Menschenrechte

Der Tag der Menschenrechte wird am 10. Dezember zum Gedenken an die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10.12.1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen begangen.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International nehmen diesen Tag jedes Jahr zum Anlass, die Menschenrechtssituation weltweit kritisch zu betrachten und auf aktuelle Brennpunkte hinzuweisen.

(Foto aus: Der Mandarinenbaum)

 

 

 

Am Samstag, den 5. Dezember 2020 wird der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis in insgesamt fünf Kategorien vergeben. Zum zwölften Mal ehrt der Veranstalterkreis damit herausragende Film- und Fernsehproduktionen, die sich in besonderer Weise mit den verschiedensten Aspekten der Menschenrechte befassen.
In der Kategorie Langfilm wurde unter anderem der Dokumentarfilm „Für Sama“ (Waad al-Kateab, Edward Watts, 2019, 99 Min.) nominiert. Die syrische Regisseurin zeigt darin ihre sehr persönliche Geschichte in der syrischen Stadt Aleppo. Dort lernt sie ihren Mann, den Arzt Hamza kennen, ihre Tochter Sama wird geboren. Und sie begleitet die Arbeit ihres Mannes im Krankenhaus, in dem er und seine KollegInnen unter den katastrophalen Bedingungen des Krieges arbeiten müssen. Sie fragt sich, ob sie die Stadt verlassen soll, um das Leben ihrer Tochter zu schützen. In der Begründung für den Film des Monats 03/2020 der Evangelischen Filmarbeit heißt es: „Im Unterschied zum Strom der Nachrichtenbilder wird das Leid der unbekannten, zufälligen Opfer hier stets konkret – indem die Regisseurin es mit ihrer Erfahrung als Frau und Mutter verknüpft. „Für Sama“ bringt dem Publikum erschütternd nahe, welchen Risiken die Menschen in den neuen Kriegsregionen ausgesetzt sind.“

In der Kategorie Langfilm wurde auch der Spielfilm „Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“ von Teona Strugar Mitevska nominiert (2019, 96 Min.). Petrunya hat Geschichte studiert und lebt bei ihren Eltern in einer Kleinstadt in Mazedonien. Ihre Mutter zwingt sie immer wieder zu dubiosen Treffen mit potentiellen Arbeitgebern, doch Petrunya hat genug davon. Zufällig trifft sie am Dreikönigstag auf eine Prozession, die zum Fluss führt. An diesem Tag wirft der Priester ein gesegnetes Kreuz ins Wasser. Den jungen Männern, die danach tauchen, ist Glück und Wohlstand garantiert. Doch dieses Mal springt auch Petrunya in den Fluss und taucht mit dem Kreuz in der Hand wieder auf.  Und sie ist nicht bereit, es wieder aufzugeben. Der Kampf, der darauf hin ausbricht, entlarvt die Frauenfeindlichkeit, die oft von patriarchalischen Normen in der Gesellschaft getragen wird. Zu sehen, wie eine junge Frau gegen die männliche Herrschaft in ihrem Dorf aufbegehrt, macht klar, dass viele Frauen noch immer weit entfernt sind von Gleichberechtigung und Fairness. Der Film steht bei Jip-Film zur Verfügung.

Ebenfalls bei JIP-Film erhältlich ist der in der Kategorie Hochschule nominierten Film „Congo Calling“ von Stephan Hilpert (2019, 90 Min.). Der Film begleitet drei Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in den Osten der Demokratischen Republik Kongo, eine der ärmsten und unsichersten Regionen der Welt, gekommen sind. Hunderte von westlichen Entwicklungshelfern sind vor Ort und wollen die Bevölkerung unterstützen und gegen Menschenrechtsverletzungen eintreten. Raul, Peter und Anne-Laure sind hochmotiviert und auf ihre Art voller Visionen. Doch werfen die drei Lebensentwürfe auch grundsätzliche Fragen nach dem Zusammenleben und Zusammenarbeiten zwischen Europa und Afrika auf: Wie hilfreich ist die Hilfe des Westens?

Für gleich zwei Kategorien, nämlich die Kategorie Kurzfilm und die Kategorie Bildungspreis ist der Kurzspielfilm „Der Mandarinenbaum“ von Cengiz Akaygün (2018, 17 Min.) nominiert. Nach langer Haft als politischer Gefangener in der Türkei darf der Kurde Seyid zum ersten Mal Besuch empfangen. Seine achtjährige Tochter Sirin hat für ihn ein Bild gemalt, einen Vogel, den die Familie mit Sonnenblumenkernen füttert. Doch der Vogel wird vom Wächter als anarchistisches Symbol eingestuft und er zerstört das Bild. Seyid tröstet seine Tochter und erklärt ihr, dass er den Vogel in Erinnerung behält und niemand Gedanken und Vorstellungen verbieten kann. Sirin versteht und hat sich beim nächsten Besuch ein anderes Bild für ihn ausgedacht… In dem von Willkür geprägten Gefängnisalltag regt die Geschichte um die Kraft der Bilder und kleinen Gesten an, sich Gedanken über die verschiedenen Formen von Widerstand zu machen. Das Katholische Filmwerk hat eine Arbeitshilfe zum Film herausgegeben.

Das Recht auf einen Namen und einen würdigen Abschied als Menschenrecht zu verstehen, das macht sich der Spielfilm „Im Labyrinth der Erinnerung“ von Alireza Khatami (2017, 92 Min.). In einer namenlosen lateinamerikanischen Stadt kommen auch auf dem Friedhof, dem Arbeitsplatz eines alten Mannes, Gerüchte von Aufruhr und Unruhen an. Als Soldaten im Leichenschauhaus die Leiche einer jungen Frau zurücklassen, beschließt der Friedhofswärter, ihr einen würdigen Abschied zu ermöglichen und ihr ihren Namen zurückzugeben. Dieser Auftrag höchster Menschlichkeit führt ihn und seine Freunde in Konflikt mit der Obrigkeit aber auch zu einer neuen Erkenntnis über die Zerbrechlichkeit und Schönheit des Lebens. Regisseur Alireza Khatami hat in diesem Film auch die Erfahrungen aus seiner iranischen Heimat verarbeitet, mit Diktatur und der Verletzung von Menschenrechten.

Mit der Arbeit des internationale Menschenrechtgerichtshofs in Den Haag hat sich die Filmemacherin Heidi Specogna in zwei Dokumentarfilmen beschäftigt. „Carte Blanche“ (2011, 91 Min.) begleitet ErmittlerInnen des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag auf einer Reise in die Zentralafrikanische Republik. Ihr Ziel: Beweise für die Menschenrechtverletzungen des Rebellenführers Jean-Pierre Bemba aus dem benachbarten Kongo zu finden. Er hatte in seiner Rebellengruppe eine Carte Blanche für Plünderungen, Vergewaltigungen und Mord in dem destabilisierten afrikanischen Land erteilt. Acht Jahre später sollte zum ersten Mal ein Kommandant einer Rebellenarmee für den Befehl zur systematischen Vergewaltigung der Prozess vor einem internationalen Gericht geführt werden.

„Cahier Africain“ (2016, 119 Min.) greift diesen Fall anhand eines Schulheftes auf, in dem betroffene Frauen Zeugnis über die an ihnen verübte Gewalt abgelegt hatten und das auf geheimen Wegen als Bewesimaterial gegen Jean-Pierre Bemba nach Den Haag gekommen war. Drei Frauen und ihre Leben in einem Land, in dem immer wieder Kämpfe aufflammen, stehen im Mittelpunkt des Dokumentarfilms. Obwohl Bemba 2016, zwölf Jahre nach den Taten, für schuldig erklärt wurde, konnte das Urteil gegen ihn nicht vollstreckt werden.

Die Adivasi, die Unberührbaren, sind im Indien noch immer ausgegrenzt. Doch sie sind nicht länger bereit, auf ihre Rechte zu verzichten und setzen sich dafür ein, die Kontrolle über lebenswichtigen Ressourcen zurückbekommen, insbesondere über Land, Wald und Wasser. Der im großen Stil betriebene Abbau von Bodenschätzen, das Anlegen von Plantagen und mächtige Infrastrukturprojekte haben dazu geführt, dass sie vertrieben und der Grundlagen ihres Lebens beraubt wurden. In dem Dokumentarfilm „Millions can Walk“ begleiten Christoph Schaub und Kamal Musale (2013, 88 Min.) den „Marsch der Gerechtigkeit“, dem sich hunderttausende angeschlossen haben, um in Delhi ihre Rechte einzufordern. Der Marsch, dessen Idee auf Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstands gründet, wird von Ekta Parishad koordiniert, einer Organisation, die, untestützt von 10.000en Freiwilliger versucht, die Bedingungen der Landbevölkerung zu ändern. Der Film zeigt die vielfältigen Seiten des imposanten Protestmarsches und fokussiert immer wieder auf die Geschichten Einzelner, ihre alltäglichen Erfahrungen und die Gründe, die sie bewogen haben, sich auf den Weg zu machen.

Kinderrechte sind Menschenrecht. Der Kurzspielfilm „Kavi“ vonGregg Helvey (2009, 19 Min.) erzählt aus dem Leben des elfjährigen Jungen, der mit seinen Eltern in Schuldknechtschaft in einer Ziegelei lebt und für sein Alter schwere Arbeit verrichten muss. Als Menschenrechtsaktivisten auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam machen und ihn befreien, eröffnen sich Kavi neue Chancen.

„Rafaël“, der Film von Ben Sombogaart (2018, 105 Min.) erzählt eine dramatische Liebesgeschichte vo dem Hintergrund des Arabischen Frühlings und der Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer. Die junge Holländerin Kimmy hat sich im Urlaub in Tunesien in Nazir verliebt. Sie bleibt und sie heiraten, doch als die Unruhen zu eskalieren drohen, entschließen sie sich – Kimmy ist schwanger – nach Holland zu gehen. Da die Heiratsurkunde nicht für ein Visum für Nazir anerkannt wird, begibt er sich zusammen mit seinem Freund auf die gefährliche Überfahrt mit dem Boot nach Italien. Für ihn ist es der Beginn einer Odyssee, während Kimmy in Holland alle Hebel in Bewegung setzt, um ihm eine legale Einreise zu ermöglichen. Als sie ihn schließlich in einem Flüchtlingslager in Sizilien findet, hat sie viel über Recht und Unrecht erfahren. Am Ende des Films zitiert sie engagiert Artikel aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und endet mit den Worten: „Menschenrechte sind die Basis von Freiheit, Gleichheit und Frieden. Menschenrechte sind für alle verbindlich. Für Regierungen, jeden einzelnen und die Gesellschaft.“ Der Film steht im November bei EZEF mit Arbeitsmaterialien für den Unterricht für die Bildungsarbeit zur Verfügung.