Wasser (SDG 6 und 14)
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete im Dezember 2016 einstimmig die Resolution für die Internationale Aktionsdekade Wasser für nachhaltige Entwicklung 2018-2028, um während dieser zehn Jahre einen stärkeren Fokus auf das Thema Wasser zu legen. Die UN-Mitgliedstaaten betonten, dass Wasser von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung und die Beseitigung von Armut und Hunger ist, und drückten ihre tiefe Besorgnis über den mangelnden Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene sowie über wasserbezogene Katastrophen aus Wachstum, Wüstenbildung, Dürre und Klimawandel.
In zwei der 17 Nachhaltigen Entwicklungszielen spielt Wasser eine Rolle: Ziel 6 fordert die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten und eine moderne Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in allen Kommunen weltweit zu schaffen. Ziel 14 nimmt die nachhaltige Entwicklung und Nutzung von Ozeanen, Meeren und Meeresressourcen in den Blick. Je höher das Bildungsniveau eines Menschen, so heißt es dort, desto eher ist er sich der Umweltprobleme wie Überfischung der Meere bewusst und kann sich für den Erhalt der Meeresressourcen einsetzen.
Die gnadenlose Überfischung des Atlantiks, wie sie nicht zuletzt durch die europäische Fischereipolitik ausgelöst wird, ist Inhalt des Films „Yaayboy. Vom Fischen im Trüben“ von Peter Heller (Deutschland, Senegal 2012, 25 Min.). „Yaayboy“, so werden in Senegal die Fische bezeichnet, die nach dem Abfischen der ausländischen Trawler für die lokalen Fischer übrig bleiben. Doch davon können weder die Fischer noch die ländliche Bevölkerung, deren Ernährungsgrundlage sie sind, leben. Folge ist Abwanderung un die „fischreichen“ Länder Europas, Migration aus wirtschaftlichen Gründen und die Folgen. Diesem Thema geht Peter Heller in seinem Film „Life-Saaraba-Illegal“ (Deutschland, Spanien 2015, 90 Min.) nach, indem er die Reise von zwei Brüdern aus einer Fischerfamilie einer senegalesischen Insel nach Spanien über zehn Jahre begleitet. Doch immer mehr Menschen, gerade aus dem handwerklichen Fischereisektor, beginnen, gemeinsam ihre Interessen zu organisieren – sowohl gegen die Regierung, aber auch durch eigene Initiativen, wie die Registrierung von Fangbooten, die der Regulierung von Ausfahrten dienen soll oder auch durch die Einrichtung und Überwachung von küstennahen Schutzzonen für Jungfische. Gemeinsam fordern sie, den illegalen Fischfang zu beenden, die Fangquoten, die an die EU verkauft werden, stark einzuschränken und insgesamt das Ziel zu verfolgen, dass der Fisch aus den westafrikanischen Küstengewässern zuerst Afrikanern als Nahrung und Handelsgut zusteht. Ihr Protest führte nicht zuletzt zur Abwahl von Abdoulaye Wade, der für eine europafreundliche Fischeripolitik verantwortlich gemacht wurde.
Schon der Film „Alptraum Fischerboot. Afrikas Flüchtlinge und Europas Fischereipolitik“ (Klaus Martens, Michael Grytz, Deutschland 2007, 60 Min. beschäftigt sich mit diesem Themenkomplex.
Die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels, der zu Dürren ebenso führt wie zu extremen Regenfällen und so für Bauern unberechenbare Voraussetzungen für Aussaat und Ernte schafft, behandelt der Film „Danke für den Regen“ (Norwegen Großbritannien 2017, 59 Min.). Als die Filmemacherin Julia Dahr dem kenianischen Bauern Kisilu Musya eine Kamera gibt, dokumentiert er über ein Jahr die Änderungen seiner Umwelt. Er fühlt sich verpflichtet, die Bauern seiner Heimat auf die Veränderungen aufmerksam zu machen und alles in die Wege zu leiten, neue angepasste Anbaumethoden zu entwickeln. Doch der Weg ist lang. Seine Teilnahme an der Pariser Klimakonferenz, von der er sich entscheidende Schritte in die richtige Richtung erhofft, bleibt ernüchternd.
Was es bedeutet, wenn Wasser zur Ware wird macht der Film „Bottled Life“ (Urs Schnell, Schweiz 2011, 90 min.) deutlich. Nestlé dominiert den globalen Handel mit abgepacktem Trinkwasser. Der Schweizer Journalist Res Gehriger macht sich auf, einen Blick hinter die Kulissen des Milliardengeschäfts zu werfen, was ihn in die USA, nach Nigeria und Pakistan führt. Die Expedition in die Welt des Flaschenwassers verdichtet sich zu einem Bild über die Denkweisen und Strategien des mächtigsten Lebensmittelkonzerns der Welt. Informationen unter www.bottledlifefilm.com/
„Über Wasser“. Der Dokumentarfilm von Udo Maurer (2007, 83 min.) hat – leider – nichts an Aktualität verloren, vielmehr haben sich sich schon vor zehn Jahren bekannten Phänomene verschärft. Der Film erzählt in drei Geschichten von der existentiellen Bedeutung des Wassers für die Menschheit. Im überfluteten Bangladesch, wo aus Häusern Boote werden, in der Steppe Kasachstans, wo Fischerdörfer nach dem Verschwinden des Aralsees plötzlich in einer Wüste stehen, und in den dichtbesiedelten Slums von Nairobi, wo Trinkwasser zur Ware und zu einer Frage von Leben und Tod wird. Das Wasser, natürliche Lebensgrundlage, verliert immer mehr an Selbstverständlichkeit. Zwischen Ware und Menschenrecht steht das Lebenselement immer häufiger im Zentrum der Aufmerksamkeit. In immer extremeren Erscheinungsformen – Dürre, Sintflut, Verschmutzung – entwickelt es eine Dramatik, die die Grundfesten der menschlichen Zivilisation erschüttert.
Wasser ist aber auch Grenze, wie der Film „Im Land dazwischen“ (Melanie Gärtner 2012, 35 Min.) eindrücklich dokumentiert. Der Film portraitiert drei Migranten, die sich auf den Weg nach Europa gemacht haben, aber nun in Ceuta, der spanischen Enklave an der nordafrikanischen Küste, festsitzen. Hinter der gefährlichen Meerenge sind schon die Felsen von Gibraltar zu sehen. Blade Cyrille kommt aus Kamerun, Sekou aus Mali und Babu aus Indien. Alle drei haben in Ceuta zwar informell Arbeit gefunden, dürfen aber nicht regulär arbeiten. Die drei erzählen sowohl vom bisherigen Verlauf ihrer jeweiligen Reise, als auch von ihren Erwartungen an die Zukunft.
Um eine Reise über das Meer nach Europa in eine vermeintlich bessere Zukunft geht es auch in dem Spielfilm „Die Piroge“ des senegalesischen Regisseurs Moussa Touré. Etwa 30 Menschen begeben sich in einer Piroge auf die gefährliche Überfahrt. Sie sind Wind und Wetter, aber auch den eigenen Gefühlen und Erwartungen und den Herausforderungen durch die Mitreisenden ausgesetzt.
„Styx“, der mit dem Deutschen Menschenrechtsfilmpreis 2018 ausgezeichnete Spielfilm von Wolfgang Fischer begleitet die Ärztin Rike, die sich mit ihrer Atlantiküberquerung in ihrer Segelyacht einen Traum erfüllt. Als sie dabei auf ein havariertes Flüchtlingsboot trifft, muss sie sich entscheiden. Wie viel ist ihre eigene Sicherheit wert gegenüber der vielen vom Tode bedrohten Menschen? Hat sie eine Chance, auch nur einen von ihnen zu retten? Die Frage nach den eigenen Möglichkeiten angesichts weltweiter Tragödien wird hier konkret gestellt. Die Auseinandersetzung bleibt dringlich.
(Titelfoto aus dem Film „Im Land dazwischen von Melanie Gärtner)