Unter ihnen ist auch der heute 19-jährige Hip-Hop-Künstler Xiuhtezcatl Martinez, der als Umweltaktivist nicht nur der indigenen Bevölkerung eine Stimme gibt, sondern in den USA mit seinen Aktionen für Aufmerksamkeit sorgte. Der für sein Engagement mehrfach ausgezeichnete junge Künstler – 2013 erhielt er von Präsident Obama den U.S. Volunteer Service Award – sprach schon 2015 im Alter von 15 Jahren in Englisch, Spanisch, und Nahuatl vor der UN Generalversammlung über den Klimawandel.

Engagiert im Kampf gegen den Klimawandel – durch politische Aktionen oder Proteste, durch Bildung oder Initiativen, technisch-praktische Innovationen zu verwirklichen – sind auch die drei Frauen, die Mary Kiio, Liz Miller und Karen Winther in dem Film „Hands on! Aktiv gegen Klimawandel“ (Kanada, Norwegen, Kenia 2016, 25 Min.) portraitieren. Silje Lundenberg kämpft gegen die Naturzerstörung in Folge der Erdölförderung vor der arktischen Küste Norwegens; Jasmine Thomas gegen den Bau von Pipelines durch indigenes Land in Kanada und Annabell Waititu bemüht sich um die Sicherung der bedrohten Wasserversorgung in Kenia, wo sich Dürren und schwere Regenfälle in Folge des Klimawandels häufen. Dabei geht es den drei Aktivistinnen darum, Wissen zu vermitteln, lokale Netzwerke zu bilden oder ganz praktische Lösungen umzusetzen.

 

Der Gedanke des Schweizer Filmemachers Matthias von Gunthen ist einfach: Wenn es wärmer wird, schmelzen die Eisschilde auf Grönland ab. Die ersten Folgen des Klimawandels im hohen Norden. Das geschmolzene Wasser landet im Meer und lässt den Meeresspiegel weltweit steigen. Folgewirkung: Heute noch bewohnte Inseln im Pazifik werden unbewohnbar. Beide Auswirkungen der Klimaveränderungen sind katastrophal. In seinem Film „ThuleTuvalu“ (Schweiz 2015, 96 Min.) dokumentiert er die Folgen der globalen Erwärmung anhand der Veränderungen in der Lebensumwelt einer Familie in Thule und einer Familie auf Tuvalu.  Der Film zeigt den Klimawandel nicht in abstrakten Zahlen, sondern anhand der Lebenserfahrung der Menschen, die ihm unmittelbar ausgesetzt sind.

2006 sorgte der Film „Eine unbequeme Wahrheit“ weltweit für Aufsehen: Der ehemalige US Vizepräsident Al Gore wies in dem mit dem Oscar ausgezeichneten Film von David Guggenheim auf den menschengemachten Klimawandel hin. Ihm wird ein wesentlicher Anteil am erhöhten Bewusstsein für den Klimawandel vor allem in den USA zugeschrieben. Gut zehn Jahre später, im Herbst 2017, tritt Al Gore erneut als Protagonist eines Dokumentarfilms auf, knüpft an das Filmprojekt von 2006 an und zieht eine Zwischenbilanz. „Immer noch eine unbequeme Wahrheit“ von Bonni Cohen und Jon Shenk (USA 2017, 98 Min.) fragt nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie sich die internationale Klimapolitik entwickelt hat und welche Folgen des Klimawandels erkennbar sind und wie die Menschen damit umgehen. Al Gore schaut aber auch nach den positiven Entwicklungen, in Ländern wie Norwegen zum Beispiel oder schaut sich lokale Initiativen, wie der eines erzkonservativen Bürgermeister eines texanischen Städtchens, der aus ökonomischer und ökologischer Vernunft auf CO2-freies Wirtschaften umgestellt hat, genauer an.

Seit 2015 begleitet die Regisseurin Karin de Miguel Wessendorf die Proteste gegen die Rodung des Hambacher Forstes und gegen die Zerstörung der Dörfer am Rand der Braunkohle-Tagebaue im rheinischen Braunkohlerevier, der größten CO2-Quelle Europas. Zuerst ist es nur ein Aufbegehren einzelner Gruppen mit unterschiedlichen Zielen, doch im Herbst 2018 wird der Protest gegen die Rodung schließlich zu einer breiten überregionalen Bewegung, die bundesweit Schlagzeilen macht. „Die Rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst“ (Deutschland 2019, 115 Min.). Zu Wort kommen Clumsy , ein junger Waldbesetzer, der im Baumhaus lebt, um die Rodung des Waldes zu verhindern; Antje Grothus, eine Anwohnerin aus Buir, die sich erst mit einer Bürgerinitiative für den Erhalt der Lebensqualität in ihrem Dorf einsetzt und später von der Bundesregierung in die Kohlekommission einberufen wird als Vertreterin der Betroffenen in der Region; Lars Zimmer, ein Familienvater, der in einem Geisterdorf ausharrt, um Sand im Getriebe der Umsiedlung zu sein; Michael Zobel, Naturpädagoge, der erst kleine Führungen anbietet, um für die ökologische Bedeutung eines uralten Waldes zu sensibilisieren und später eine bewegende Ansprache an die Verantwortlichen richtet. Die Menschen, die der Film vorstellt gibt der Sorge vieler um eine bessere Klimapolitik ein Gesicht. Veränderungen fangen dort an, wo man steht. Der Film hatte vor kurzem seinen Kinostart und wurde Ende September im WDR ausgestrahlt. Als DVD steht er zur Verfügung: https://mindjazz-pictures.de/filme/die-rote-linie-widerstand-im-hambacher-forst/